Ein guter Sommer, aber was folgt?

- Ein Paradies für Kinder und Familien: Mit 48.000 Nächtigungen zählt der Appelhof zu den größten Beherbergern im Mürztal.
- Foto: Appel
- hochgeladen von Markus Hackl
Lokalaugenschein im Hotel Appelhof in Mürzsteg: Der Winter wird unplanbar – in jeder Hinsicht.
Seit 42 Jahren gibt es das Hotel Appelhof in Mürzsteg. Mit Höhen und Tiefen weiß man umzugehen. Das Corona-Jahr stellt das Team rund um Inhaber Michael Appel wieder einmal auf eine harte Probe. "Nein, das schwierigste Jahr in der Unternehmensgeschichte ist es nicht, dazu sind wir noch gut aufgestellt", erzählt Michael Appel bei einem Kaffee auf der Hotelterrasse inmitten der Urlaubsgäste. Mit 80 Mitarbeitern und 48.000 Nächtigungen pro Jahr zählt der Betrieb zu den größten Beherbergungsbetrieben im Mürztal.
Mit dem Sommer und der Hotelauslastung ist Michael Appel zufrieden. "Wir sind ausgebucht, aber das waren wir in den Vorjahren ja auch." Nicht zufrieden ist er mit den Regelungen und versprochenen Hilfeleistungen der Regierung nach dem Lockdown. "In zehn Tagen mussten wir rund eine Million Euro wegen Stornierungen rückabwickeln. Außer Kurzarbeit und Überbrückungskredit habe ich von einer staatlichen Hilfe nichts gespürt. Die Kurzarbeit hilft eher dem Arbeitnehmer als dem Unternehmer und den Überbrückungskredit muss eh ich zurückzahlen – noch dazu bevorzugt, weil der Bund ja haftet."
Ins Grübeln kommt der Hotelier, wenn er an die Herbst- und Wintersaison denkt. "Das wird absolut unplanbar." Ist die Sommersaison mit Familien ausgefüllt, so ist das Familienhotel in der übrigen Zeit bei Schulklassen aus ganz Österreich und darüber hinaus äußerst gefragt. "In der Zeit von März bis Juni mussten wir auf rund 550 Kinder pro Woche verzichten, ein ähnliches Szenario droht für den Herbst." Innerhalb der nächsten zwölf Wochen hätten sich 144 Klassen angesagt gehabt – fix werden nach derzeitigem Stand nur zwei Schulen kommen. "Wirtschaftlich wirft uns das heurige Jahr um sechs Jahre zurück", rechnet Michael Appel vor.
Wird es Skikurse geben?
Er weiß nicht, wie er die Lohnkosten von 160.000 Euro im Monat begleichen wird können. "Aus der Kurzarbeit sind wir heraußen, wenn es eng wird, dann kommen wir um eine Personalreduzierung nicht herum."
Heute weiß noch keiner, ob es Skikurse geben wird, es weiß keiner, wie es im Frühling weitergeht. Der Appelhof ist auch am Skigebiet Niederalpl beteiligt. "Wir können überhaupt nicht abschätzen, ob sich die Corona-Folgen positiv oder negativ auf so ein kleines Skigebiet auswirken." Der Skibetrieb an sich ist kein Geschäft. "Wir sichern aber damit unseren Hotelbetrieb im Winter ab", erzählt Michael Appel.
Auch beim Skigebiet Niederalpl stand es schon des Öfteren Spitz auf Knopf. "Vor zwei Jahren hatten wir die Idee – die Kinder fahren gratis. Das hat voll eingeschlagen und uns wirtschaftlich eine Verschnaufpause eingebracht. Was aber wird heuer sein? Ich weiß es nicht", zeigt sich Michael Appel ratlos.
Keine Seen, kein Dachstein
Das Mürzer Oberland lebt vom sanften Tourismus. "Wir haben keine Seen und keinen Dachstein. Automatisch kommen die Gäste nicht zu uns nach Mürzsteg. Sieben Tage in der Woche sind mein Team und ich darum bemüht, Gäste zu uns zu bringen. Und da spuckt uns dieser Virus aber gewaltig in die Suppe."


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