Herausfordernde Zeiten
Brigl & Bergmeister über Rohstoffengpässe und Teuerungen

- Das Brigl & Bergmeister-Führungstrio: Markus Bammer, Produktions- und Technikchef, Markus Pölzl, Verkauf und Marketingchef und Maximilian Luger, Finanzdirektor (v.l.)
- Foto: Brigl & Bergmeister
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Trotz zahlreicher Herausforderungen durch die Corona-Pandemie, Teuerungen und den Ukraine-Krieg ist die Papierfabrik Brigl & Bergmeister mit Sitz in Niklasdorf bisher gut durch die Krise gekommen. Es ist jedoch ein Fahren auf Sicht, das Flexibilität erfordert und den Einsatz der gesamten Belegschaft.
NIKLASDORF. Die Papierindustrie ist eine der energieintensivsten Branchen Österreichs und daher stark von den steigenden Energie- und Strompreisen betroffen. Auch für die Papierfabrik Brigl & Bergmeister mit Sitz in Niklasdorf und einem zweiten Produktionsstandort im slowenischen Vevče sind es herausfordernde Zeiten, denn trotz der bisherigen Anstrengungen die Produktion schrittweise auf erneuerbare Energien umzustellen, besteht nach wie vor eine große Abhängigkeit von Gas.
"Insofern ja, wir spüren das natürlich deutlich. Sowohl auf der Stromseite als auch auf der Gasseite", lässt Finanzdirektor Maximilian Luger, einer von drei Geschäftsführern, wissen. Erste Kostensteigerungen habe es bereits im vergangenen Jahr durch die Corona-Krise sowie durch veränderte Rahmenbedingungen in Europa im Energiesektor gegeben, führt Geschäftsführer Markus Bammer aus. Der Kriegsausbruch in der Ukraine hätte nun noch wie eine Art Brandbeschleuniger gewirkt.

- Die Papierbranche ist eine der energieintensivsten Branchen Österreichs.
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Historisch hohe Preise
Beim Erdgas ebenso wie beim Strom spreche man von Steigerungen um das fünf- bis zehnfache, beim Zellstoff – dem primären Rohstoff für die Papierproduktion – habe sich der Preis im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 Prozent erhöht. "Mit den steigenden Energiekosten gehen auch die Preise für alle anderen Chemikalien, Rohstoffe, Logistik und sämtlicher anderer Inputfaktoren nach oben. Das ist wie eine Spirale", erklärt Geschäftsführer Markus Pölzl.
"Die Preise befinden sich auf einem historischen Höchststand, dabei ist das sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange."
Markus Pölzl, Geschäftsführer von Brigl & Bergmeister
Brigl & Bergmeister sah sich bereits im April des Vorjahres gezwungen, die Preise für ihre Kunden deutlich anzuheben, weitere Preiserhöhungen folgten. Auch die Preisvalidität musste von bis zu Zweijahresverträgen auf ein Quartal eingeschränkt werden. Auf diese Weise sei es gelungen, einen Großteil der entstandenen Mehrkosten weiterzugeben, wie Luger erklärt. Auch wenn das für die Kunden besonders am Anfang schwer zu verdauen war. "Mittlerweile ist das Verständnis aber da", meint der Finanzdirektor.
Der Preis sei jedoch nur ein Teilaspekt. Was dazu komme, sei laut Luger die Thematik der Rohstoff-Verfügbarkeit und der Logistik: "Es geht auch darum, dass man die Waren rechtzeitig bekommen muss. Das ist uns bisher zwar relativ gut gelungen, aber mit viel Aufwand. Es ist ein tagtägliches Kämpfen im Einkauf". So sei es schon vorgekommen, dass Waren oder Transportmittel nicht verfügbar sind. "Da braucht man dann wirklich gute Mitarbeiter in der Produktion, die innovativ sind und es schaffen, anders zu produzieren."
"Fahren auf Sicht"
Von Papieren für Brettspiele, Getränkeetiketten bis hin zu Verpackungen – durch das breite Produktportfolio sei man gut aufgestellt. Wie es in Zukunft jedoch weitergehen wird, könne man nicht sagen. Die Auftragslage sei nach wie vor sehr gut und auch der Absatz sei außerordentlich stark, berichtet Pölzl, fügt jedoch hinzu: "Natürlich ist es schön, wenn man einen tollen Absatz hat. Aber wenn man immer mit einem Auge schauen muss, was hinter der nächsten Kurve ist, ob bald alles einbricht, ist das suboptimal". "Es ist ein Fahren auf Sicht", weiß auch Luger.
"Es geht auch um die Wettbewerbsfähigkeit der Produktion in Europa. Weder die Amerikaner noch die Asiaten sind speziell im Energiebereich so betroffen wie wir in Europa."
Maximilian Luger, Geschäftsführer von Brigl & Bergmeister

- Der Produktionsstandort Niklasdorf wird von der thermischen Reststoffverwertungsanlage Enages mit CO2-neutraler Energie in Form von Dampf und elektrischer Energie versorgt.
- Foto: Brigl & Bergmeister
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Nachhaltigkeit als Prozess
Eins steht bei Brigl & Bergmeister dennoch fest: Nachhaltigkeit hat einen hohen Stellenwert und stellt einen stetig begleitenden Prozess dar. Der Fokus liege laut Bammer einerseits darauf, den Energiebedarf zu senken. Andererseits werde versucht, wo es geht auf alternative Energien umzurüsten. Am Standort Niklasdorf betrage der Anteil an Strom aus Wasserkraft derzeit zwischen 30 und 40 Prozent, was für eine Papierfabrik "schon relativ gut" sei. Von der Reststoffverwertungsanlage Enages, einer Schwestergesellschaft, werde die Produktion mit nachhaltig produziertem Strom und Dampf versorgt. Auch eine Photovoltaik-Anlage ist für den Standort Niklasdorf in Planung.
All das würde nicht ohne gute Mitarbeiter gehen, betont Luger, "das wissen wir zu schätzen. Der Arbeitskräftemangel sowie die Bereitschaft zur Schichtarbeit sind Herausforderungen, wo speziell auch die Regierung gefordert ist. Leistung muss sich lohnen!". Als kleiner "Boost" werden derzeit Prämien ausbezahlt – und zwar steuer- und abgabenfrei. Die Grundlage dafür wurde von der Regierung geschaffen. 3.000 Euro brutto für netto sollen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern helfen, die Teuerungen abzufedern. "Wir versuchen besser zu sein als alle anderen und unseren Beitrag zu leisten, um die Welt ein bisserl runder zu machen", meint Bammer.
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