B3-Umleitung
Verkehrsdiagnose: Kein Infarkt, aber akuter Behandlungsbedarf

Kolonnenverkehr quält sich im Stop- and Go-Modus über den St. Georgener Kirchenberg. | Foto: Eckhart Herbe
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  • Kolonnenverkehr quält sich im Stop- and Go-Modus über den St. Georgener Kirchenberg.
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Zähflüssiger Kolonnenverkehr,  Fußgänger und Radfahrer in der Defensive, Lärm und Abgase ab 6 Uhr morgens bis in den Abend hinein: Langenstein, St. Georgen und Luftenberg erleben aktuell durch die B3-Sperre zwischen den Abzweigungen nach Gusen und Abwinden für eineinhalb Wochen ein heftiges Déjà-vu des früheren Ausnahmezustandes vor der Umfahrung ihrer Ortszentren. Der befürchtete ganz große Verkehrszusammenbruch blieb zumindest bis zum Redaktionsschluss am Dienstag aus, eine kritische Analyse in punkto Kommunikation ist als Lehre aus den hochgehenden Emotionen zur Causa aber definitiv angebracht.
LANGENSTEIN - ST.GEORGEN/GUSEN - LUFTENBERG. Es sind wohl viele Nachbesserungen in letzter Minute, die den Verkehrsstillstand  verhindern. Zusätzliche Hinweisschilder auch in größerem Umkreis - etwa schon beim Linzer Chemiekreisverkehr-, LKW-Fahrverbot in Abwinden, eigens geöffnete Wege für Einsatzfahrzeuge und offenbar viele LKW-Lenker, die sich für andere Routen entscheiden oder großräumiger umgeleitet werden, zeigen Wirkung. Und natürlich zwei letztendlich doch fix abgestellte Polizeistreifen aus St. Georgen und Mauthausen, die in den Stoßzeiten an neuralgischen Punkten den Verkehr flüssig halten. Dabei hatte vieles kurz vor dem Wochenende noch auf verhärtete Fronten hingedeutet. Die Bürgermeister  der betroffenen Gemeinden skandierten Behördenignoranz und bewusste Willkür der Verkehrsverantwortlichen auf Bezirks- und Landesebene und deuteten bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz vergangenen Freitag sogar kryptisch Blockadeaktionen an. Umgekehrt orteten die so Kritisierten hinter vorgehaltener Hand einen willkommen Anlass für ein sommerliches Scharmützel dreier roter Ortschefs mit den schwarz-blau dominierten Ressorts auf Landesebene. 

Bessere Koordination unverzichtbar

Ganz nüchtern fehlt scheinbar seit Jahren der (politische?) Wille, endlich tragfähige Kommunikations- und Planungsstrukturen für regionale und überregionale Verkehrsprojekte zu schaffen. Weder genervte Anrainer noch leidgeprüfte Pendler noch verärgerte Wirtschaftstreibende verstehen, dass Jahr für Jahr wieder nicht miteinander geredet wird, sich periodisch die immer gleichen Kommunikationsdefizite zum Schaden aller wiederholen. Wie kann es sein, dass bei über viele Monate im Voraus geplanten großen Straßenbaustellen zur selben Zeit auf der parallel verlaufenden ÖBB Strecke Schienenersatzverkehr ausgerufen wird, während staugeplagten Betroffenen der Umstieg auf den Zug empfohlen wird?  Dann zur Draufgabe auch auf der Umleitungsstrecke lokale Baustellen bestehen, weil keiner mit den Ortsverantwortlichen vorab redet und Anrainer nur mit viel Glück überhaupt davon erfahren? Die Ausrede, dass dies in den föderalen Strukturen  Österreichs begründet sei, gilt im Internetzeitalter nicht mehr. Dafür gibt es unzählige geeignete Planungstools, erfahrene Profis zur Umsetzung auf allen Organisationsebenen genauso. Was fehlt, ist Koordination über die Schrebergartenzäune der Abteilungen, Referate und Amtsstuben hinaus.  Wir ernennen Manager und Koordinatoren für nahezu jeden Lebensbereich - einer für Verkehrsmanagement ist gefühlt unendlich lange schon überfällig. Es wohl genau so einen möglichst neutralen, unabhängigen und kompetenten Netzwerker mit Panoramablick fürs große Ganze brauchen, soll nicht 2021 zur gleichen Zeit wieder das gleiche Problem durch die Medien gehen.

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