EMS Oberwart in der Kritik
Mütter schilderten weitere Vorfälle mit "Autisten-Kindern"

- Betroffene Mütter schilderten weitere Vorfälle mit "Autisten-Kindern" in der EMS Oberwart.
- Foto: Gernot Heigl
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Hohe Wellen und große Empörung löste der Fall eines "Autisten-Schülers" in der EMS Oberwart aus. Wie berichtet, wurde der Bub von Unterrichtsstunden und Veranstaltungen ausgeschlossen. Jetzt meldeten sich weitere Mütter mit Vorwürfen bei der Psychologin des Vereins "Autismus Burgenland" bzw. in der Redaktion.
OBERWART. Rechtsanwalt Mag. Dr. Gerhard Ederer MBA aus Oberwart, der selbst eine Behindertenbetreuer-Ausbildung absolvierte und als Sozialbetreuer aktiv war, meint generell, aber auch in dieser Causa: "Ein allfälliges dienstrechtliches beziehungsweise strafrechtliches Fehlverhalten muss Fall für Fall, also Einzelfall bezogen, beurteilt werden!" Gerne ist der Jurist für Betroffene und/oder Eltern rechtliche Anlaufstelle. So auch für jene tapfere Mutter, die diesen brisanten Sachverhalt aufgedeckt hat.
Mama packte bei Behörde aus
Die, unbeirrt von kolportierten Einschüchterungs-Gerüchten von wegen "Alles Lügen, man wird wegen Verleumdung einen Anwalt einschalten", Dienstagnachmittag den Aussage-Termin beim zuständigen SQM (Schulqualitätsmanager) wahrnahm und vorbehaltlos auspackte. Aufdeckte, was seit Monaten in der EMS (Europäische Mittelschule) Oberwart im Umgang mit ihrem "Autisten-Sohn", bei dem eine Doppeldiagnose von "Asperger Syndrom" und "ADHS" vorliegt, falsch gelaufen ist.
In diesem Zusammenhang tauchten weitere Details mit Verwunderungspotential auf, die einen Ausflug zur "Schokoladenfabrik Zotter" betreffen. Denn zuerst durfte das Kind mit ASS (Autismus Spektrums Störung) nicht dabeisein. Nach heftiger Intervention der Mutter dann doch, aber nur unter Auflagen des Direktors!
Unfassbare Vorgangsweise
Unfassbar, aber wahr: Die Mama musste den Sohn begleiten. Durfte jedoch nicht im großen Bus mitfahren, in dem ausreichend Platz vorhanden war, sondern musste mit ihrem eigenen Auto hinter dem Autobus nachfahren. Dann, mit einem Abstand von einigen Meter, der Klasse hinterherlaufen. Mehr oder weniger versteckt, damit es nicht so auffällt. Und jederzeit bereit sein, ihren Sohn abzuholen, wenn dieser nicht folge oder nicht brav ist... Tatsächlich nahm die Mama diese Tortur auf sich, um ihrem Kind den Ausflug mit seinen Schulfreunden zu ermöglichen.
Aktuell scheint manches in der EMS Oberwart hinterfragenswürdig. So befinden sich und/oder waren mehrere Pädagogen im Burnout, unabhängig von längeren Krankenständen. Einige Lehrkräfte rauchen völlig ungeniert - obwohl strengstens verboten - auf dem Schulgelände, diesbezügliche Beweisfotos liegen den RegionalMedien vor.
Aufregung um Schnitzelsemmel
Jüngst hat sich der Direktor vor Schülern über eine mitgebrachte Schnitzelsemmel empört gezeigt, erzählten mehrere Kinder ihren Eltern, weil er das in seiner Schule offenbar nicht haben möchte. Sollte es aus Gründen "gesunder Ernährung" gewesen sein, hat der Schulleiter sichtlich vergessen oder ist unwissend, dass die Schulkantine Süßigkeiten wie Schokoladenriegel (Maltester, Twix, Mars, Tender, Milka Oreo, Bobby, KitKat...) etc. verkauft. Auch hier wurden der Redaktion Bilder zugespielt.
Statement einer weiteren Mutter
Bezüglich "Umgang mit Schülern in der EMS" gibt es nun ein Statement einer weiteren Mutter, die schrieb, bezogen auf den aktuellen "Autisten-Fall" in der EMS: "Leider nicht die einzigen Probleme an dieser Schule. Ich war erleichtert, dass meine Tochter nur 1 Jahr unter diesem Direktor an dieser Schule war. Aber das hat gereicht. War mit dem vorigen Direktor eine Kommunikation auf Augenhöhe möglich, stand man nun da und wurde in Gesprächen plötzlich als Erziehungsunfähig hingestellt! Auch Diagnosen wurden angezweifelt usw., wenn es denn überhaupt ein persönliches Gespräch gab!"
Schließend mit: "Alles, was der vorige Direktor eingeführt hat, wurde plötzlich ohne Rücksprache geändert. Natürlich kam unsere Tochter damit nicht zurecht und kam es zu Zwischenfällen. Ja, die Aussage ‘Sie soll sich zusammenreißen‘* haben wir nicht nur einmal gehört!" (*Anm.d.Red.: Erklärung zu dieser fatalen Wortwahl für ASS-Kinder von Psychologin Mag. Elke Kovacs vom Verein "Autismus Burgenland" im vorigen Artikel - siehe Link am Ende dieses Berichtes).
Kind in anderer Schule untergebracht
Weitere verzweifelte Mütter haben sich zwischenzeitlich an verschiedensten Stellen, auch bei den RegionalMedien Burgenland, gemeldet und ähnliche Schilderungen, teils unter Tränen, getätigt. Eine der besorgten Mamas sagte unter anderem, dass es ihrem Kind gleich schlecht gegangen ist wie dem Buben aus dem Artikel. Ewig in der Koop-Klasse der EMS, Schulassistenz abgezogen, Beschimpfungen... Auch dieser Frau hat man, so ihre Aussage, seitens des Direktors bei Beschwerden mit Gesprächsabbruch gedroht! Sie ist dann mit ihrem Kind "in eine andere Schule 'geflüchtet'. Dort ist jetzt normaler Unterricht möglich!"
Angst vor Konsequenzen
Zumindest eine der Mütter wird Kontakt mit der Bildungsdirektion aufnehmen und dort auch alles erzählen. Leider schwingt bei Betroffenen jedoch immer Angst mit, weil sie Konsequenzen fürchten, wenn sie gegen Pädagogen oder einen Direktor aussagen!
Vorwürfe der Behörde melden
Dies ist jedoch gerade in diesen Fällen unbegründet, da die burgenländische Bildungsdirektion jedem Hinweis akribisch nachgehen und weitreichende Erhebungen einleiten will und wird. Wesentlich dafür, so heißt es seitens der Behörde, ist es aber, sämtliche Vorwürfe zu kennen. Denn ohne Aussagen können nur schwer Nachforschungen eingeleitet werden. Den Abschluss in dieser Causa will man seitens der Bildungsdirektion abwarten, ehe es weitere Statements gibt. Daran ist auch der EMS-Schulleiter gebunden.
ORF-Burgenland-Beitrag: Schwieriger Schulalltag für autistische Kinder
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