Literaricum
Erstes Literaturfest in Lech am Arlberg feierte Premiere

Literaricum Lech: Das Publikum im vollbesetzenden Veranstaltungssaal im Hotel Sonnenburg in Oberlech zeigte sich begeistert.  | Foto: Literaricum Lech by Christoph Schöch
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LECH. Die Eröffnungsrede von Daniel Kehlmann zum berühmtesten deutschen Roman des Barock gab den Auftakt zum 1. Literaricum Lech. Die Idee dazu hatten der Vorarlberg Schriftsteller Michael Köhlmeier und der ebenso renommierten Literat und Literaturwissenschaftler Raoul Schrott aus Landeck.

Literaturklassiker aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet

Selbsterkenntnis, Welterkenntnis und Beständigkeit – diesen drei anspruchsvollen Forderungen fühle auch sie sich verpflichtet, unterstrich Nicola Steiner als wissenschaftliche Leiterin bei der Eröffnung des 1. Literaricum Lech. Entnommen hat sie diese Leitgedanken dem „Simplicius Simplicissimus“, dem berühmtesten deutschen Schelmenroman. Der Klassiker der Weltliteratur von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen wird während des Literaturfests in Lech am Arlberg vom 8. bis 10. Juli aus verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet und gemeinsam diskutiert.

Bestsellerautor Daniel Kehlmann - Eröffnungsredner und aufgrund seines Romans „Tyll“ der profundeste Spurensucher zum Werk und Wirken von Grimmelshausen. | Foto: Literaricum Lech by Christoph Schöch
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Den Auftakt gab der österreichische Bestseller-Autor Daniel Kehlmann, dessen 2017 veröffentlichter Roman „Tyll“ ebenfalls im Dreißigjährigen Krieg spielt und Anklänge an den literarischen Vorläufer erkennen lässt. So bot seine Eröffnungsrede neben der unterhaltsamen Nacherzählung auch aufschlussreiche Einblicke in poetologische Verfahren, die damals bahnbrechend waren und auch heute noch von Belang sind. Das Publikum im vollbesetzten Veranstaltungssaal des Hotel Sonnenburg in Oberlech zeigte sich über die von Kehlmann gebotenen Einblicke begeistert – und gespannt auf die weitere Spurensuche.

Literaricum Lech: Das Publikum im vollbesetzenden Veranstaltungssaal im Hotel Sonnenburg in Oberlech zeigte sich begeistert.  | Foto: Literaricum Lech by Christoph Schöch
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Idee von Michael Köhlmeier und Raoul Schrott

Ein Literaturfest, das sich nicht an aktuellen literarischen Strömungen oder Bestsellerlisten orientiert, sondern sich jenen Werken widmet, die den gnadenlosesten aller Kritiker – die Zeit – überzeugt, sprich die Zeiten überdauert haben. Die Idee zum Literaricum Lech stammt vom Vorarlberg Schriftsteller Michael Köhlmeier und dem ebenso renommierten Literaten und Literaturwissenschaftler Raoul Schrott aus Landeck. Ersterer war vor einem Vierteljahrhundert auch der Ideengeber und ein Mitinitiator des Philosophicum Lech, das mit seiner erfolgreichen Entwicklung für das Literaricum Lech Pate stehen möge, so Hermann Fercher, der Tourismusdirektor von Lech Zürs, in seinen einleitenden Worten. Höchst erfreut über die Premiere dieser weiteren hochkarätigen Kulturveranstaltung äußerte sich auch der Bürgermeister von Lech Stefan Jochum, der auf die besondere Atmosphäre der Höhenregion als stimmiger Rahmen für solch eine Literaturveranstaltung verwies.

Autor Michael Köhlmeier hatte die Idee zum Literaricum Lech und sprach einleitende Worte bei dessen Premiere. | Foto: Literaricum Lech by Christoph Schöch
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Anschließend brach Köhlmeier zunächst eine Lanze für die Literatur an sich.

„Ein großer Poet vermag es, uns das Innenleben eines Menschen auszuleuchten, wie wir es nicht für möglich gehalten hätten“,

offenbarte er sich als ein leidenschaftlicher Leser und gab zu Bedenken, dass bei der Lektüre der jeweilige Autor in gewisser Weise stets anwesend ist. Das gelte auch für den Barockdichter Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, dessen Hauptwerk „Simplicius Simplicissimus“ beim 1. Literaricum Lech im Fokus steht – beziehungsweise dessen Leitstern ist, wie es Nicola Steiner formulierte. Dass die schweizerisch-deutsche Kulturjournalistin – im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt als Gastgeberin des Literaturclubs im Schweizer Radio und Fernsehen – die Programmleitung übernehmen sollte, stand von Anfang an fest, berichtete Köhlmeier, der auch die Vorstellung der vielseitigen Literaturvermittlerin in Nachzeichnung ihres eindrucksvollen Werdegangs übernahm. Nach dem Studium Generale in Passau arbeitete sie für verschiedene Verlage, darunter Hanser, und war für die Redaktion der renommierten Schweizer Kulturzeitschrift „Du“ wie auch für jene der bekannten Sendung „Sternstunde Philosophie“ des SRF tätig. Eine besonders schöne und wertvolle Erfahrung war es für sie, Daniel Kehl, dem Gründer des Diogenes Verlags, vorzulesen. Auch dabei handelte es sich um eine Übereinkunft von drei Personen, wie Köhlmeier betonte: der Vorleserin, des Zuhörers und des Autors.

Nicola Steiner und Daniel Kehlmann im anschließenden Gespräch. | Foto: Literaricum Lech by Christoph Schöch
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Besonderer Genuss für die Zuhörer

Zu einem besonderen Genuss des Zuhörens sollte das Publikum durch den Gast des ersten Abends, den international erfolgreichen österreichischen Autor Daniel Kehlmann kommen. Er war auf den persönlichen Wunsch von Michael Köhlmeier hin geladen und ist aufgrund seines eigenen Romans „Tyll“ zweifellos der profundeste Spurensucher, was das Werk und Wirken von Grimmelshausen betrifft. Obendrein sei Kehlmann, so Nicola Steiner,

„ein Erzähler, der mit allen Wassern gewaschen und dessen Herangehensweise an ein Thema stets von Neugier geprägt ist. Das allein schon verbindet ihn mit dem Simplicius“.

Damit kam sie auf den Charakter des Literaricum Lech zu sprechen, für dessen Programm sie verantwortlich zeichnet.

„Wir werden uns fragen und darüber austauschen, ob und wie dieser Klassiker der Weltliteratur noch heute zu uns spricht und ob er uns als Leitstern noch immer eine Richtung zu geben vermag“,

gab sie einen Ausblick auf die kommenden Tage, indem sie die Mitwirkenden begrüßte. Beginnend bei den „Geburtshelfern“ des Literaricum Lech Michael Köhlmeier und Raoul Schrott, wobei sich letzterer am Samstag dem Gilgamesch-Epos und in den kommenden Jahren weiteren Schlüsselmomenten der weltweiten Entwicklung der Literatur widmen wird.

Lech Zürs Tourismusdirektor Hermann Fercher bei der Eröffnung des 1. Literaricum Lech. | Foto: Literaricum Lech by Christoph Schöch
  • Lech Zürs Tourismusdirektor Hermann Fercher bei der Eröffnung des 1. Literaricum Lech.
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Weiters begrüßte sie den Schweizer Literaturwissenschaftler Thomas Strässle, der sich mit der in Berlin lebenden Kulturwissenschaftlerin Katharina Teutsch über die Aktualität des Simplicissimus austauschen wird, wobei der Schauspieler Thomas Sarbacher einige Passagen des Klassikers zum Besten gibt. Ein weiteres Gespräch führt Teutsch mit Eva Profousová, die den Roman „Ein empfindsamer Mensch“ des tschechischen Autors Jáchym Topol ins Deutsche übertragen hat, der mit seinen fantastischen und satirischen Momenten ganz im Zeichen des Simplicissimus steht. Schließlich wird sich Raoul Schrott mit dem deutschen Journalisten Wolfgang Bauer über das Thema Kriegsreportage unterhalten, wobei Bauer erst vor zwei Wochen Afghanistan während des Abzugs der westlichen Truppen erlebt hat. Bei der das heurige Literaturfest abschließenden Veranstaltung wird Nicola Steiner mit der Georg-Büchner-Preisträgerin Felicitas Hoppe über kindliche Neugier und Narrentum sprechen. Die Rede der wissenschaftlichen Leiterin war die offizielle Eröffnung des Literaricum Lech.
Ihr folgte der rund einstündige Vortrag von Daniel Kehlmann, der es verstand, das Publikum mit großer Erzählkunst in seinen Bann zu ziehen.

Nicola Steiner, Literaturvermittlerin und u.a. Moderatorin des Literaturclubs im SRF zeichnet als Programmleiterin für die inhaltliche Zusammenstellung des Festivals verantwortlich. | Foto: Literaricum Lech by Christoph Schöch
  • Nicola Steiner, Literaturvermittlerin und u.a. Moderatorin des Literaturclubs im SRF zeichnet als Programmleiterin für die inhaltliche Zusammenstellung des Festivals verantwortlich.
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Informationen inklusive Programm und Bestellmöglichkeit des Literaricum Passes:
www.lechzuers.com/de/kultur-und-lifestyle/events-und-veranstaltungen/literaricum-lech
Allgemeine Informationen zu Lech Zürs am Arlberg: www.lechzuers.com.

"Als ob! Die Kraft der Fiktion" wird in Lech hochkarätig diskutiert

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