Portrait/Peter Aufschnaiter
Er ging voraus nach Lhasa...

Peter Aufschnaiter auf der Lindenfels. | Foto: Archiv DAV, München
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  • Peter Aufschnaiter auf der Lindenfels.
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KITZBÜHEL (niko). "Er ging voraus nach Lhasa - Peter Aufschnaiter. Die Biografie" heißt das Buch von Nicholas Mailänder und Otto Kompatscher, das im Tyrolia-Verlag erschien Es wurde in Kitzbühel präsentiert (wir berichteten).
Mit dieser ersten umfassenden Biografie des in Kitzbühel geborenen Entdeckers, Bergsteigers, Agrarökonomen, Kartographen und Entwicklungshelfers wird ein akribisch recherchiertes, mit einzigartigem Fotomaterial dokumentiertes Bild des bislang kaum gewürdigten Tibet-Pioniers gezeichnet.

Sie gehört zu den großen Abenteuern der Moderne: Die Geschichte zweier österreichischen Bergsteiger, die 1944 aus einem englischen Gefangenenlager im Norden Indiens fliehen, die ungeheuren Weiten des tibetischen Hochlands im Winter überwinden und schließlich – nach 2.000 Kilometern und 21 Monaten – am 15. Jänner 1946 in Lumpen die verbotene Stadt Lhasa erreichen.

Im April 2019 jährt sich die Flucht der beiden Österreicher zum 75. Mal, im November jährt sich zum 120. Mal die Geburt Aufschnaiters – ein gutes Jahr für die nun vorliegende Biografie.

Weltberühmt, unbekannt

Während einer der beiden Flüchtlinge, Heinrich Harrer, weltberühmt wurde – sein Bestseller „Sieben Jahre in Tibet“, wurde mit Brad Pitt verfilmt – blieb Peter Aufschnaiter (1899–1973) weitgehend unbekannt. Dabei war er der Kopf und die treibende Kraft hinter dem Abenteuer: Er kannte Tibet aus langjährigen Studien, zeichnete Karten, sprach fließend Tibetisch und er hatte die Energie und Entschlossenheit durchzuhalten und weiterzugehen, wo sein Gefährte längst aufgeben wollte.

Mit Harrer war er bis ins hohe Alter per "Sie". Beide waren gegenteilige Charaktere, die im Himalaya eine reservierte Zweckbeziehung, aber keine Freundschaft pflegten. Erst gegen Lebensende Aufschnaiters kam es zu einer gewissen Versöhnung mit Harrer.

Wer aber war dieser geheimnisumwitterte Mann, der auch nach dem Einmarsch der Chinesen nach Tibet und der Flucht des Dalai Lama im Himalaya blieb und sich um die Entwicklung Tibets und Nepals wie kaum ein anderer verdient machte?

Widersprüchlich

So unbestritten die Leistungen Aufschnaiters waren, bleibt doch mit seiner NS-Begeisterung ein dunkler Fleck. Die Niederlage der Nazis beklagte er als "furchtbares Ende". Er hatte die Ideologie des Nationalsozialismus verinnerlicht, zeigte sich stramm großdeutsch und antisemitisch. Hitler kritisierte er nur wegen dessen Misserfolgs. Schon 1933 war er der NSDAP beigetreten.

Dem stehen seine Leistungen gegenüber. In Lhasa plante und baute er ein Bewässerungs- und Kanalsystem und ein Kraftwerk, kartografierte weite Gebiete, machte Klimaaufzeichnungen, erprobte neues Saatgut, führte archäologische Grabungen durch – kurz, er leistete wertvollste Entwicklungshilfe und Aufbauarbeit. Er war in Lhasa gut aufgenommen worden und wurde tibetischer Staatsbeamter.
Trotz der heranziehenden kommunistischen Gefahr durch China, der Flucht des Dalai Lama und auch Harrers (1950) blieb der Kitzbüheler noch im Land und arbeitete weiter als "Forschungsreisender".

Schwer zu fassen

"Er war ein beeindruckender, Charismatischer Mensch mit enormem Erzähltalent; ich habe Peter in Nepal bei einer Expedition kennen gelernt", so Alpinist Wolfgang Nairz. "Er war edel, wortkarg, nachdenklich. Ich kann meine Faszination für diesen Mensch nicht beschreiben", so Co-Auto Kompatscher.

Als "weisen weißen Mann" bewunderten die Tibeter den Österreicher. Er ist am Kitzbüheler Friedhof begraben. Über dem Grab wehen tibetische Fahnen.

N. Mailänder/O. Kompatscher: "Er ging voraus nach Lhasa", 416 Seiten, 66 sw. Abb., 3 Übersichtskarten; Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 2019; ISBN 978-3-7022-3693-9; 29,95 €.
Auch als E-Book erhältlich: ISBN 978-3-7022-3694-6; 24,99 €.

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