Giftköder
Die Konsequenzen für "Hundehasser"

- Giftköder: Der Alptraum jedes Hundebesitzers
- Foto: pixabay/FerGalindo980
- hochgeladen von Sabrina Strutzmann
Immer wieder erreichen uns Meldungen von ausgelegten Giftködern. Für Hunde hat dies oft lebensbedrohliche Folgen. Die WOCHE hat nachgefragt, welche rechtlichen Folgen dies für die Täter hat.
KÄRNTEN. Laut Auskunft der Polizei sind die Anzeigen seit 2015 eher rückläufig. Rund zehn Fälle pro Jahr kommen zur Anzeige. "Da nicht jeder Tierhalter bei Erkrankung seines Tieres Anzeige erstattet, dürfte die Dunkelziffer höher liegen", so Mario Nemetz, Pressesprecher der Polizei.
Vermittlungen verlaufen im Sand
Doch wie geht es mit den Ermittlungen voran, wenn ein Fall zur Anzeige kommt und welche Strafen drohen den "Tierhassern" eigentlich? Bislang ist der Polizei noch kein Fall einer Klärung bekannt. "Aufgrund fehlender Zeugenbeobachtungen verlaufen sich die Ermittlungen meist im Sand", informiert Nemetz. Grundsätzlich wird der § 222 Strafgesetzbuch – Tierquälerei angezeigt. Dabei drohen bis zu zwei Jahren Freiheitsstrafe. Ob jedoch eine Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe ausgesprochen wird, obliegt dem Justizverfahren.
Warnung vor Giftködern
Auch wenn es für Hundefreunde unfassbar scheint - Hunde sind manchen Mitmenschen ein Dorn im Auge. Dadurch wird zu gefährlichen Methoden gegriffen: Dem Auslegen von präparierten Ködern. Die Vielfalt der zur Schädigung von Hunden ausgelegten Köder reicht von Futtermitteln mit scharfkantigen Objekten bis zu jenen mit Gift versetzten.
Diverse Social Media Seiten wie Facebook und Co. haben als Präventionsmaßnahmen bereits eigene Gruppen, um die Bevölkerung vorab zu warnen. "Sollte von uns eine Serie erkannt werden, wird die Bevölkerung von uns via Presseaussendungen an die Medien, bzw. via unserer Social Media Kanäle gewarnt", sagt Nemetz.
Quälen und Töten wird gleich bestraft
"Den ´Hundehassern´ drohen sowohl strafrechtliche, als auch zivilrechtliche und unter Umständen auch verwaltungsrechtliche Konsequenzen", informiert Rechtsanwältin Florina Ozegovic. Das österreichische Strafgesetzbuch sieht vor, dass jemand, der ein Tier misshandelt oder ihm unnötige Qualen zufügt, mit Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren zu bestrafen ist. Ebenso ist zu bestrafen, wer ein Wirbeltier mutwillig tötet. "Wobei hier keine höhere Strafe vorgesehen ist, als für das Zufügen von Qualen", so die Anwältin. Das im Gesetz vorgesehene Strafausmaß ist sowohl im Strafrecht als auch im Verwaltungsrecht für das Quälen und das Töten eines Tieres dasselbe. "Es ist jedoch davon auszugehen, dass die zuständige Behörde, bzw. der Richter im Rahmen des Ermessungsspielraumes für das Töten eine höhere Strafe bemessen wird, als für das Quälen.
Verbot der Tierquälerei
Das Tierschutzgesetz sieht betreffend Wirbeltiere in seinem § 5 ein umfangreiches Verbot der Tierquälerei vor. Es ist demnach verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leid oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen. Im Gesetz werden beispielhaft verbotene Handlungen und Vorgehensweisen aufgezählt. "§ 6 des Tierschutzgesetzes verbietet die Tötung von Tieren ohne vernünftigen Grund", informiert Ozegovic. Weiters sieht das Gesetz als Sanktionen für Verstöße in seinem § 38 Verwaltungsstrafen vor.
Höhe der Strafen
Wer eine Tier etwas zufügt, begeht eine Verwaltungsübertretung und ist von der Behörde mit einer Geldstrafe von bis zu 7.500 Euro zu bestrafen. Im Wiederholungsfall droht eine Strafe bis zu 15.000 Euro. "In schweren Fällen der Tierquälerei ist eine Strafe von mindestens 2.000 Euro zu verhängen", so Ozegovic.
In zivilrechtlicher Sicht steht es dem Tierhalter darüber hinaus offen, Schadensersatzforderungen gegenüber dem Tierquäler geltend zu machen.
Bekannte Fälle
In der Vergangenheit gab es bereits einige Fälle von Tierquälerei, die von der Gerichten abgehandelt wurden. "Ob es dezidiert Fälle mit Giftköder gegeben hat, ist mir nicht bekannt und ich konnte im Rahmen einer oberflächlichen Recherche keine Judikatur hierzu finden", so die Anwältin.
"Gesunde Menschen töten keine Hunde"
Eine Frage steht bei Fällen mit Giftködern wohl immer im Raum: Wer macht so etwas und vor allem warum? Waltraud Bina, Psychotherapeutin und Vorsitzende der Beratungsstelle "Lichtblick" klärt über mögliche Beweggründe auf. "Es sind Menschen mit Persönlichkeitsstörungen, Sadisten und Psychopathen", so Bina. Gefühlskranken Menschen, wie beispielsweise Alexithymikern fehlt es an Empathie und Einsicht. "Grundlage der Empathie ist die Selbstwahrnehmung", erklärt die Expertin. Je offener wir für eigene Emotionen sind, desto besser können wir die Gefühle anderer deuten. Alexithymiker haben keine Ahnung, was sie selbst empfinden, daher können sie nicht mitfühlen wie ein Hund leidet und welchen Schmerz der Besitzer durch den Verlust erleiden muss. Es fehlt an einem klaren Defizit – an Empathie. "Diese entwickelt sich bereits im ersten Lebensjahr und Kinder die nicht gelernt haben sich èinzufühlen` , haben die grundlegende Lektion des Gefühlslebens nicht erlernt", so Bina. Ein weiteres Beispiel ist, wenn jemand mit seiner Wut nicht umgehen kann und so die Wut auf ein anderes Objekt verschiebt und sie dort auf kranke Weise auslebt. Dann kann ein Hund zum Beispiel zum Opfer werden. "Gesunde Menschen töten keine Hunde auf so bestialische Weise", sagt die Psychotherapeuten abschließend.
Training gegen Gift?
"Die Angst der Hundebesitzer vor Giftködern ist groß", weiß der Obmann der ÖRV HSV Hundeschule, Karl Janesch. "Es ist eine schleichende Krankheit, die Hunde verenden qualvoll, da die Blutgerinnung gestört wird." Auch leider der Fall: Nägel oder Rasierklingen, verpackt in ein Leckerli. Auch sie verursachen höchste Qualen.
Natürlich sei es möglich, so der Hunde-Trainingsexperte, dass man Hunde darauf hin trainiert, nichts vom Boden aufzunehmen und so quasi vorzusorgen. "Das würde jedoch eine extreme Konsequenz der Besitzer über lange Zeit erfordern und es widerspricht auch der Natur des Hundes", sagt Janesch. Schließlich "erschnüffeln" sich Hunde ihre Umgebung, lesen sie so wie ein Buch. "Im schlimmsten Fall kann ein Stoff leider auch dadurch aufgenommen werden."



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.