Umbau abgeschlossen
Neuer Bahnhof St. Georgen: Mehr Komfort , aber künftig unbesetzt

Die 3. Generation des St. Georgener Bahnhofsgebäudes wurde am 18.8.2022 eröffnet - allerdings wegen der Streckensperre ohne Publikum. | Foto: Eckhart Herbe
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  • Die 3. Generation des St. Georgener Bahnhofsgebäudes wurde am 18.8.2022 eröffnet - allerdings wegen der Streckensperre ohne Publikum.
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Die ÖBB-Bahnhofsoffensive auf der Summerauerbahn beschert St. Georgen/Gusen einen modernen, kinderwagen- und behindertengerechten Haltepunkt. Fahrkarten gibt es allerdings nur mehr am Automaten oder online. Die gesamte Strecke wird künftig von einem einzigen Fahrdienstleiter zentral gesteuert. Wir stellen den nunmehr jüngsten Bahnhof Österreichs vor, berichten von den Umbauarbeiten und blicken zurück auf 149 Jahre St. Georgener Bahnhofsgeschichte.

ST. GEORGEN, LUFTENBERG. Wenn mit Schulbeginn der Schienenersatzverkehr auf der Summerauerstrecke endet, dann ist die schon zweite Metamorphose des Bahnhofs St. Georgen endgültig vollzogen. Der liegt ja eigentlich auf Luftenberger Gemeindegebiet. Aber auch nach dem Umbau ist St. Georgen mit den Haltestellen "Bahnhof" und "Ort"  gleich zweifach vertreten, während die Luftenberger namentlich weiterhin leer ausgehen -seit fast 150 Jahren ein Stachel im Fleisch der westlichsten Gemeinde im Bezirk.

Überdacht, sicher und barrierefrei

Sehen lassen kann sich der neue Bahnhof auf jeden Fall, auch wenn der schwarz-rostige Wartebereich, der aus den Grundmauern des unattraktiven Vorgängerbaus aus den 1970ern entstand, nicht nur Bewunderer findet. Gleise, Oberleitung, Digitalstellwerk, Signale, Entwässerung – alles wurde innerhalb eines Jahres abgetragen und neu aufgebaut, was auch deutliche Lärmminderung auf der dicht befahrenen Strecke bedeutet. Sind doch seit Einbindung ins S-Bahnnetz zu Stoßzeiten acht bis zehn Züge pro Stunde unterwegs. Großes Plus ist der breite überdachte Mittelbahnsteig mit Lautsprecherdurchsagen und digitalen Monitor-Anzeigen in Echtzeit. Für den barrierefreien Zugang - er verbindet als Fußgängerunterführung auch Abwinden mit den boomenden Wohnbereichen von Bahnhofssiedlung und Bergkristallgründen - investierten die ÖBB neben Rampen sogar in einen Aufzug. Ein langes Überholgleis optimiert die Kreuzungsmöglichkeiten mit Güterzügen.

Erster Bahnhof ab 1873

Das ursprüngliche Gebäude sah die Eröffnung der Bahn am 20. Dezember 1873. Es erlebte riesige Truppentransporte im ersten Weltkrieg, die über die "Budweiser Bahn" an die Ostfront nach Polen und Galizien liefen. Für tausende Pferde wurden in den Bahnhöfen eigene Tränken eingerichtet. Nach dem Zerfall der Monarchie 1918 sank der Zugverkehr stark, ehe nach dem Anschluss 1938 die in die Deutsche Reichsbahn eingegliederte Strecke strategisch wichtige Versorgungslinie für Hitlers Kriege wurde. Vorerst bei der Okkupation der Tschechoslowakei, wo tausende Soldaten und Fahrzeuge für den Zangenangriff von Süden her an die Grenze geschafft wurden und sogar ein Panzerzug zum Einsatz kam. Für die Hermann Göring Werke, die heutige voestalpine, rollten in der Folge unzählige Kohle- und Erzzüge aus den besetzten Gebieten nach Linz.

Drehkreuz des NS-Terrors

Das dunkelste Kapitel des St. Georgener Bahnhofs begann in den frühen 1940ern mit dem Bau der Schleppbahn ins KZ Gusen (ausführliche Informationen dazu hier) und zum gigantischen Stollensystem Bergkristall. Tausende Waggons mit Häftlingen und Zwangsarbeitern, zehntausende Tonnen Fracht für die KZ und den unterirdischen Rüstungsbetrieb, wo, so halten sich hartnäckig Gerüchte, neben Düsenflugzeugbau auch Atombombenforschung betrieben wurde, sind akribisch dokumentiert. Nach Kriegsende normalisierte sich in der nunmehrigen sowjetischen Besatzungszone der Verkehr nur langsam. Über die Schleppbahn liefen noch einige Jahre Gütertransporte aus den nunmehr als USSIA-Betrieb ausgebeuteten Gusener Steinbrüchen. Ihre Schienen und Schwellen wurden später von russischen Pionieren demontiert und kurz vor Abzug der letzten Soldaten am Abend des 2. September 1955 als Kriegsbeute in deren Heimat verfrachtet.

Erster Neubau in den 1970ern

Der ursprüngliche St. Georgener Bahnhof im klassischen k. u. k. Stil existierte bis Mitte der 1970er-Jahre. Mit der Elektrifizierung wurde das repräsentative Gebäude als erster Bahnhof der Summerauerbahn abgerissen und durch einen nüchternen Zweckbau ersetzt. Ein Schicksal, das mittlerweile der bauliche Bruder in Steyregg teilt und das bald auch jenen in Lungitz ereilen wird. Ebenso Geschichte ist persönlicher Kontakt. Wo einst selbst ein Landbahnhof unzähligen Menschen, vom Fahrdienstleiter, über Stellwerkern und Schrankenwärtern, Streckengehern, Lok- und Weichenschmierern  bis hin zum Zeitungskiosk und zur Kellnerin in der unverzichtbaren Bahnhofswirtschaft Arbeit bot, ist ein roter Ticketautomat als einziges interaktives Element verblieben. Leider ebenso überall verschwunden sind die Ladegleise - der lokale Gütertransport per Bahn lohnt sich abgesehen von wenigen Großkunden nicht mehr.

Bahnhofsoffensive im Endspurt

Die Maßnahmen an sieben Bahnhöfen und drei Haltestellen entlang der insgesamt rund 61 Kilometer langen Summerauerbahn schaffen für Reisende, aber auch für den Güterverkehr topmoderne Infrastruktur und mehr Komfort. Der letzte Puzzlestein der Modernisierung wird pünktlich zum 150-Jahr-Jubiläum mit der Umgestaltung des Bahnhofs Summerau 2023/24 gesetzt. Ab dann wird die gesamte Strecke von der 2012 eröffneten Betriebsführungszentrale (BFZ) am Linzer Hauptbahnhof ferngesteuert.

Weitere Informationen zur Eröffnung des Neubaus am 18. 8. 2022:

Bahnhof St. Georgen an der Gusen: Umbau abgeschlossen

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