Ein Beitrag zur Integration
Engagement ist in Mürzzuschlag Ehrensache
Flüchtlingsbetreuung verteilt sich in Mürzzuschlag auf viele Schultern. Aktuell werden rund 15 Familien betreut und unterstützt – sei es in Deutschkursen oder einfach nur mit Begegnungen.
MÜRZZUSCHLAG. Ehrenamt ist nicht immer leicht zu fassen. In Kindberg etwa hat sich die Initiative "Miteinander in Kindberg" gebildet, die sich aus einer Gruppe von engagierten Personen zusammensetzt und die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Miteinander in der Stadt zu forcieren und Menschen auf der Flucht ins Gesellschaftsleben einzubinden. Die Zielsetzung in Mürzzuschlag ist dieselbe, die Herangehensweise ist eine andere. Die Flüchtlingsbetreuung stützt sich hier auf mehrere Personengruppen und Institutionen.
Eine tragende Rolle spielen hierbei Ehrenamtliche der Pfarre Mürzzuschlag-Hönigsberg. Seit dem Jahr 2016 findet in den Räumen der Pfarre Mürzzuschlag das Begegnungscafe statt. "Für mich sind vor allem die Vernetzung und Begegnung zwischen Einheimischen und Geflüchteten, aber auch unter den Ehrenamtlichen und mit Zebra so wertvoll; formuliert es Pastoralreferentin Monika Schöner.
Ingrid Skacel hat die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit in Mürzzuschlag chronologisch geordnet: "Begonnen hat es im Jahr 2011 mit der Betreuung von Nouzadah. 2015 in der Zeit der großen Flüchtlingsbewegung, kam die Betreuung von unbegleiteten Jugendlichen in Mürzsteg sowie von Flüchtlingsfamilien in Mürzzuschlag dazu", erzählt Ingrid Skacel. Im Jahr 2016 folgten die regelmäßigen Begegnungscafes. Es gab Initiativen der evangelischen Pfarre Mürzzuschlag sowie von Einzelpersonen. Frauen vom Roten Kreuz lernten mit Jugendlichen, es gab wöchentliche Deutschkurse in der Volksschule Hönigsberg und im evangelischen Pfarrhaus. Die Deutschkurse gibt es immer noch, ebenso den monatlichen Frauentreff im HOT.
Es gab Benefizveranstaltungen, Fotoausstellungen, eine Möbel- und Kleiderbörse und regelmäßige Spaziergänge. "Es kam auch einiges retour: Sie haben Flüchtlinge bei den Renovierungsarbeiten im evangelischen Pfarrhaus tatkräftig mitgeholfen", erzählt Ingrid Skacel.
Aktuell werden rund 15 Familien betreut, zusammengerechnet sind es zirka 40 Personen. Die Zahl der Ehrenamtlichen bewegt sich zwischen 10 und 15 Personen. "Wir sind ein fixer Kern, die schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten. Einen eigenen Verein zu gründen, war noch nie Thema, weil es auch so sehr gut funktioniert", sagt Ingrid Skacel.
"Flüchtlingsthema" positiv besetzen
Vizebürgermeisterin Ursula Haghofer (SPÖ) ist auch Vorsitzende des Sozialausschusses und leitet in ihrem Hauptberuf die Stabstelle Innerer Dienst in der Bezirkshauptmannschaft Bruck-Mürzzuschlag. Sie ist die Schnittstelle und Koordinatorin zur Stadtgemeinde und zu Behörden. "Wichtig ist, dass das Thema Migration in Mürzzuschlag positiv bespielt wird. Ohne Engagement der Ehrenamtlichen wäre das aber in diesem Ausmaß nicht möglich. Die Stadtgemeinde unterstützt die Projekte zum Teil auch monetär und wir sind die Schnittstelle zu Zebra", erklärt Ursula Haghofer bei einem Zusammentreffen im Rathaus Mürzzuschlag.
In der Stadt ist auch gemeinnützige Arbeit von Flüchtenden ein Thema. "Die Nachfrage nach Arbeit ist vorhanden. Wir sind dabei, das Projekt wieder zum Laufen zu bringen", erklärt Haghofer.
Im Rahmen dieses Zusammentreffens im Rathaus ließ sich auch Bgm. Karl Rudischer auf den neuesten Stand der Projekte bringen. "Ich will mich hier nicht mit fremden Federn schmücken. Diese Initiativen schaffen Interesse und Interesse schafft Verständnis. Menschen aus fremden Ländern sind eine Bereicherung für die Stadt und bringen weitere Kompetenzen mit ein. Es ist eine Frage der Haltung, wie man in einer Stadt mit Menschen umgeht – egal woher sie kommen." Rudischer verwies auch auf ein intaktes Vereinsleben, dass ebenso einen wertvollen Beitrag zur Integration beiträgt.
Die aktive Rolle von Zebra
Seit dem Jahr 2014 ist das interkulturelle Beratungs- und Therapiezentrum Zebra in Mürzzuschlag aktiv. Das Angebot „Zusammenleben in Quartier und Gemeinde“, hat sich zum Ziel gesetzt, je nach den Anliegen der Gemeinde und Menschen vor Ort, sich dieser Herausforderung zu widmen. Mittlerweile werden rund 30 bis 40 steirische Gemeinden zum Thema Flucht und Asyl unterstützt. Zebra kooperiert dabei immer mit der jeweiligen Gemeinde und den jeweiligen Ansprechpersonen im Gemeindeamt. Das Angebot wurde vor einiger Zeit erweitert, auch Zugewanderte werden bei der Möglichkeit der sozialen Teilhabe unterstützt.
Wanda Deutsch ist für Zebra in Mürzzuschlag und Kindberg tätig: „Die wesentlichen Punkte meiner Tätigkeit als Zebra Mitarbeiterin sind beispielsweise Begleitung von Gemeinde und Ehrenamtlichen, das Schaffen von Begegnungsmöglichkeiten sowie Bewusstseinsbildung im Kontext Flucht, Asyl und Migration. In Mürzzuschlag initiiere ich gemeinsam mit Ehrenamtlichen und der Gemeinde Begegnungsmöglichkeiten und koordiniere Inhalte, Termine und Raumanfragen für internationalen Frauentreffen oder Begegnungscafés."
Wanda Deutsch erklärt weiter: "Gerade in Mürzzuschlag gibt es jahrelange Erfahrung und alle profitieren von einer Vernetzung miteinander, denn es ist nicht immer leicht für Menschenrechte und gegen Ungerechtigkeiten einzustehen. Durch das Tun der Ehrenamtlichen entstehen Beziehungen, man lernt einander kennen und hat miteinander neue Ideen – diesen Prozess begleitet Zebra."
Bei diesem Treffen war auch eine Familie aus dem Iran mit dabei. Sie sind erst wenige Wochen in Mürzzuschlag und hoffen auf einen positiven Asylbescheid. Die Tochter lernt gerade am BFI-Kapfenberg für ihren Pflichtschulabschluss und gemeinsam lernst sie mit ihren Eltern Deutsch. "Hilfreich sind besonders die Deutschkurse mit den Ehrenamtlichen in Mürzzuschlag, weil offizielle Deutschkurse für Asylwerber werden in Mürzzuschlag nicht angeboten. Wir sind sehr dankbar und glücklich, in Mürzzuschlag dabei sein zu dürfen", erzählen sie.
Das ist Zebra:
Das ZEBRA Interkulturelles Beratungs- und Therapiezentrum als gemeinnützige GmbH wurde 1986 als Verein in Graz gegründet. Mit einem vielschichtigen Angeboten begleitet Zebra Menschen unabhängig ihrer Diversitätszuschreibungen auf dem Weg zu einer selbstbestimmten gesellschaftlichen Teilhabe. Besonderes unterstützt werden Menschen mit Migrationsbiographien sowie geflüchtete Menschen.
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