Serie: Mit 66 Jahren
Sich auf das vorbereiten was unausweichlich ist

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Leider kommt es immer wieder vor, dass hinterbliebene Familien einen jahrelangen Zwist austragen, wenn beim Erbe Streitthemen auftreten. Ein gut gemachtes Testament kann hier klare Verhältnisse schaffen. MeinBezirk wollte ausserdem wissen, was Menschen im Hospiz bewegt und ob ein Bestatter auch "selbstständige Kunden" hat.
BEZIRK MELK. "Wer vorläufig selbst ein Testament aufsetzen möchte, sollte bedenken, dass dieses eigenhändig geschrieben und auch unterschrieben sein muss. Am wichtigsten ist genau zu definieren, wer der oder die Erben sein sollen und dazu alle genauen Daten jeder Person wie Geburtsdatum, Anschrift usw. gleich dazuzuschreiben.
Auch was das Vererben von Einzelstücken an diverse Personen angeht, sollte man sich sehr detailliert ausdrücken. Was nach wie vor am meisten vererbt wird, sind Geld, Autos und Immobilien. Das in einem Testament mal etwas Ausgefallenes festgehalten wurde, ist mir bis Dato noch nicht untergekommen. Mein eigenes Testament habe ich natürlich schon geschrieben, das war mit 30 Jahren nach meiner Hochzeit", schildert Bernhard Schwarzinger, Öffentlicher Notar in Persenbeug.

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Begleitet bis zum Schluss
Thomas Mößner-Schuster, Pflegedirektor vom PBZ Melk: "Verspüren die Patienten im Hospiz Redebedarf, so sind es oft Gespräche über die derzeitige Gefühlswelt des Betroffenen oder manchmal noch Dinge, die im privaten Bereich zu regeln sind (finanzielles). In manchen Fällen geht es auch darum zu fragen, wie lange der Krankheitsverlauf noch dauern wird. Wichtig hierbei ist es die Zeit zu nehmen und ausführlich diese Dinge besprechen zu können.
Dabei erhalten unsere Kollegen Unterstützung von Psychologen, Ärzten, Sozialarbeitern und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Oft werden auch Möglichkeiten aufgezeigt, welche der Betroffene nicht mehr geschafft hat, zu machen.
Manchmal ist es uns im Hospiz jedoch möglich noch gewisse Wünsche zu erfüllen wie z.B. eine goldene Hochzeit feiern mit Sekt, Rosen und einen selbst gemachten Schwiebogen, eine Schiffsfahrt mit Frühstück nach Krems, eine Hochzeit, die Verabschiedung vom eigenen Pferd direkt in der Hospizstation und vieles mehr."

- Thomas Mößner-Schuster, Pflegedirektor vom PBZ Melk.
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"Zu erkennbaren Anzeichen auf eine bewusste Vorbereitung kann ich soviel sagen, dass Menschen, die zu uns kommen, oft schon über die Erkrankung und deren Verlauf Bescheid wissen. Wichtig ist hierbei, dass die Symptombehandlung pflegerisch, medizinisch und psychologisch im Vordergrund steht.
Manchmal gibt es Anmerkungen. Zum Beispiel als ein Bewohner, welcher gerne rauchte, ihm eine Zigarette aus der Hand fiel und er danach sagte, das war seine letzte Zigarette. Zwei Tage später verstarb er."

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"Wir hatten auch eine Dame, welche sich schon sehr lange in einem terminalen Zustand befand und wir jederzeit mit einem versterben rechneten, jedoch konnte sie nicht gehen. Wir fanden heraus, dass es noch eine Tochter in Deutschland gibt, wobei aufgrund eines Streites seit Jahren kein Kontakt mehr bestand.
Da es keine Telefonnummer oder Adresse gab, machte unsere Sozialarbeit die Tochter in Deutschland ausfindig und sie kam nach Österreich verabschieden. Als sie das Zimmer betrat und sich bei Ihrer Mutter entschuldigte, starb die Mutter zwei Minuten später in den Armen der Tochter. Ich denke, dass die Menschen auf den Zeitpunkt des Versterbens doch auch Einfluss nehmen können."

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"Der Umgang der Angehörigen mit diesem Umstand sieht meist so aus, dass bei der palliativen Diagnosestellung oft für sie die Trauerphase beginnt. Trauerphase hat hierbei auch etwas mit dem Lösen von einer geliebten Person zu tun.
Dies kann in verschiedensten emotionalen Ausprägungen passieren. Man tut alles was gut und möglich sein könnte, mit dem Wissen wie der Ausgang der Erkrankung sein wird.
Kinder trauern anders als Erwachsene. Diese haben zwar auch eine traurige, jedoch auch eine hoffnungsvolle Vorstellung des betroffenen Elternteiles, dass es ihnen auch nach dem Versterben der Seele noch gut gehen wird."

- Foto: Maximilian Spitzauer
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Für die letzte Reise
Personen, die selbst Wünsche für ihre spätere Beerdigung an den Bestatter ihres Vertrauens richten, sind keine Seltenheit.
"Es kommen sehr wohl auch Leute vorbei, die sich für sich selbst etwas aussuchen, reservieren oder Wünsche notieren lassen. Der Altersdurchschnitt bei den Interessenten liegt hier zwischen 60 und 85 Jahren.
Als eher außergewöhnliches Beispiel, vor vielen Jahren, kann ich mich an ein Begräbnis vom fahrenden Volk erinnern. Die Gesellschaft begleitete den Trauerzug mit einem Konvoi aus Wohnwägen und die Angehörigen trugen dazu ihre traditionellen Kleider.
Der Verstorbene erhielt damals eine Erdbestattung. Über meine eigene Beisetzung habe ich schon nachgedacht und die Details meiner Familie bekannt gegeben, weiteres möchte ich nicht verraten",
so Harald Zehetner, Bestatter im Bezirk Melk.
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