Porträt Engelbert Freudenschuß
Vergolder, Restaurator, Maler, Künstler

Arbeiten von Engelbert Freudenschuß. Ein Ausschnitt.  | Foto: Zinterhof
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  • Arbeiten von Engelbert Freudenschuß. Ein Ausschnitt.
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ST. NIKOLA. „In der Vielfalt liegt meine Freude“, sagt Engelbert Freudenschuß (57), als er beim Besuch von MeinBezirk die Tür zu seinem Atelier öffnet. Statuen, Gegenstände zum Vergolden, alte Bilder, auch Fahnenbilder zum Restaurieren, eigene Gemälde, Porträts. Es wartet viel Arbeit in der Werkstatt. Auch außerhalb des Ateliers gibt es viel zu tun. Gefragt ist Freudenschuß auch als künstlerischer Gestalter nicht nur im sakralen Bereich.

Als Kind gemalt und Heilige gezeichnet

Schon in der Schulzeit zeichnete und malte Freudenschuß leidenschaftlich gerne. „Religion mochte ich, weil wir da viel zeichnen durften! Natürlich Heilige“, erinnert sich der Kunstschaffende aus Hirschenau. „Und die verfolgen mich, wie man sieht bis heute!“, lacht er. Bei der Berufsberatung in der Hauptschule wurde dann auf Grund dieser Leidenschaft und dem Interesse an Geschichte und alten Dingen zum ersten Mal eine mögliche berufliche Zukunft in Richtung Kunstrestaurierung angedacht. Der damalige Pfarrer aus Zeilern im Mostviertel vermittelte den jungen Freudenschuß zu einem Vergolder. Die folgenden Lehrjahre waren damals wahrlich keine Herrenjahre. Nach der Lehre ging es zum Bundesheer und danach in den Pflegedienst ins LKH Mauer. Aber mit einem Bein war der Familienvater von jetzt zwei erwachsenen Kindern immer bei seinem Kunst-Handwerk. 2007 quittierte er den Pflegedienst und arbeitet seitdem gemeinsam mit seiner Frau selbständig als Vergolder, Restaurator und Kunstmaler in der eigenen Werkstatt.

Einzigartige Meisterprüfung
Vergolder sind in Österreich eine aussterbende Spezies. Über Jahre fanden sich keine drei, vier Personen, die die Meisterprüfung zum Vergolder und Staffierer absolvieren wollten. Denn für mehrere Kandidaten eine Prüfung zu organisieren, wäre für die Wirtschaftskammer natürlich wirtschaftlicher gewesen als bloß für einen. Aber Engelbert Freudenschuß gab nicht auf. Als ihn ein Anruf von der Wirtschaftskammer Wien erreichte, man würde in Ermangelung weiterer Kandidaten gegebenenfalls allein für ihn eine Meisterprüfung organisieren, war er sofort Feuer und Flamme. Vorbereitungskurse gab es nicht. Für die Prüfung musste er sein ganzes Werkzeug und Gegenstände zum Vergolden in zwei Koffern mit nach Wien schleppen. Drei Prüfer, alles alte Vergoldermeister, trafen auf einen vielseitigen Kunstschaffenden, der die verschiedenen und teilweise Jahrhunderte alten Techniken des Vergoldens und Staffierens beherrschte. Und nach vier Tagen gab es einen neuen Meister in einem vom Aussterben bedrohten Handwerk. „In Oberösterreich bin ich meines Wissens einer von zwei Vergoldern, die das Gewerbe angemeldet haben, also 50 Prozent der oberösterreichischen Vergolder!“ sagt Freudenschuß.
Die Berufsgruppe der Vergolder wurde 2017 in das UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Da darf man als Vergolder schon ein wenig stolz sein.

Schönes Schaffen
„In meinem Beruf gefällt mir die Abwechslung. Manchmal sitze ich tagelang, um mit einem Skalpell Millimeter für Millimeter eine alte Oberfläche von Übermalungen zu befreien. Ein anderes Mal muss ich zum Beispiel fehlende Teile nachschnitzen oder modellieren. Ich kann Schönes schaffen oder verlorene Schönheit wieder herstellen. Die älteste Statue, die Freudenschuß restaurierte war ein kleiner Christus-Korpus aus dem 13. Jahrhundert. Restaurieren heißt auch nicht, alles neu machen. Das Spektrum reicht hier von „nur“ reinigen, konservieren und eventuell entfernen von nicht originalen Ergänzungen bei wertvollen musealen Objekten, hin bis zu kompletten Rekonstruktionen und Neufassungen. „Meistens bewege ich mich bei meiner Arbeit je nach Anforderung und Objekt irgendwo dazwischen“ Leidenschaftlich gerne jagt er auch alten Schätzen hinterher. Die findet er hauptsächlich auf diversen Auktions- und Verkaufsplattformen im Internet. „Ich habe da schon ein recht gutes Gespür entwickelt, wo sich zum Beispiel eventuell unter einer hässlichen Übermalung aus jüngerer Zeit eine schöne originale alte Skulptur befinden könnte.“

Der private Maler

Beim Restaurieren muss man seine Kreativität und seinen Gestaltungswillen zügeln, da es dabei auch darum geht, sich der ursprünglichen Intention und dem Stil eines Objektes unterzuordnen. Umso mehr genießt er beim Malen die gestalterische Freiheit. Freudenschuß, dem die Freude am Malen ins Gesicht geschrieben ist, beschreibt die Entstehung seiner Bilder wie folgt: „Ich habe es gerne, wenn ich am Anfang nicht weiß, was zum Schluss herauskommt. Ich beginne meistens mit einigen Schichten dünner Farben übereinander. Diese erstmals mehr oder weniger zufälligen Strukturen fordern mich heraus, darauf zu reagieren. Meist habe ich dann das Bedürfnis mit Linien und Übermalungen die vorhandene „Wildnis“ auf der Leinwand zu ordnen, zu zähmen. Die Bilder, die so entstehen, sind fast alle abstrakt und haben keine Titel. Titel würden die Darstellung gleich wieder eine Spur konkreter werden lassen und einen Inhalt suggerieren, der nicht beabsichtigt war, meint Engelbert Freudenschuß. „Aber ich male auch gerne gegenständlich, oder kombiniere gegenständliche mit abstrakter Malerei.“ - „Und seit ich in St. Nikola lebe, bedient sich auch hin und wieder der Heilige Nikolaus meiner Hand und Farben, um Sichtbarkeit zu erlangen!“

Engelbert Freudenschuß – öffentliche Tätigkeiten:
Vizebürgermeister in St. Nikola/Donau. Im Vorstandsteam des Kulturforums Donauland-Strudengau. Bei Gelegenheit Kulissenmaler für die Theaterwerkstatt in Nöchling und spielt hin und wieder auch gerne Theater.

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