Gefragte Fachkräfte

Auf mittelalterlicher Burg werden Butler ausgebildet

Der international gefragte Profi-Butler Andy Denk baut mit Carl Philip Clam eine Butler-Schule auf.

KLAM. Hier scheint die Zeit tatsächlich etwas stehen geblieben zu sein: auf der mittelalterlichen Burg Clam aus dem 12. Jahrhundert. Wer allerdings glaubt, dass Butler der Vergangenheit angehören, der irrt gewaltig. Im Gegenteil. Laut Carl Philip Clam ist die Nachfrage an verlässlichem Hauspersonal groß – neben Adelshäusern suchen auch Hotels nach geeigneten Fachkräften. "Der Butler ist oft in die gesamten Geheimnisse eines großen Hauses eingeweiht, ihm muss man zu 100 Prozent vertrauen können. Und wer in dem Beruf gut ist, wird auch top bezahlt und kann sich den Arbeitsplatz aussuchen", sagt er.

Erfahrung in Königshäusern gesammelt

Im Frühjahr 2020 startete man mit einer Butler-Schule. Nun wird mit dem Ausbildungsformat neu durchgestartet – im Frühjahr und Herbst sind Lehrgänge geplant. Der Verein "Austrian Guild of Professional Butlers" wurde gegründet. Profi-Butler Andy Denk bewohnt nun ein in Besitz der Familie Clam befindliches Gebäude, das alte "Schneider-Haus". Denk lebte seit 1988 in der Schweiz. 1993 begann er als "Hausangestellter" in einem Privathaushalt. In drei Jahrzehnten kam er in der ganzen Welt herum, arbeitete sogar im britischen und arabischen Königshaus.

Butler: Heute sind Allrounder gefragt

Denk schreibt auf seiner Homepage (denkservice.ch): "Der Butler ist immer noch die Visitenkarte eines gehobenen Haushalts. Er ist Statussymbol und Prestigeobjekt. Gebildet, zurückhaltend, diskret und selbstbestimmt verbindet er alte Traditionen mit neuen Werten." Er nehme Kunden alltägliche und außergewöhnliche Arbeiten ab und stehe rund um die Uhr unterstützend, auswählend und abschirmend zur Seite. Besonders wichtig seien weiterhin klassische Tugenden wie Höflichkeit, Treue, Aufrichtigkeit und Diskretion. Der moderne Butler sei aber vielseitiger als früher gefordert. Neben häuslichen und organisatorischen Pflichten ist oft ein Allrounder gefragt: Jemand, der putzt, Kinder abholt, Wäsche wäscht und Büro-Aufgaben übernimmt. Denk absolvierte selbst unzählige Weiterbildungen, vom Whiskey-Master bis zum Babymassage-Kurs.

"Vorher bei sich selbst aufräumen"

In sechs bis acht Wochen Butler-Schule mit jeweils einem kleinen Kreis an Teilnehmern gehe es in erster Linie um Persönlichkeitsbildung.  "Wichtig ist, dass die Leute bei sich aufräumen, bevor sie Verantwortung für das Leben anderer übernehmen. Darum drehen sich sicher 70 Prozent des Kurses", sagt Denk. Man wolle die Kurs-Teilnehmer an ihre Grenzen bringen. "Es geht darum: Wie gehe ich mit Belastungen um? "Es ist nicht so wichtig zu wissen, wie man einen Rolls Royce fährt. Wichtiger ist: Was tue ich, wenn er nicht funktioniert, aber ein Termin ansteht?" Gearbeitet wird an Fallbeispielen, zur Ausbildung gehört auch der Besuch von k. u. k. Hoflieferanten. 

Mittelalterliche Burg optimaler Lernort

Die Burg Clam als Lernort sei optimal: "Hier lernen die Teilnehmer am Vormittag, was sie am Nachmittag anwenden können und haben sofort ein Feedback", so Denk. Der Burgherr ergänzt: "Wenn man viele hunderte Jahre Tradition hat, weiß man: Das Haus steht und fällt mit den Angestellten. Es geht um Wertschätzung gegenüber der Arbeit und dem Nächsten." Ziel der "Austrian Guild of Professional Butlers" ist auch ein Pool an Profi-Butlern, die für Veranstaltungen gebucht werden können. Auf Burg Clam selbst gibt es seit Jahrzehnten keinen Haus-Butler mehr. Gäste mit hohen Ansprüchen, die auf der Festung übernachten, können die Dienste auf Wunsch allerdings in Anspruch nehmen.

https://www.burgclam.com

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