Studieren in der Pandemie
Uni Klagenfurt im Lockdown-Betrieb

- Luca Jost
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Die Platznot in den Gebäuden am Campus ist groß. Ein Erweiterungsbau ist im Westen des Campus geplant.
KLAGENFURT. Die Platznot an der Alpen-Adria Universität in Klagenfurt soll schon bald ein Ende haben. In den Campus-Gebäuden ist es derzeit so eng, dass neben der Sterneckstraße sogar eine weitere Expositur eingerichtet werden musste: in der Kempfstraße. "Der modulare Erweiterungsbau, der im Westteil des Campus geplant ist, soll die Fakultät für Technische Wissenschaften und weitere Einheiten beherbergen", informiert Uni-Rektor Oliver Vitouch. Derzeit sind die Institute unserer Technischen Fakultät am und über den Campus hinaus verstreut. Auch das 2019 gegründete Digital Age Research Center (D!ARC) wird im Neubau beheimatet sein. "Ebenso sind Räumlichkeiten für das Fraunhofer Innovationszentrum KI4LIFE, einem Innovationszentrum für Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, und die Silicon Austria Labs vorgesehen", so Vitouch. Mit dieser räumlichen Zusammenführung können ganz neue Kapitel in Kooperation und Zusammenarbeit aufgeschlagen werden, Synergien werden entstehen. Auch das Karl Popper Wissenschaftskolleg und ein lang ersehnter Betriebskindergarten werden im Gebäude Platz finden.
Mehrstufige Erweiterung
Die Erweiterung soll mehrstufig und modular erfolgen und sich gut in die bestehenden Campusgebäude und den gesamten „Lakeside District“ integrieren. Daher hat die Bundesimmobiliengesellschaft BIG als Eigentümerin einen Wettbewerb ausgelobt, dessen Ziel es ist, einen Gesamtansatz zu verfolgen und unseren Campus als Forschungs-, Lern-, Kultur- und Freizeitraum noch attraktiver zu machen.
Der Baubeginn der ersten Baustufe soll schon Ende 2022 erfolgen, das Bauende ist dann im Sommer 2025 geplant. "Wenn alles klappt, dann können wir im Wintersemester 2025/26 schon in den Regelbetrieb starten", hofft der Uni-Rektor.
Unis im Lockdown
Bald ein Jahr Corona. Neben Schulen ist auch der Unterricht an Universitäten seither ein ganz anderer. Die Frage, wie es weitergeht, bleibt nach wie vor.
Im März 2020 musste auf der Alpen-Adria Universität in Klagenfurt die Umstellung vom Präsenzbetrieb in den digitalen Betrieb quasi von einem Tag auf den anderen erfolgen. "Das ist, unter großem Einsatz aller Beteiligten, sehr gut gelungen", informiert Uni-Rektor Oliver Vitouch. Nach dem einigermaßen „coronaruhigen“ Sommer bestand dann bei allen österreichischen Universitäten die Hoffnung, im Wintersemester 2020/21 zumindest einen teilweisen Präsenzbetrieb umsetzen zu können, ist doch die direkte Interaktion von Lehrenden und Studierenden ein wesentlicher Teil des Lernens und Verstehens. "Dafür wurden umfangreiche Vorkehrungen getroffen, die auch erfolgreich waren - an der Universität Klagenfurt hat sich kein einziges Cluster gebildet", so Vitouch.
Im vollen Digitalbetrieb
Leider hat sich die Infektionslage in Österreich im Herbst dann dramatisch schlimmer entwickelt als vorhergesehen, "so dass wir wieder in den vollen Digitalbetrieb zurückkehren mussten – und es seitdem noch immer sind", informiert der Uni-Rektor.
Wie sich die Lage in nächster Zeit entwickelt, ist schwer zu sagen. "Vieles hängt von den Impfungen ab und wann sie verfügbar sein werden. Wir freuen uns jedenfalls sehr, wenn wieder Leben am Campus einkehren wird", hofft Vitouch.
Meistern die Herausforderung
Die Umstellung aller Lehrveranstaltungen auf den digitalen Betrieb ist schon im Frühjahr quasi über Nacht gelungen. Derzeit laufen alle Lehrveranstaltungen als Distanzveranstaltungen, auch die Prüfungen finden digital statt. "Die Lehrenden und Studierenden begegnen den Herausforderungen mit großer Kreativität und viel Einsatz", freut sich Vitouch. Im Frühjahr 2020 machte das Studierenden-App "studo" zudem eine österreichweite Umfrage zur Qualität der Distanzlehre an den einzelnen Universitäten: die Uni Klagenfurt erreichte dabei den zweiten Platz im Ranking aller österreichischen Unis.
Es läuft auch digital gut
Vitouch: "Dank des enormen Einsatzes der Lehrenden, die kreative interaktive Konzepte und neue Prüfungsformen entwickelt haben und der Abteilungen E-Learning und Zentraler Informatikdienst, die inhaltlich unterstützt und technische Plattformen bereitgestellt haben, läuft der ,Universitätsalltag‘ auch digital gut." Manche Formen der Digitallehre werden auch Teil der Zukunft werden, keine Frage. "Dennoch merken wir, wie wichtig Präsenzlehre ist: Diskussionen, soziale Interaktion, das gemeinsame Arbeiten an Problemen. Es wird schön sein, wenn wir auch das wieder umsetzen können.", so Vitouch.
Werden Studierende vergessen?
Wie geht es Studierenden im Lockdown? Welche Hürden müssen sie meistern und wie sieht die finanzielle Lage aus? Die Klagenfurter WOCHE hat nachgefragt.
Welche Hürden gibt es durch die Pandemie?
Luca Jost: Das Lehramtsstudium beinhaltet auch Praktika. Dank Covid-19 und den Maßnahmen habe ich bis jetzt noch keine Unterrichtseinheit normal im Klassenzimmer abhalten können und das ist in meinen Augen ein Problem, da die praktischen Erfahrungen wohl das Wichtigste in diesem Studium sind. Die Regierung nimmt uns Lehramtsstudenten mit ihren dahingehend fragwürdigen Maßnahmen die Möglichkeit unsere praktischen Erfahrungen zu sammeln. In dieser Hinsicht kommt man sich schon „vergessen“ vor, da man seine Erfahrungen nicht sammeln durfte, auch als die Schulen noch geöffnet waren.
Tim Singer: Es herrscht eingeschränkter Zugang zur Lehre, durch fehlende Interaktion mit Lehrenden und Mitstudenten.
Felix Feistritzer: Hürden habe ich eigentlich keine. Nachdem ich in Villach wohne, erspare ich mir z.B. die Fahrt mit dem Auto nach Klagenfurt, was natürlich ein Vorteil ist.
Was fehlt am meisten?
Jost: Ich wünsche mir eine Perspektive. So oft wurde gesagt ab dann und dann öffnet die Universität wieder, aber daraus wurde nichts. Natürlich ist der Pandemie-Verlauf schwer abschätzbar, aber ständig wurde uns von Professoren gemailt, dass die Veranstaltungen ab dann und dann wieder in Präsenz abgehalten werden können und letztlich wurde daraus nichts. Es sollte Klartext gesprochen werden und nicht immer wieder Hoffnung auf Normalität gegeben werden.
Singer: Ein Ende der Pandemie und die Rückkehr zur Präsenzlehre – ganz ohne Mund-Nasen-Schutz und sonstigen Einschränkungen.
Feistritzer: Ich wünsche mir eine bessere Kommunikation und Organisation von den Angehörigen der Universität. Viele Termine werden teilweise zu spät bekanntgegeben und auch immer wieder verschoben, was für Studenten, die nebenbei arbeiten, zum Problem werden kann.
Vor- und Nachteile vom digitalen Unterricht?
Jost: Im Vordergrund steht natürlich die Möglichkeit sein Studium trotz aller Gegebenheiten abschließen zu können und das ist definitiv der Fall. Ich studiere Sport und Englisch und habe alle Lehrveranstaltungen online. Die theoretischen Englisch- und Sport-Vorlesungen sind von zuhause kein Problem, aber in meinem Fall gibt es auch praktische Sportkurse. Natürlich ist es unmöglich Schwimmen, Tennis, Geräteturnen oder Tanzen von zuhause sinnvoll abzuhalten und wieder einmal bleiben wichtige praktische Faktoren auf der Strecke.
Singer: Die Prüfungen laufen teilweise chaotisch ab, weil die gleichzeitige Anmeldung bei virtuellen Räumen und einhergehende Webcam-Überprüfung bei vielen Nutzern die Internetbandbreite überbeansprucht.
Feistritzer: Im Großen und Ganzen werden die Vorlesungen und Kurse problemlos online abgehalten. Es gibt wohl ein paar Ausnahmen. Manche Professoren können sich mit der Digitalisierung nicht so richtig identifizieren und das wirkt sich dann dementsprechend auf die Vorlesung aus. Bei den Prüfungen sehe ich kein Problem. Nachdem man immer seine Kamera eingeschaltet haben muss, läuft alles ordnungsgemäß und fair ab.
Gibt es finanzielle Hürden?
Jost: Ich persönlich habe keinen Nebenjob, da es sich mit Uni und meinem Hobby Fußball einfach zeitlich schwer vereinbaren lässt.
Schade ist nur, mein Hobby nicht ausüben zu können. Finanziell entstehen für mich keine Probleme, aber ich frage mich, wieso wir alle zusammen am Sessellift sitzen können, aber Fußballspielen ist undenkbar. Ich wohne derzeit noch zuhause bei meiner Mutter in einer Wohnung und wie es schon mit meiner finanziellen Situation der Fall ist entstehen hierbei durch Corona für mich keine Probleme.
Singer: Ich habe zum Glück einen Nebenjob. Wobei Studierende bereits vor und auch während der Krise leider nicht wirklich finanzielle Unterstützung erhalten. Auch die Wohnsituation ist äußerst prekär. In meinem Fall wurde eine Wohnung in Graz angemietet, die sich nun als absolut nicht notwendig herausstellt. Der monetäre Schaden beläuft sich auf mehrere tausend Euro.
Feistritzer: Ich arbeite nebenbei 30 Stunden in der Woche. Die Umstellung auf Home Office habe ich ganz gut gemeistert und ich kann mir auch in Zukunft gut vorstellen ein paar Tage im Monat von zu Hause aus zu arbeiten. Nachdem ich von der Kurzarbeit nicht betroffen bin, bekomme ich auch keine finanzielle Unterstützung.



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