Neuer Kärnten Werber
"Flugverbindungen müssen nachhaltig geplant sein"

- Klaus Ehrenbrandtner ist seit Jänner Geschäftsführer der Kärnten Werbung: "Werde erfolgreiche Ansätze nicht über Bord werfen."
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Seit Ihrem Amtsantritt haben Sie sich mit Stakeholdern im Kärntner Tourismus getroffen. Was sind die wichtigsten Anliegen?
KLAUS EHRENBRANDTNER: Es gibt einen Wunsch nach Kontinuität in der Weiterentwicklung. Manche äußern die Sorge, dass ein neuer Geschäftsführer nun das Rad neu erfinden will. Da kann ich beruhigen. Ich bin nicht angetreten, um erfolgreiche Ansätze über Bord zu werfen, nur weil sie nicht von mir kommen. Die aktuellen Themen sind der Arbeitskräftemangel, die Teuerung und die nötigen Konzepte zur Anpassung an den Klimawandel. Was die Teuerung betrifft, haben wir klare Aussagen, dass unsere Gäste bereit sind mehr auszugeben, wenn wir hohe Qualität anbieten. Laut einer Umfrage in Deutschland ist für 66 Prozent der Befragten Qualität wichtiger als ein günstiger Preis. Was den Arbeitskräftemangel und den Klimawandel betrifft, braucht es jeweils ein gutes Zusammenspiel der Akteure im Tourismus, um gemeinsam und gut abgestimmt zukunftsfähige Konzepte zu erarbeiten und umzusetzen.
Sie waren für die Österreich Werbung lange in Dubai und London tätig. Sind Gäste von dort im größeren Stil in Kärnten vorstellbar?
Was Gäste aus dem arabische Raum betrifft: Grundsätzlich gibt es hier Potenzial, durch die gute Direktanbindung von Dubai nach Ljubljana. Allerdings ist die Hauptreisezeit der arabischen Gäste der – ohnehin gut gebuchte – Hochsommer und sie bieten weniger Potenzial in anderen Monaten. Und: Aus Erfahrung weiß ich, dass es für exotischere Märkte immer das Commitment der touristischen Basis braucht. Zu Großbritannien: Durch die Fluganbindung ergeben sich grundsätzlich gute Chancen, aber die muss nachhaltig sein. Es braucht ein Jahr, um am britischen Markt sichtbar zu sein, ein weiteres um als Destination in die engere Auswahl zu kommen und erst im dritten Jahr wird dann gebucht. Eine Hürde im Winter ist, dass die Briten traditionell den Wintersporturlaub über Reiseveranstalter als Packages buchen und es diese Möglichkeit mit Ryan Air grundsätzlich nicht gibt. Im Sommer gibt es Potenzial im „Lakes & Mountains“-Segment.
Wenn wir beim Flughafen sind: Wie wichtig ist ein Flughafen in Kärnten für den Tourismus?
Wenn ein Flughafen kommerziell erfolgreich ist und zusätzliche Anreisemöglichkeiten bietet, dann ist das grundsätzlich eine gute Basis. Wichtig ist vor allem, dass Flugverbindungen nachhaltig geplant werden. Es braucht mehrere Jahre, bis eine Destination am Markt etabliert ist. Wenn die Flugverbindung nach zwei Jahren eingestellt wird, dann haben wir nur investiert, kommen aber nicht zum Return on Investment. Es gibt auch noch weitere Parameter, die eine Rolle spielen, wie sehr ein Flughafen zum touristischen Erfolg Kärntens beitragen kann: Ob die angeflogenen Destinationen Potenzial für Incoming haben – London ja, Alicante nein – ob die Flugzeiten attraktiv für Urlaubsgäste sind, ob die jeweilige Fluglinie mit Reiseveranstaltern kooperiert. Der Erfolg hängt also vom strategischen Gesamtkonzept ab, wie sehr der Flughafen auf Incominggeschäft ausgerichtet ist.
Im Sommer gibt es in Kärnten mehr Nächtigungen als im Winter. Sehen Sie den Wintertourismus in Kärnten – auch mit Blick auf den Klimawandel – als Sorgenkind?
Ich möchte, dass das nicht dramatisiert wird. Die Entwicklung im Winter wird gerne dramatischer dargestellt, als sie ist. Dass der Sommer so viel stärker ist als der Winter, liegt vor allem an unserem starken Sommerprodukten "Urlaub am See" und Camping. Die Entwicklung bis zur Pandemie war in Kärnten so, dass der Winter sich über einen Zeitraum von zehn Jahren ziemlich konstant auf dem gleichen Niveau hielt, der Sommer hatte in der Zeit einen leichten Zuwachs von plus sechs Prozent an Nächtigungen. Durch die Pandemie ging die Schere dann deutlich auseinander. Aber natürlich brauchen wir zukunftsfähige Konzepte zur Stärkung des Wintertourismus, auf und abseits der Skipiste. Die Herausforderungen für den Winter sind bekannt: Vor allem der Klimawandel und der Zugang zum alpinen Wintersport in der Gesellschaft. Was den Klimawandel betrifft, müssen wir unterscheiden zwischen Gebieten in Höhenlagen, die weniger betroffen sind, Skigebieten in niedrigeren Lagen und dem Flachland. Ich sehe etwa Potenzial für innovative Angebote im Winter am See.
Haben „PS-Treffen“ für Sie eine Zukunft in Kärnten?
Man kann nicht alle Veranstaltungen über einen Kamm scheren, da sie sehr unterschiedliche Organisationsformen, Zielgruppen und Ausrichtungen haben. Die "GTI-Vor- und Nachtreffen" sind nach meinem Verständnis von den lokalen Verantwortlichen nicht mehr gewollt und ich kann das gut nachvollziehen. Hier handelt es sich um Treffen einer Community, die dezentral organisiert werden und nur schwer zu steuern sind. Die Zielgruppe ist hier sicher auch eine andere als etwa bei der European Bike Week. Ich halte es aber für falsch, alle in einen Topf zu werfen. Jede Veranstaltung gehört separat bewertet, danach, welche Wertschöpfung sie potenziell durch direkte Gäste-Ausgaben bringt sowie welche mediale Strahlkraft bei den für uns relevanten Zielgruppen sie hat. Dem muss man den Aufwand und etwaige negative Erscheinungen gegenüberstellen. Nach diesem Muster müssen wir dann entscheiden.
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