Stadtplatz Mürzzuschlag
"Das beste Projekt seit 30 Jahren"

- Der Stadtplatz Mürzzuschlag ist als Multifunktionionsplatz konzipiert. So wie hier bei der Riesenwasserrutsche am Donnerstag.
- Foto: Stadt Mürzzuschlag
- hochgeladen von Woche Mürztal
Eine Aktion der "Grünen" für einen autofreien Stadtplatz in Mürzzuschlag hat Unverständnis bei vielen Gewerbetreibenden ausgelöst. Ronald Fuchs, Obmann der Werbegemeinschaft "Mürz Aktiv" und Inhaber von Modegeschäften in Mürzzuschlag und Kindberg erklärt, warum ein autobefreiter Stadtplatz kontraproduktiv für die Innenstadt ist.
MÜRZZUSCHLAG. Mit Ronald Fuchs treffen wir uns auf der Terrasse des Cafes Testarossa in Mürzzuschlag mit einem schönen Blick über den gesamten Stadtplatz.
Mit gewisser Regelmäßig kommen auch in Mürzzuschlag Vorschläge (sehr oft von den Grünen), die Innenstadt doch grüner und autofreier zu machen. In Mürzzuschlag wurde ein autofreier Stadtplatz gefordert. Warum funktioniert das aus ihrer Sicht und aus Sicht der Handelstreibenden in Mürzzuschlag so nicht?
RONALD FUCHS: Es zeigt die Erfahrung, dass je kleiner ein Handelszentrum ist, desto besser muss die Erreichbarkeit sein. Ein siebenminütiger Fußmarsch beispielsweise von den Bräuerteichen ins Zentrum funktioniert nicht und wird von den Kunden nicht akzeptiert. In großen Zentren, wie der SCS oder dem Outlet-Center in Parndorf, ist es den Leuten egal, dass sie vom Auto bis zum ersten Geschäft mindestens fünf Minuten zurückzulegen haben. Wegen des zu erwartenden Einkaufserlebnisses wird das in Kauf genommen.
Aus Ihrer Sicht ist der Stadtplatz gut so, wie er ist?
Ja, es ist das gelungenste Projekt der letzten 30 Jahre. Es ist ein multifunktioneller Platz, der viele Rollen zu erfüllen hat. Und wie man sieht, die Autos spielen bei weitem nicht die Rolle hier. Parkplätze gibt es nur in zwei Zeilen, wobei bewusst auf eine dritte Parkzeile verzichtet wurde.
Wichtigster Frequenzbringer für den Stadtplatz ist der Unimarkt mit durchschnittlich 1.000 Kunden pro Tag. So ein Nahversorger ist auf den Parkplatz vor der Tür angewiesen.
"Der Stadtplatz ist die gelungenste Projektumsetzung der letzten 30 Jahre. Was soll man da groß verändern?"
Ronald Fuchs, Obmann von Mürz Aktiv
Vor fast 20 Jahren hat man in Mürzzuschlag eine ähnliche Diskussion geführt, mit einer verkehrsberuhigten Wiener Straße – als Wohnstraße ausgeschildert. Auch hier war eine reine Fußgängerzone im Gespräch. Hat sich diese Lösung bewährt?
Die Idee war gut. Für eine reine Fußgängerzone war die Besucherfrequenz viel zu niedrig, das hätte damals den Ruin für die Innenstadt bedeutet. Wobei die Wiener Straße schon noch Entwicklungspotenzial hätte, wie etwa mehr Gastronomie und mehr Schanigärten. Am Stadtplatz hingegen funktioniert die Kombination bestens – hier gibt es auch keinen Leerstand.
Ist aus Ihrer Sicht die Innenstadt-Lösung beginnend vom Bahnhof, über Stadtplatz, Wiener Straße und Grazer Straße die Optimal-Variante oder gebe es eine Wunschlösung?
Ich drücke es so aus: Wunschlösungen wären nicht zu finanzieren und wären reine Utopie. Was soll man den groß verändern? Mehr als die Hälfte unserer Kunden kommen aus dem Umland, sie sind aufs Auto angewiesen und pochen auf gute Erreichbarkeit, sonst fahren sie ein paar Kilometer weiter und kaufen im nächsten Fachmarktzentrum ein.
Beim stationären Handel gibt es die Auseinandersetzung zwischen Innenstadt und Grüner Wiese. Jetzt will man den Bürgermeistern das Instrument der Raumordnung und der Flächenwidmung wegnehmen. Ist das ein erster, guter Ansatz?
Ja, doch. Die Bürgermeister sind in einem steten Interessenskonflikt, vielfach werden sie auch von Handelskonzernen richtiggehend erpresst, da macht es schon Sinn, wenn man ihnen diese Last von den Schultern gibt und sozusagen einer "neutralen" Stelle übergibt.

- Ronald Fuchs und Reinhard Kroiss schwören auf die Kraft "ihres" Stadtplatzes.
- Foto: Hackl
- hochgeladen von Markus Hackl
Die Gesprächsrunde erweitert sich
Jetzt stößt auch Reinhard Kroiss zur Runde, als selbstständiger Kaufmann ist er Franchispartner bei Unimarkt und betreibt seit 2019 die Filiale am Stadtplatz.
Braucht es weitere Maßnahmen, um beim Kampf Innenstadt gegen Grüne Wiese mit gleichen Waffen kämpfen zu können?
FUCHS: Knackpunkt sind sicherlich auch die Parkgebühren. Feldbach verzichtet zum Beispiel gänzlich auf Parkgebühren und hat gute Erfahrungen damit gemacht. Auch wir haben es in Mürzzuschlag nur mit der Parkuhr probiert, sind aber daran gescheitert. Die Disziplin der Autofahrer hat nicht ausgereicht, dass es eine praktikable Lösung geworden wäre.
KROISS: Der Vorteil des Stadtplatzes ist seine Mehrfachnutzung. Von den Veranstaltungen profitieren alle. Wir haben am Markttag am Samstag die besten Umsätze. Ich habe mich bewusst für diesen Standort entscheiden, weil ich daran geglaubt habe, dass es hier funktionieren kann. Wir konnten Frequenz und Umsatz steigern, wir haben auch aber eine Nische gefunden, mit der wir nicht unmittelbar mit den großen Supermarktketten konkurrieren müssen.
Einkaufen muss auch erlebbar sein. Das ist der Vorteil gegenüber dem mächtigen Riesen Onlinehandel. Ist dieser Kampf für den stationären Handel bereits verloren?
FUCHS: Nein, ganz und gar nicht. Seit Ende der Pandemie wird der stationäre Handel regelrecht gestürmt. Wir selbst haben wieder die gleichen Umsätze wie im Jahr 2019. Nach der Pandemie brechen erstmals die Umsätze bei den Online-Riesen ein, Einkaufen hat dich sehr viel mit Flair, Atmosphäre und Emotion zu tun und da kann der Online-Handel nicht mit. Schließlich sind wir ja alle soziale Wesen.
KROISS: Ich liebe diesen Stadtplatz, da spürt man, dass Leben in der Stadt ist. Wie schon vorhin erwähnt: Veranstaltungen wir die Mürzer Messe brauchen Fläche und hier haben wir genügend davon. Würde es diesen Platz nicht geben, würde hier auch nichts passieren.
Das passt zum Thema:




Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.