Ungeheuerliche Verbrechen
Gedenken an über 200 ermorderte Juden in der Region

- Die Veranstaltung war ein eindrucksvolles Zeichen des Gedenkens und der Solidarität und erinnerte daran, die Lehren aus der Vergangenheit nicht zu vergessen.
- Foto: Christian Teichert
- hochgeladen von Laura Jung
Vergangene Woche erinnerte Professor Christian Teichert in der Simon Mühle Trofaiach an die grausamen Morde, die vor 80 Jahren in unserer unmittelbaren Umgebung stattfanden. Innerhalb von 45 Minuten wurden mehr als 200 Menschen am Präbichlpass von SS-Angehörigen erschossen. Im Anschluss an den Vortrag marschierten alle Zuhörer gemeinsam mit angezündeten Kerzen die Hauptstraße entlang.
TROFAIACH. Anfang April 1945 wurden tausende ungarische Jüdinnen und Juden von Abordnungen der SS, der Gestapo und des örtlichen Volkssturms durch die Steiermark in Richtung des Konzentrationslagers Mauthausen getrieben. Auch die Hauptstraße von Trofaiach war Schauplatz dieses unvorstellbaren Leidens. Wer von den Gefangenen nicht mehr marschfähig war, wurde ohne Zögern erschossen. Besonders erschütternd war das Massaker am 7. April 1945, als innerhalb von 45 Minuten mehr als 200 Menschen am Präbichlpass von SS-Angehörigen und dem Eisenerz Volkssturm ermordet wurden.

- Christian Teichert präsentierte einen zeithistorischen Rückblick: Etwa 1000 Jüdinnen und Juden starben auf diesem Todesmarsch.
- Foto: Stadtgemeinde Trofaiach
- hochgeladen von Laura Jung
Zur Erinnerung an dieses ungeheuerliche Verbrechen wurde im Juni 2004 ein Denkmal auf der Passhöhe am Präbichl von der Überlebenden Judita Hruza enthüllt. Auch Maria Maunz, die als Kind heiße Erdäpfelsuppe an die Todesmarschteilnehmer verteilte, war an der Aktion beteiligt. Entworfen wurde das Mahnmal von Eisenerzer Schülerinnen und Schülern.
Respektvolle Geste
Der Vortrag, den Christian Teichert in Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde und dem Stadtmuseum Trofaiach, Mitgliedern des Netzwerks Menschenrechte Bezirk Leoben und dem Verein Artmine organisierte, zog zahlreiche Interessierte an.
Über 60 Besucherinnen und Besucher, inklusive Bürgermeister Mario Abl, folgten seinem zeithistorischen Rückblick, in dessen Mittelpunkt die Überlebende Judita Hruza aus Budapest und Maria Maunz aus Kirchlandl standen. Beide Frauen hatten im Jahr 2004 das Mahnmal auf dem Präbichl enthüllt. Judita Hruza verstarb 2013 in den USA, Maria Maunz 2015.
Maunz war aber nicht die Einzige, die den Todgeweihten unter Lebensgefahr geholfen hatte. Auch der St.Peter-Freiensteiner Josef Juvancic hatte zwei Juden aus dem Straßengraben aufgelesen und bis zum Kriegsende bei sich zu Hause aufgepäppelt.
Den Abschluss der eindrucksvollen Gedenkveranstaltung bildete „Juditas Lied“ von Hofer/Stern und das Stück „Yiskor / In Memoriam“ des aus Leoben vertriebenen weltberühmten Bratschisten Hans Gideon Röhr.
Gemeinsamer Gedenkmarsch
Im Anschluss an den Vortrag marschierten alle gemeinsam mit angezündeten Kerzen die Hauptstraße entlang. An einem ausgewählten Platz hielten sie inne, um die 33 Kerzen aufzustellen und den gequälten und getöteten Menschen zu gedenken. Diese stille und respektvolle Geste unterstrich die Bedeutung des Erinnerns und des Gedenkens an die Opfer dieser dunklen Kapitel der Geschichte.

- Eine respektvolle Geste zum Andenken an die schlimmen Verbrechen vor 80 Jahren.
- Foto: Christian Teichert
- hochgeladen von Laura Jung
"Die Veranstaltung war ein eindrucksvolles Zeichen des Gedenkens und der Solidarität und erinnerte uns daran, die Lehren aus der Vergangenheit nicht zu vergessen", so eine Teilnehmerin.
Erinnerung an den Todesmarsch
Vor genau 80 Jahren, Anfang 1945, passierte entlang der Eisenstraße Schreckliches:
8000 völlig entkräftete jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Ungarn wurden vom Bau des sinnlosen Süd-Ost-Walls – vorbei an unseren Haustüren – zum KZ Mauthausen getrieben. Etwa 1000 starben auf diesem Todesmarsch. Allein am Präbichl werden 250 Menschen bei einem Massaker vom Eisenerzer Volkssturm ermordet.
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