Plötzlich hat's nicht mehr geschmeckt
Übermorgen bin ich seit genau sechs Monaten Nichtraucher. Ich weiß, dass einige ehemalige Raucher dazu neigen, mit hochgezogenen Augenbrauen und leicht kopfschüttelnd durch die Welt zu gehen, wenn sie noch nicht ehemalige Raucher sehen. Ich weiß, dass manche von ihnen sich gerne hüstelnd und händewachtelnd ihren Weg durch Rauchergruppen bahnen. Und dass viele einen geradezu missionarischen Eifer entwickeln, wenn es darum geht, jemandem das Rauchen ausreden wollen. Keine Sorge: Ich mache das nicht. Ich möchte nur davon erzählen, wie es mir in den letzten sechs Monaten so ergangen ist.
Um mit dem Rauchen aufzuhören brauchte ich weder einen besonders starken Willen, noch irgendwelche Nikotinersatzmittel. Und ich war auch nicht wochenlang überzeugt davon, endlich mit dem Rauchen aufzuhören. Ehrlich gesagt, war ich sogar bis zuletzt der Meinung: "Ich rauche gerne."
Zum Aufhören bewegt hat mich ein recht kühler Morgen, als ich im Freien stand und rauchte - und plötzlich gemerkt habe, dass die Zigarette nicht mehr schmeckt. Zu Mittag habe ich noch zwei geraucht, mir sogar noch ein Packerl gekauft - und mir seitdem keine einzige mehr angezündet.
Ich denke, dieses Erlebnis zu haben, dass man ganz ehrlich sagt: "Die Zigarette schmeckt nicht mehr" ist ein Glücksfall - der beste Weg, die ganze Sache von dem einen Tag auf den anderen zu lassen. Natürlich mit ein paar Bewährungsproben - vor allem, wenn man die Zigarette zum wohlverdienten Feierabend-Bier gewöhnt war. Doch das vergeht. Ehrlich!
Was sich in den letzten sechs Monaten getan hat? Mir ist immer öfter der Gedanke gekommen, dass ich das Rauchen schon viel früher aufgeben hätte können - ich habe mich sogar richtig geärgert darüber, dass ich überhaupt jemals geraucht habe. Als Erinnerung an meine Raucherzeit steht übrigens noch immer mein letztes Zigarettenpackerl in meiner Wohnung, im Bücherregal gleich oberhalb des Fernsehers. Es ist bis heute noch originalverpackt.
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