Die Brücke von Andau
Als eine einfache Holzbrücke Geschichte schrieb

- Die Brücke von Andau, erinnert an die Flucht über den Einser-Kanal im Jahr 1956.
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Im Jahr 1956 wurde die Brücke von Andau zum Fluchtweg über den Einser-Kanal, als viele Menschen nach der gewaltsamen Niederschlagung des ungarischen Volksaufstands nach Österreich flohen.
ANDAU. Etwa zehn Kilometer von Andau entfernt führte eine schmale Holzbrücke über den Einser-Kanal. Ursprünglich von Landwirten genutzt, wurde sie nach der Niederschlagung des Ungarnaufstands am 5. November 1956 für Tausende zum letzten Weg in die Freiheit.

Wichtigste Brücke der Welt
Der 1997 verstorbene amerikanische Bestsellerautor James A. Michener war damals als Berichterstatter vor Ort. In seinem Buch "Die Brücke von Andau" schrieb Michener: "„Es war vielleicht die unbedeutendste Brücke Europas. Allein die Laune des Schicksals wollte es, dass sie einige Wochen hindurch zu einer der wichtigsten Brücken der Welt wurde.“
Flüchtlingsstrom
Die Geschehnisse jenes Sonntages werden in der Andauer Ortschronik wie folgt beschrieben: „Am Sonntag, dem 5. November hörte man wieder das Dröhnen der Panzermotoren und das Rasseln der Ketten der Panzerfahrzeuge, die sich der Staatsgrenze näherten. Die Bevölkerung hielt den Atem an und fragte sich, was geschehen würde. Unsere Feuerwehrmänner zogen zur Grenze und markierten diese mit rot-weiß-roten Fahnen (...) In den nächsten Tagen kamen die ersten Flüchtlinge. Von Tag zu Tag schwoll der Flüchtlingsstrom an. Zu Tausenden kamen sie aus ganz Ungarn über den Einserkanal nach Andau, in die Freiheit des Westens.“ Am 21. November wurde die Brücke von ungarischen Soldaten gesprengt. Die Grenze wurde ab dann von den ungarischen und russischen Grenzposten noch schärfer bewacht.

- Entlang dieses Weges haben zahlreiche Künstler aus aller Welt mit ihren Skulpturen eine einmalige Freiluftgalerie geschaffen.
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Offene Arme
Trotzdem schafften es immer noch hunderte Flüchtlinge über die Grenze. Der spätere US -Präsident Richard Nixon kam kurz vor Weihnachten 1956 als damaliger Flüchtlingsbeauftragter nach Andau, um sich vor Ort ein Bild über dieses Flüchtlingsdrama zu machen. Die Bevölkerung von Andau war für die Flüchtlinge im Dauereinsatz. Jene Ungarn, die es nach Andau geschafft hatten, wurden von der Gemeinde mit offenen Armen empfangen, wie in der Ortschronik von Andau zu lesen ist: „Die Gemeinde Andau und die Bevölkerung haben in diesen Tagen und Wochen große humanitäre Leistungen erbracht, die heute nicht mehr vorstellbar wären. Die Schulen, der Kindergarten, das Kino und alle öffentlichen Räume wurden für die Unterbringung der Flüchtlinge bereitgestellt." Insgesamt sollen zwischen 70.000 und 80.000 Menschen bei Andau über die Grenze gekommen sein.
Hilfsbereitschaft
Die “neue Brücke von Andau” wurde 40 Jahre später in Zusammenarbeit österreichischer und ungarischer Soldaten errichtet und am 14. September 1996 feierlich eröffnet. Im Jahr 2006 wurde die Brücke wegen Baufälligkeit vom österreichischen Bundesheer neu aufgebaut. Die Brücke von Andau steht heute nicht nur als ein Denkmal, das an die unselige Zeit des geteilten Europas erinnert. Sie ist auch Symbol für Hilfsbereitschaft, für Toleranz und Zusammengehörigkeit über alle politischen Grenzen hinweg.“
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