Quellen
Studie ortet TFA im Mineralwasser – auch im Tiroler Unterland

Eine aktuelle Studie beleuchtet 23 der bedeutendsten österreichischen Mineral- und Heilwässer. Untersucht wurden auch Wässer aus dem Bezirk Kufstein. | Foto: Pixabay (Symbolfoto)
5Bilder
  • Eine aktuelle Studie beleuchtet 23 der bedeutendsten österreichischen Mineral- und Heilwässer. Untersucht wurden auch Wässer aus dem Bezirk Kufstein.
  • Foto: Pixabay (Symbolfoto)
  • hochgeladen von Barbara Fluckinger

Chemikalien-Abbauprodukt bei Studie in 14 von 23 Mineralwässern in Österreich gefunden, sechs der untersuchten Wässer kommen aus Münster und Brixlegg. Aber: Die Studie ist widersprüchlich und die Konzentrationen überschreiten keine gesundheitlichen Richtwerte. Denn TFA ist, salopp gesagt, bereits überall zu finden.  

MÜNSTER, BRIXLEGG. Das Mineralwasser aus dem Bezirk Kufstein weist Reste eines Chemikalien-Abbauprodukts auf – und ist damit in Österreich nicht allein. Konkret geht es um die Orte Münster und Brixlegg, wo in einem Umkreis von knapp zwei Kilometern alle sechs untersuchten Tiroler Mineral- und Heilwasserquellen liegen. Dort fließen die Wässer für Tiroler Quelle, AlpQuell und Astoria (Münster) sowie Silberquelle und Montes (Brixlegg) und das Mehrner Heilwasser (ebenfalls Brixlegg). 

Wässer nach TFA untersucht

In einer aktuellen Studie wurden nun 23 der bedeutendsten österreichischen Mineral- und Heilwässer untersucht. Durchgeführt wurde die Studie von der Umweltschutzorganisation Global 2000 in Kooperation mit der Arbeiterkammer Oberösterreich. Dabei wurde der Gehalt von Trifluoracetat bzw. Trifluoressigsäure (TFA) im österreichischen Mineralwasser genauer unter die Lupe genommen. 
Bei TFA handelt es sich – chemisch gesehen – um eine Modifikation von Essig und ein stabiles Zerfallsprodukt von vielen sogenannten PFAS – das sind "per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen" bzw. Industriechemikalien. Gebildet wird TFA durch UV-Licht in der Atmosphäre. Dabei ist TFA schon zum Dauergast geworden, wenn es um das heimische Wasser geht und ist, salopp gesagt, überall zu finden. So wurde bei einer früheren Studie von Global 2000 bereits im Juli 2024 in 34 von 36 europäischen Leitungswasserproben ein TFA-Gehalt festgestellt. 

Mehr als die Hälfte der getesteten Mineralwässer in Österreich weisen einen TFA-Gehalt auf. Allerdings liegen die Werte laut der Umwelt-Hygiene GmbH Innsbruck unter möglichen Grenzwerten.   | Foto: Pixabay (Symbolfoto)
  • Mehr als die Hälfte der getesteten Mineralwässer in Österreich weisen einen TFA-Gehalt auf. Allerdings liegen die Werte laut der Umwelt-Hygiene GmbH Innsbruck unter möglichen Grenzwerten.
  • Foto: Pixabay (Symbolfoto)
  • hochgeladen von Barbara Fluckinger

Viele Wässer mit TFA-Resten

Aber auch abgefüllte Mineral- und Quellwässer sind betroffen. Fünf Tiroler Mineralwässer, die in der Studie untersucht wurden, weisen einen TFA-Gehalt auf. Die Mineralwässer aus dem Tiroler Unterland mit TFA-Beständen stehen aber keineswegs alleine da. Nur neun der 23 untersuchten Mineral- und Heilwässer in ganz Österreich waren frei von TFA. Wichtig zu betonen ist hier aber, dass die gefundenen Konzentrationen noch keine bekannten gesundheitlichen Richtwerte oder Grenzwerte von TFA übersteigen. Derzeit ist TFA nicht begrenzt – es gibt also keinen Grenzwert dafür, wie viel TFA "zu viel" ist. In der Global-2000-Trinkwasserstudie vom Sommer 2024 wurde durch Global 2000 selbst ein möglicher Grenzwert von 1,3 µg/l bis 2,0 µg/l abgeleitet – alle Mineralwässer lagen aber deutlich unterhalb dieses Werts. 

Forderung: "Pestizide müssen vom Markt"

Dennoch schlägt die Organisation Alarm. Global-2000-Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden betont, dass die Studie zeige, wie dringend Maßnahmen zum Schutz des Wassers notwendig seien. "Pestizide, die TFA freisetzen, müssen rasch vom Markt verschwinden", fordert der Umweltchemiker.
Laut Burtscher-Schaden könne sich in seichteren Quellen mit TFA belastetes Grundwasser leichter mit Mineralwasser vermischen. Intensive Landwirtschaft erhöhe die Verunreinigung, behauptet der Umweltchemiker.

Global 2000 fordert den Stopp von bestimmten Pestiziden in der Landwirtschaft. Laut dem Experten stammt das TFA aber hauptsächlich aus atmosphärischen Niederschlägen.  | Foto: Pixabay (Symbolfoto)
  • Global 2000 fordert den Stopp von bestimmten Pestiziden in der Landwirtschaft. Laut dem Experten stammt das TFA aber hauptsächlich aus atmosphärischen Niederschlägen.
  • Foto: Pixabay (Symbolfoto)
  • hochgeladen von Barbara Fluckinger

LK: Ist "unseriöse" Kampagne

Allerdings ist diese Bewertung durch Global 2000 mit Vorsicht zu betrachten, vor allem dann, wenn sie hauptsächlich die Landwirtschaft für den TFA-Gehalt im Wasser verantwortlich macht. Die Landwirtschaftskammer (LK) Österreich betont in einer Stellungnahme, dass "PFAS" nicht nur aus der Landwirtschaft kommen. Tatsächlich ist es so, dass "PFAS" über 10.000 industriell erzeugte chemische Substanzen umfassen. Das heißt, dass diese in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen vorkommen, wie etwa bei der Imprägnierung von Textilien (zum Beispiel Outdoorkleidung), Antihaftbeschichtungen von Küchenutensilien, beschichtete Papiere und Kartons, Kühlmittel, Feuerlöschmittel oder Kosmetika.
„Die europäische Chemikalienagentur verweist wiederholt darauf, dass lediglich 2% aller PFAS aus der Landwirtschaft stammen und 98% anderen Ursprung haben. Das von Gobal2000 angeführte TFA ist ein Abbauprodukt vieler in der Luft vorkommender PFAS aus industriellen Produkten und Emissionen", so die LK. Die Kampagne von Global 2000 sei unseriös" und entspreche nicht den Fakten. LK-Präsident und NR Josef Hechenberger betont des Weiteren:

"Wo benötigt, werden zugelassene Pflanzenschutzmittel verwendet, deren Einsatz nachvollziehbar und kontrollierbar ist. Wenn wir über Änderungen hinsichtlich des Einsatzes von PFAS in diversen Lebens- und Wirtschaftsbereichen diskutieren, dann staaten- und branchenübergreifend, auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. Genau das passiert bereits auf EU-Ebene.“

Was sagst du zu den TFA-Gehalten im österreichischen Mineralwasser?

Experte: Kommt von Atmosphäre und Regen

Auch Bernd Jenewein von der ARGE Umwelt Hygiene GmbH in Innsbruck betrachtet die Bewertung durch Global 2000 und ihre Forderungen eines Pestizidsverbots in der Landwirtschaft kritisch. "Höflich formuliert, ist das fachlich fragwürdig", sagt der Experte. Jenewein betont, dass in der Global-2000-Studie in den Ergebnissen auch festgehalten wird, dass das TFA bei den Wässern im Unterland vermutlich aus der Atmosphäre kommt: "Es sind Rückstände aus der Produktion, die abregnen. Das hat nichts mit Pestizidnutzung zu tun", sagt Jenewein. 
Um die Situation zu verbessern, schlägt er vor, den Einsatz von "PFAS" zurückzudrängen und sich die Frage zu stellen, wo "PFAS" unbedingt notwendig sind. "Es gibt Bereiche, in denen sie unsinnig sind", sagt Jenewein und verweist als Beispiel auf deren Einsatz bei der Imprägnierung von Outdoorjacken. Es gebe aber auch Einsatzgebiete, wo "PFAS" unverzichtbar sind. Ein gänzliches Verbot sei also auch nicht sinnvoll. Laut dem Experten könnten die "Konzentrationen" langsam wieder sinken, wenn man die PFAS-Produktion und -Einsatzbereiche in der Zukunft einengt. "Zusammenfassend gewinnt man den Eindruck, dass für eine Kampagne gegen Pestizideinsatz eine starke Verunsicherung der Verbraucher und auch wirtschaftlicher Schaden von oft kleinen Familienbetrieben (wie z.B. Mehrner Quelle) durch finanzstarke NGOs in Kauf genommen wird", sagt Jenewein. 

Werte werden nicht überschritten

Die Rieder's Quellen-Betriebe GmbH (Alpquell) betont in einer Stellungnahme, dass man höchste Qualitätsstandards garantiere:

"Unsere Mineralwässer werden regelmäßig von unabhängigen, akkreditierten Prüflaboren untersucht. Die Ergebnisse bestätigen, dass unsere Produkte sämtliche nationalen und EU-weiten Vorschriften für Lebensmittelsicherheit einhalten. Auch die ab 2026 geltenden Grenzwerte der EU-Trinkwasserrichtlinie für PFAS inkl. TFA werden von uns bereits heute erfüllt. Dies zeigt, dass unsere Produkte nicht nur sicher, sondern auch zukunftssicher sind."

Ferner betonen die Betreiber, dass die Aussage von Global 2000, dass TFA "verunreinigt" ist, irreführend sei, "da keine relevanten Werte überschritten werden". 

Weitere Beiträge zum Thema Wirtschaft aus dem Bezirk gibt’s hier.
Die Nachrichten des Tages im WhatsApp Kanal „MeinBezirk Tirol“ gibt's hier.
Aktuelle Nachrichten aus dem Bezirk Kufstein gibt’s hier.

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren:

NEOS fordern in Kufstein und Tirol bessere Kinderbetreuung
Mehr neue E-Pkw im Bezirk Kufstein, aber SUVs boomen
Museum Tiroler Bauernhöfe feiert 50. Jubiläumssaison
Eine aktuelle Studie beleuchtet 23 der bedeutendsten österreichischen Mineral- und Heilwässer. Untersucht wurden auch Wässer aus dem Bezirk Kufstein. | Foto: Pixabay (Symbolfoto)
Experte Bernd Jenewein von der ARGE Umwelt Hygiene GmbH betont, dass die Rückstände aus der Atmosphäre stammen.  | Foto: Barbara Fluckinger
Mehr als die Hälfte der getesteten Mineralwässer in Österreich weisen einen TFA-Gehalt auf. Allerdings liegen die Werte laut der Umwelt-Hygiene GmbH Innsbruck unter möglichen Grenzwerten.   | Foto: Pixabay (Symbolfoto)
Sechs der untersuchten Mineral- und Heilwässer kommen aus Quellen in Münster und Brixlegg.  | Foto: Pixabay (Symbolfoto)
Global 2000 fordert den Stopp von bestimmten Pestiziden in der Landwirtschaft. Laut dem Experten stammt das TFA aber hauptsächlich aus atmosphärischen Niederschlägen.  | Foto: Pixabay (Symbolfoto)
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:
Die wichtigsten News direkt auf dein Handy.  | Foto: MeinBezirk Tirol
4

Service
Die Nachrichten des Tages im WhatsApp Kanal "MeinBezirk Tirol"

MeinBezirk Tirol ist auf WhatsApp! Abonniere unseren Kanal MeinBezirk Tirol und erhalte die News aus deiner Region direkt aufs Handy. TIROL. Ab sofort kannst du dich direkt über WhatsApp mit uns verbinden, um die neuesten Nachrichten, Geschichten und Updates aus Tirol zu erhalten. Egal, ob es um lokale Ereignisse, wichtige Ankündigungen oder inspirierende Geschichten geht - wir bringen sie direkt auf dein Handy! Um unserem WhatsApp-Kanal beizutreten, musst du nur folgende Schritte ausführen: ...

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.