Ein Lawinenairbag rettet zwei Leben

- Daniel Buss und seiner Begleiterin Stina Slettenmark steckt der Unfall noch heute in den Knochen: „Ich weiß, dass wir auch sehr viel Glück hatten. Doch ohne meine Ausrüstung – den Lawinenrucksack, die Schaufel und das Handy – würden wir heute vermutlich nicht mehr leben."
- Foto: BS Avalanche Airbag
- hochgeladen von Marion Prieler
„Von der Lawine erfasst: Überlebende berichten“ lautete der Titel des Kamingesprächs im Rahmen der 2. Snow & Safety Conference 2013 am Samstag, 7.12.2013 in Zürs am Arlberg. Dabei trafen sich Bergführer und OeAV-Lawinenexperte Michael Larcher, Freeride-Profi Flo Orley und Daniel Buss (ABS) zu einer spannenden Diskussionsrunde, bei der neben den Themen Risikomanagement, Lawinenstrategien und Notfallausrüstung eingangs die persönlichen Erfahrungen von Freizeitsportler Daniel Buss im Zentrum der Diskussion standen: Er berichtete von einem Vorfall, bei dem er durch den Einsatz eines Lawinenairbags nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner verschütteten Begleiterin retten konnte.
LECH/ZÜRS AM ARLBERG. Schlechtes Wetter, instabile Schneeverhältnisse und eine Fehleinschätzung kosteten Daniel Buss und seiner Begleiterin Stina Slettenmark fast das Leben. Die beiden Freizeitsportler wurden in den Kitzbüheler Alpen von einer Lawine erfasst. Daniel Buss blieb dank seines Lawinenairbags an der Oberfläche, im Gegensatz zu seiner Kameradin, die ohne Airbag unterwegs war und 1,5 Meter tief verschüttet wurde. Durch seine Nicht-Verschüttung war es Daniel Buss möglich rasch zu reagieren, einen Notruf abzusetzen und schnelle Kameradenhilfe zu leisten.
Lawinen vermeiden: Know-How ist alles!
Bei der anschließenden Diskussion waren sich die Experten einig: „Prävention ist oberstes Gebot!“ Im freien Gelände gehe es in allererster Linie darum, einen Lawinenabgang zu vermeiden, was nur durch entsprechendes Know-How möglich sei. Aus- und Weiterbildung seien daher unumgänglich, so Flo Orley und Michael Larcher unisono. Im Vergleich zu anderen Sportarten orten sie aber gerade im Bergsport ein Ausbildungsdefizit: „Niemand geht tauchen ohne Tauchkurs, niemand beginnt Paragliden ohne Ausbildung. Der Einstieg in diese Sportarten ist also ein Kurs – im Bergsport ist das anders“, so Michael Larcher. „Über Lawinen selbst kann man nicht aus der eigenen Erfahrung lernen! Lawinen sind seltene Ereignisse, und wenn sie passieren sind sie gleich sehr lebensbedrohlich oder tödlich.“
Man müsse daher das Bewusstsein vermitteln, dass Freeriden und Skitourengehen Sportarten sind, für die eine Ausbildung sinnvoll ist. Es gebe ein umfangreiches Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten bei Alpenvereinssektionen, Alpinschulen oder über private Initiativen sowie zahlreiche Lawinencamps für alle Altersgruppen.
„Jugendliche, leichtsinnige Freerider“ sind NICHT die typischen Lawinenopfer
In Österreich sind pro Jahr durchschnittlich 26 Lawinentote zu beklagen. Laut Michael Larcher sei es entgegen der öffentlichen Wahrnehmung und der wiederholten Darstellung in den Medien jedoch „statistisch gesehen nicht der jugendliche, leichtsinnige Freerider, der in der Lawine stirbt, sondern der klassische Tourengeher. Das typische Lawinenopfer ist männlich, zwischen 30 und 60 Jahre alt, gut ausgerüstet und oftmals ortkundig.“
Zudem seien die Lawinenopfer oft erfahrene Tourengeher gewesen, wobei Michael Larcher hier auf die „falsche verstandene Erfahrung“ aufmerksam machte: „Ich kann hundert Skitouren gehen, tausende Höhenmeter machen und weiß nichts darüber, was im Falle eines Lawinenabgangs zu tun ist. Ich kann auch hundert Mal über einen Gletscher gehen und habe keine Ahnung, wie ich jemanden aus einer Spalte bergen kann.“
Aus- und Weiterbildung müssten also gerade auch bei den „alten Skitouren-Füchsen“ Thema sein, wünschte sich Larcher. Flo Orley leitet selbst Lawinencamps und bestätigte, dass jugendliche "Rookies" oft mit mehr Lawinen-Know-How ausgestattet im Gelände unterwegs sind: „Die Kids saugen das Wissen auf wie Schwämme!“ Ansetzen müsse man in jedem Fall bei den Neueinsteigern, bei denen Larcher und Orley am meisten Potenzial in puncto Ausbildung sehen.
Risikomanagement – Lawinenstrategien – Notfallausrüstung
Betreffend Risikomanagement legt der Österreichische Alpenverein (OeAV) allen Offpiste-Skifahrern und Snowboardern die „Stop or Go“ Lawinenstrategie ans Herz – ein sehr modernes, effizientes und gut zu erlernendes Tool um Entscheidungen im freien Gelände zu treffen. „In puncto Notfallausrüstung empfiehlt der OeAV den Lawinenairbag als effizientestes Rettungsgerät“, so Michael Larcher weiter, „jedoch immer nur in Ergänzung zur minimalen Standard-Notfallausrüstung: LVS-Gerät, Schaufel und Sonde.“
Lawinenairbag als Baustein im aktiven Risikomanagement
Profi-Freerider Flo Orley, Teilnehmer bei der Freeride World Tour: „Natürlich gibt es verschiedene Strategien, die für jeden Freerider Gültigkeit haben. Jedoch bedienen wir Profis uns eigenen Strategien, die über die klassische ‚Stop or Go‘ Strategie hinausgehen.“ Neben der klassischen Notfallausrüstung am Berg und einer vorhandenen Rettungskette sei der Lawinenairbag mittlerweile ein wichtiger Baustein des aktiven Risikomanagements im Backcountry: „Das ABS-System ist einfach dabei. Der Lawinenairbag ist fixer Bestandteil unserer Ausrüstung und gehört heute ebenso zum Standard wie der Sicherheitsgurt im Auto.“





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