Quellen
Studie ortet TFA im Mineralwasser – auch im Tiroler Unterland

- Eine aktuelle Studie beleuchtet 23 der bedeutendsten österreichischen Mineral- und Heilwässer. Untersucht wurden auch Wässer aus dem Bezirk Kufstein.
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Chemikalien-Abbauprodukt bei Studie in 14 von 23 Mineralwässern in Österreich gefunden, sechs der untersuchten Wässer kommen aus Münster und Brixlegg. Aber: Die Studie ist widersprüchlich und die Konzentrationen überschreiten keine gesundheitlichen Richtwerte. Denn TFA ist, salopp gesagt, bereits überall zu finden.
MÜNSTER, BRIXLEGG. Das Mineralwasser aus dem Bezirk Kufstein weist Reste eines Chemikalien-Abbauprodukts auf – und ist damit in Österreich nicht allein. Konkret geht es um die Orte Münster und Brixlegg, wo in einem Umkreis von knapp zwei Kilometern alle sechs untersuchten Tiroler Mineral- und Heilwasserquellen liegen. Dort fließen die Wässer für Tiroler Quelle, AlpQuell und Astoria (Münster) sowie Silberquelle und Montes (Brixlegg) und das Mehrner Heilwasser (ebenfalls Brixlegg).
Wässer nach TFA untersucht
In einer aktuellen Studie wurden nun 23 der bedeutendsten österreichischen Mineral- und Heilwässer untersucht. Durchgeführt wurde die Studie von der Umweltschutzorganisation Global 2000 in Kooperation mit der Arbeiterkammer Oberösterreich. Dabei wurde der Gehalt von Trifluoracetat bzw. Trifluoressigsäure (TFA) im österreichischen Mineralwasser genauer unter die Lupe genommen.
Bei TFA handelt es sich – chemisch gesehen – um eine Modifikation von Essig und ein stabiles Zerfallsprodukt von vielen sogenannten PFAS – das sind "per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen" bzw. Industriechemikalien. Gebildet wird TFA durch UV-Licht in der Atmosphäre. Dabei ist TFA schon zum Dauergast geworden, wenn es um das heimische Wasser geht und ist, salopp gesagt, überall zu finden. So wurde bei einer früheren Studie von Global 2000 bereits im Juli 2024 in 34 von 36 europäischen Leitungswasserproben ein TFA-Gehalt festgestellt.

- Mehr als die Hälfte der getesteten Mineralwässer in Österreich weisen einen TFA-Gehalt auf. Allerdings liegen die Werte laut der Umwelt-Hygiene GmbH Innsbruck unter möglichen Grenzwerten.
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Viele Wässer mit TFA-Resten
Aber auch abgefüllte Mineral- und Quellwässer sind betroffen. Fünf Tiroler Mineralwässer, die in der Studie untersucht wurden, weisen einen TFA-Gehalt auf. Die Mineralwässer aus dem Tiroler Unterland mit TFA-Beständen stehen aber keineswegs alleine da. Nur neun der 23 untersuchten Mineral- und Heilwässer in ganz Österreich waren frei von TFA. Wichtig zu betonen ist hier aber, dass die gefundenen Konzentrationen noch keine bekannten gesundheitlichen Richtwerte oder Grenzwerte von TFA übersteigen. Derzeit ist TFA nicht begrenzt – es gibt also keinen Grenzwert dafür, wie viel TFA "zu viel" ist. In der Global-2000-Trinkwasserstudie vom Sommer 2024 wurde durch Global 2000 selbst ein möglicher Grenzwert von 1,3 µg/l bis 2,0 µg/l abgeleitet – alle Mineralwässer lagen aber deutlich unterhalb dieses Werts.
Forderung: "Pestizide müssen vom Markt"
Dennoch schlägt die Organisation Alarm. Global-2000-Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden betont, dass die Studie zeige, wie dringend Maßnahmen zum Schutz des Wassers notwendig seien. "Pestizide, die TFA freisetzen, müssen rasch vom Markt verschwinden", fordert der Umweltchemiker.
Laut Burtscher-Schaden könne sich in seichteren Quellen mit TFA belastetes Grundwasser leichter mit Mineralwasser vermischen. Intensive Landwirtschaft erhöhe die Verunreinigung, behauptet der Umweltchemiker.

- Global 2000 fordert den Stopp von bestimmten Pestiziden in der Landwirtschaft. Laut dem Experten stammt das TFA aber hauptsächlich aus atmosphärischen Niederschlägen.
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LK: Ist "unseriöse" Kampagne
Allerdings ist diese Bewertung durch Global 2000 mit Vorsicht zu betrachten, vor allem dann, wenn sie hauptsächlich die Landwirtschaft für den TFA-Gehalt im Wasser verantwortlich macht. Die Landwirtschaftskammer (LK) Österreich betont in einer Stellungnahme, dass "PFAS" nicht nur aus der Landwirtschaft kommen. Tatsächlich ist es so, dass "PFAS" über 10.000 industriell erzeugte chemische Substanzen umfassen. Das heißt, dass diese in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen vorkommen, wie etwa bei der Imprägnierung von Textilien (zum Beispiel Outdoorkleidung), Antihaftbeschichtungen von Küchenutensilien, beschichtete Papiere und Kartons, Kühlmittel, Feuerlöschmittel oder Kosmetika.
„Die europäische Chemikalienagentur verweist wiederholt darauf, dass lediglich 2% aller PFAS aus der Landwirtschaft stammen und 98% anderen Ursprung haben. Das von Gobal2000 angeführte TFA ist ein Abbauprodukt vieler in der Luft vorkommender PFAS aus industriellen Produkten und Emissionen", so die LK. Die Kampagne von Global 2000 sei unseriös" und entspreche nicht den Fakten. LK-Präsident und NR Josef Hechenberger betont des Weiteren:
"Wo benötigt, werden zugelassene Pflanzenschutzmittel verwendet, deren Einsatz nachvollziehbar und kontrollierbar ist. Wenn wir über Änderungen hinsichtlich des Einsatzes von PFAS in diversen Lebens- und Wirtschaftsbereichen diskutieren, dann staaten- und branchenübergreifend, auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. Genau das passiert bereits auf EU-Ebene.“
Experte: Kommt von Atmosphäre und Regen
Auch Bernd Jenewein von der ARGE Umwelt Hygiene GmbH in Innsbruck betrachtet die Bewertung durch Global 2000 und ihre Forderungen eines Pestizidsverbots in der Landwirtschaft kritisch. "Höflich formuliert, ist das fachlich fragwürdig", sagt der Experte. Jenewein betont, dass in der Global-2000-Studie in den Ergebnissen auch festgehalten wird, dass das TFA bei den Wässern im Unterland vermutlich aus der Atmosphäre kommt: "Es sind Rückstände aus der Produktion, die abregnen. Das hat nichts mit Pestizidnutzung zu tun", sagt Jenewein.
Um die Situation zu verbessern, schlägt er vor, den Einsatz von "PFAS" zurückzudrängen und sich die Frage zu stellen, wo "PFAS" unbedingt notwendig sind. "Es gibt Bereiche, in denen sie unsinnig sind", sagt Jenewein und verweist als Beispiel auf deren Einsatz bei der Imprägnierung von Outdoorjacken. Es gebe aber auch Einsatzgebiete, wo "PFAS" unverzichtbar sind. Ein gänzliches Verbot sei also auch nicht sinnvoll. Laut dem Experten könnten die "Konzentrationen" langsam wieder sinken, wenn man die PFAS-Produktion und -Einsatzbereiche in der Zukunft einengt. "Zusammenfassend gewinnt man den Eindruck, dass für eine Kampagne gegen Pestizideinsatz eine starke Verunsicherung der Verbraucher und auch wirtschaftlicher Schaden von oft kleinen Familienbetrieben (wie z.B. Mehrner Quelle) durch finanzstarke NGOs in Kauf genommen wird", sagt Jenewein.
Werte werden nicht überschritten
Die Rieder's Quellen-Betriebe GmbH (Alpquell) betont in einer Stellungnahme, dass man höchste Qualitätsstandards garantiere:
"Unsere Mineralwässer werden regelmäßig von unabhängigen, akkreditierten Prüflaboren untersucht. Die Ergebnisse bestätigen, dass unsere Produkte sämtliche nationalen und EU-weiten Vorschriften für Lebensmittelsicherheit einhalten. Auch die ab 2026 geltenden Grenzwerte der EU-Trinkwasserrichtlinie für PFAS inkl. TFA werden von uns bereits heute erfüllt. Dies zeigt, dass unsere Produkte nicht nur sicher, sondern auch zukunftssicher sind."
Ferner betonen die Betreiber, dass die Aussage von Global 2000, dass TFA "verunreinigt" ist, irreführend sei, "da keine relevanten Werte überschritten werden".
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