Nachwuchssorgen beim Heimatverein
Geschichte braucht Bewahrer: Hobbyhistoriker dringend gesucht

Sammler, Archivierer, Ausstellungsgestalter: "Beim Heimatverein St. Georgen gib es Betätigungsfelder für jede(n) Interessierte(n)", sind seine Mitglieder überzeugt. | Foto: Eckhart Herbe
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  • Sammler, Archivierer, Ausstellungsgestalter: "Beim Heimatverein St. Georgen gib es Betätigungsfelder für jede(n) Interessierte(n)", sind seine Mitglieder überzeugt.
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Es sind oft kleine Vereine, wo Idealisten Bewundernswertes in tausenden,  vielfach unbemerkten Arbeitsstunden leisten: Das Sammeln, Bewahren, Ordnen und Präsentieren von Puzzlestücken lokaler Geschichte, welche individuell und einzigartig auch das kleinste Dorf prägt, ist die Domäne der Heimatvereine. Einer davon ist jener in St. Georgen an der Gusen, wo großartige Arbeit, aber aktuell auch Nachwuchssorgen das Vereinsleben prägen.

ST.GEORGEN/GUSEN. Die diesjährige Sonderausstellung bietet etwa einen Streifzug durch 150 Jahre Lokalzeitungsgeschichte. Hunderte Berichte sind zu erlesen, von spektakulären Kriminalfällen über Naturereignisse bis hin zu bizarren und skurrilen Ereignissen reicht das Spektrum.  Man war aber auch schon auf den Spuren der Elektrizität im Ort unterwegs oder holte die lokale Rotkreuzgeschichte vor den Vorhang. "St. Georgen einst und jetzt" faszinierte wiederum mit der Gegenüberstellung teils uralter Häuserfotos und deren aktuellem Aussehen.
Ein international bekanntes Multimedia-Modell des Stollensystems Bergkristall samt zugehöriger Schleppbahn zieht Besucher aus aller Welt an. Im mustergültig geführten Heimathaus finden sich Schätze von Natur bis Kultur, von der Urzeit bis zur Gegenwart - ein  Eldorado für alle Geschichtsliebhaber.

Nachwuchs fehlt

Dennoch werden die Falten auf der Stirn von Obmann Peter Vogtenhuber und seinen Mitstreitern stetig tiefer: "Man kann es nicht verleugnen - wir werden im Heimatverein langsam alt. Mittlerweile sind wir alle über 70 - engagierter Nachwuchs ist also mehr als dringend nötig, um die Arbeit am Laufen zu halten und den Verein zukunftsfit zu machen. Wir wollen ja nicht einfach verschwinden wie manche der Urzeittiere, deren Knochen wir im Heimathaus bewahren!"
Den St. Georgener Heimatverein gibt es seit 1986. Aus ihm ist auch das Gedenkdienstkomitee Gusen hervorgegangen, das sich mustergültig um die Aufarbeitung der NS-Geschichte verdient macht. Martha Gammer und Rudolf Haunschmied genießen weltweiten Expertenruf, der im aktuellen Beteiligungsprozess zur Neugestaltung des KZ-Gedenkstätte Gusen hoch gefragt ist. Der NS-Zeit ist auch im Heimathaus mit teils einzigartigen Exponaten, Bildern, Dokumenten und Zeitzeugenerinnerungen viel Platz eingeräumt.

Heimatgeschichte zukunftsfit machen

Gleichermaßen hat der Verein aber die St. Georgener Geschichte in all ihren Aspekten mustergültig bewahrt  und aufbereitet. "„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“ sagte einst der frühere deutsche Kanzler Helmut Kohl treffend in Anlehnung an ein Goethe-Zitat. Doch Historie braucht tatkräftige Vermittler. Wissenserwerb- und  Informationsvermittlung hat sich ebenso drastisch verändert wie die zugehörigen Medienkanäle.
"Vieles in unserer großen Sammlung ist analog: Objekte, Fotos, Zeitungsausschnitte oder historische Ansichtskarten. Der Computer - den gab´s 1986 ja noch nicht alltagstauglich - hat erst spät Einzug gehalten, auch wenn meine Listen und viele Scans von Bildern und Dokumenten mittlerweile digital sind. Aber wie man unsere Schätze etwa mit den unzähligen verfügbaren Online-Werkzeugen auf Social Media Kanälen, die ich nur vom Hörensagen kenne, der jüngeren Generation vermittelt - da bin ich völliger Laie", resümiert Franz Walzer, langjähriger Archivar (Porträt der BezirksRundSchau hier), der sein Amt kürzlich aus Gesundheitsgründen zurücklegen musste. Auch für ihn wird ein Nachfolger dringend gesucht.

"Heimatverbundenheit im positivsten Sinn"

Im Verein ist man sich einig: "Wir wünschen uns Menschen, die Interesse zu Geschichte und Menschen in und rund um St. Georgen mitbringen. Die gerne Historisches zusammentragen, Infos sammeln und recherchieren, das Ganze aufbereiten und herzeigen wollen. Oder die moderne Medien und Onlinetools verstehen und für unsere Arbeit einsetzen können. Ebenso Interessierte, die mit Liebe und Tatkraft im Heimathaus werken oder Ausstellungen gestalten. Niemand muss Historiker sein - in irgendeiner Form besitzt jeder entweder fachliches Wissen, einen kreativen Geist oder talentierte Hände. Liebe zur Bewahrung der Geschichte unserer unmittelbaren Heimat im positivsten Sinn und die Identität, die daraus erwächst, ist der Klebstoff, der uns im Verein verbindet!"

Kontakt für Interessierte:
Wer sich von diesem Appell angesprochen fühlt, setzte sich am besten mit nachfolgenden Vereinsmitgliedern in Verbindung, die gerne näheren Einblick in die Vereinsarbeit und die Schätze im Heimathaus vermitteln :

Obmann DI Peter Vogtenhuber,
Tel. 07237/3496, p.vogtenhuber@icloud.com
Reinhard Dekum,
Tel. 0699 /10329384, rdekum@yahoo.de
Erhard Wansch
Tel. 0664/3525696, schriftfuehrer.hv@24speed.at

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