Vortrag und Gedenken
Die Verfolgung der Romnja während der NS-Diktatur
In Oberpullendorf fand eine bewegende Gedenkveranstaltung statt, bei der zahlreiche Vertreter aus Politik, Kultur und Kirche eindrucksvolle Reden hielten, um an die Opfer des Roma-Lagers Lackenbach zu erinnern. Sie riefen gleichzeitig zu einem klaren Bekenntnis gegen Hass und Rassismus auf.
OBERPULLENDORF. Bürgermeister Johann Heisz betonte die Bedeutung der Anerkennung der Volksgruppe der Roma und Sinti als „gesellschaftlichen Meilenstein“ und lobte das Engagement für mehr Sichtbarkeit und Respekt. Er betonte, dass gerade das Erinnern an die Verfolgung von Romnja eine Verpflichtung sei, sich auch heute gegen Diskriminierung zu stellen.
Landtagsabgeordnete Elisabeth Trummer (SPÖ) hielt eine mahnende Rede gegen Rassismus und Hass und betonte die Lehren aus der Geschichte: „Wir dürfen die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.“ Andreas Binder, evangelischer Pfarrer und Lehrer für evangelischen Religionsunterricht an der HAK/HAS Oberpullendorf, ergänzte dies mit einer eindringlichen Botschaft, indem er aktuelle Entwicklungen ansprach, wie die Angriffe in Amsterdam. Er kritisierte das Wegsehen und zitierte aus der Bibel (Jakobus 4:17): „Wer das Gute zu tun weiß und es nicht tut, für den ist es Sünde.“ Binder warnte, dass die Gleichgültigkeit gegenüber Unrecht und Hass schon immer der Nährboden für größere Verbrechen gewesen sei.
Würdigung der Opfer und Retter
Ein emotionaler Moment war die Segnung durch Stadtpfarrer P. Deivasakayaraj Sebasthikkannu MSFS, begleitet von einer jungen Geigerin, die alte Roma-Lieder spielte. Diese Klänge verliehen der Kranzniederlegung eine ergreifende Atmosphäre, die den Opfern Ehre erwies und zugleich der Helfer gedachte: Baron Rohonczky, Graf Nitzky von Nebersdorf und Herr Kutz aus Raiding, enger Freund des Barons Rohonczky hatten während des Nationalsozialismus Roma aus dem Lager geholt, ihnen Arbeit gegeben und sie damit vor der Deportation bewahrt.
Ein nachfolgender Vortrag der Historiker Herbert Brettl und Gerhard Baumgartner im Rathaus Oberpullendorf, hob die mutigen Taten dieser Retter hervor und betonte, wie wichtig Zivilcourage auch in der heutigen Gesellschaft bleibt. Horst Horvath, Geschäftsführer der Roma Volkshochschule, und Elisabeth Hausmann-Farkas, Obfrau des ungarischen Kulturvereins, setzten ebenfalls klare Zeichen für Toleranz und Dialog.
Die Veranstaltung machte eindrucksvoll deutlich, dass Gedenken nicht nur Erinnerung bedeutet, sondern auch Verpflichtung: eine Verpflichtung, in der Gegenwart für ein friedliches und respektvolles Miteinander einzutreten.
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