LIVA-Skandal
Kassasturz ergibt dickes Minus aufgrund von Missmanagement

- Bevor ein neues Führungs-Duo die LIVA leitet kann, wurde ein Kassasturz gemacht. Das Ergebnis ist wenig erfreulich: Der LIVA fehlen 1,68 Millionen Euro. Die Stadt muss jetzt 1,5 Millionen Euro zuschießen.
- Foto: Rita Newmann
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Die Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA steht nach einem turbulenten Jahr 2024 – MeinBezirk berichtete mehrfach – vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Ein kürzlich durchgeführter Kassasturz hat einen dringenden Zuschussbedarf von etwa 1,5 Millionen Euro offenbart. Der Aufsichtsratsvorsitzende Meinhard Lukas legte den Gremien einen kritischen Bericht vor, der erhebliche Defizite in den Strukturen und Prozessen des Personal- und Finanzwesens aufzeigt. Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) sagte bereits seine Unterstützung zu, fordert aber eine konsequente Weiterführung des Reformprozesses. ÖVP und Grüne wollen "Finanzspritze" nur im Gegensatz zu "völliger Transparenz"zustimmen. Auch die FPÖ sagte bereits ihre Zustimmung zu, verlangt aber klare Pläne für die Zukunft.
LINZ. Im April soll ein neues Geschäftsführer-Duo die LIVA leiten. Der Auswahlprozess dazu läuft bereits – MeinBezirk berichtete. Zuvor wurde ein "konsequenter Kassasturz" gemacht, der Klarheit über die finanzielle Situation der Gesellschaft bringen sollte. Das Ergebnis ist wenig erfreulich: Der LIVA fehlen 1,68 Millionen Euro. Erstmals liegt auch ein negatives Eigenkapital von 310.000 Euro vor. Das wurde Anfang der Woche bekannt. Aufsichtsratsvorsitzender Meinhard Lukas informierte darüber umgehend Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) sowie den Wirtschaftsprüfer und berief für heute Prüfungsausschuss, Aufsichtsrat und Generalversammlung ein.
Drei Hauptursachen für die hohen Kosten
Zu den Hauptursachen des finanziellen Abgangs zählen gestiegene Personalkosten, außerplanmäßige Beratungskosten und eine Kostenüberschreitung bei der Klangwolke. Die Höhe der aufgewendeten Beratungskosten ist aus Sicht von Lukas kritisch zu sehen: "Die LIVA hat parallel zwei Anwaltskanzleien beschäftigt, ohne deren Aufgaben und Ziele hinreichend zu konkretisieren. Aber auch das Monitoring und die Steuerung der Kosten waren unzureichend. Das gilt auch für die Durchführung der Klangwolke."
Probleme mit zu vielen Überstunden
Ein weiteres Problem stellt der Umgang mit Überstunden dar. Seit 2018 sind in der LIVA hohe Überstunden angefallen, die unzureichend bilanziert wurden. Zum Stichtag 31.12.2023 beliefen sich die Zeitguthaben auf über 18.000, wenige Monate davor sogar auf über 20.000 Stunden. "Das unzureichende Monitoring bei den Überstunden ist nicht die Verantwortung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihr großer Einsatz hat Veranstaltungen wie die Klangwolke überhaupt erst möglich gemacht", erläutert Lukas dazu. Die Reform der Prozesse und Strukturen ist laut Lukas nun dringend erforderlich.
Zuschuss von der Stadt benötigt
"Angesichts ihrer heiklen Finanzlage ist die LIVA jetzt auf eine besondere Unterstützung durch die Stadt Linz angewiesen", so Lukas. Rund 1,5 Millionen Euro wird die Stadt zuschießen müssen. Dafür braucht es jedoch einen Beschluss im Gemeinderat. Prammer stellt seinerseits die Unterstützung in Aussicht, fordert aber weiterhin konsequente Reformen: "Wir werden die LIVA nach einem denkbar schwierigen Jahr nicht im Stich lassen. Ich bemühe mich gerade in einem konstruktiven Dialog mit den anderen Parteien um einen Konsens für eine gute Lösung."
Erste Reaktionen der anderen Parteien
Die ÖVP äußerte sich dazu bereits in einem Pressestatement. "Eine Zustimmung wird es vonseiten der ÖVP aber nur geben, wenn man sich endlich zu einer völligen Transparenz entschließt und alle Fakten auf den Tisch kommen", wird die Linzer ÖVP-Klubobfrau Michaela Sommer darin zitiert. Vor allem bei den Beratungs- und Rechtskosten fordert sie Klarheit.
Die Linzer Grünen sehen den Sachverhalt ähnlich. "Für mich ist aber klar, dass wir die LIVA unterstützen müssen und nicht zulassen können, dass der Fortbestand des Unternehmens gefährdet ist. Es muss jetzt aber kritisch hinterfragt werden, wie es zu dieser finanziellen Misere kommen konnte", betont Gemeinderätin Ursula Roschger, Kontrollsprecherin der Grünen Linz. Für die Zukunft müssen zudem "die richtigen Lehren" in der gesamten Unternehmensgruppe Linz gezogen werden.
Auch die Linzer FPÖ stimmt der Unterstützung zu. "Es muss aber das letzte Mal sein, dass die Steuerzahler ungeplante Zuschüsse in Millionenhöhe leisten müssen, weil in der städtischen Kulturpolitik genehmigte Budgets offensichtlich nicht ernst genommen werden", betont FPÖ-Stadtrat Michael Raml in einer Aussendung. Er erwarte sich neben publikumswirksamer Programmierung auch klare Pläne von der neuen Geschäftsführung, "die einen effizienten und sparsamen Mitteleinsatz gewährleisten".
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