Märchenerzählerin
Legende von Barbarazweigerl, Christrose und Mistel

- Rosa Teutsch ist Spielleiterin beim Figurentheater Kirchdorf
- Foto: Christa Wolfinger
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Pflanzen, die mitten im Winter blühen und gedeihen, haben ihren ganz eigenen Zauber. Vielleicht ranken sich deshalb so viele Legenden um sie. Die Märchenerzählerin Rosa Teutsch aus Kirchdorf erzählt sie uns, die uralten Legenden rund um Barbarazweigerl, Christrose und Mistel.
KIRCHDORF. Wenn es draußen trüb und frostig wird machen wir es uns gerne drinnen gemütlich. Jetzt ist die Zeit der Märchenerzähler. Mit einem warmen Getränk in der Hand und Lebkuchenduft in der Nase lässt es sich gut zuhören. Diesmal sind es nicht die üblichen Geschichten rund um den Nikolaus und das Christkind, die uns Rosa Teutsch erzählt. Es sind uralte Sagen und Legenden jener Pflanzen, die uns durch die Advents- und Weihnachtszeit begleiten.
Die Legende vom Barbarazweig
Die heilige Barbara lebte zur Zeit der Christenverfolgung im 3. Jahrhundert n. Chr. Die junge Frau wurde von ihrem Vater in einen Turm gesperrt. Im Gegensatz zu ihrem Vater war sie sehr gläubig und ließ im Turm - symbolisch für die Dreifaltigkeit - ein drittes Fenster einbauen. Voller Zorn zerrte ihr Vater sie vor Gericht. Auf dem Weg zum Kerker soll sich ein Kirschzweig in Barbaras Kleid verfangen haben, den sie mit dem Wasser aus ihrem Trinkbecher tränkte und so zum Blühen brachte. Sie ließ sich von ihrem Glauben nicht abbringen und starb schließlich als Märtyrerin. An ihrem Gedenktag, dem 4. Dezember, wird nach altem Brauch der Zweig eines Kirschbaumes ins Haus geholt und in warmes Wasser gelegt. Am nächsten Tag kommt der Zweig in eine Vase. Mit etwas Glück blüht der Barbarazweig zu Weihnachten. Diese Blüten stehen für die Kraft des Lebens und werden auch als gutes Zeichen für das kommende Jahr gewertet.
Wie die Christrose entstand
Es war mitten in der Heiligen Nacht, als der Engel den Hirten erschien. Sie waren unterwegs, um das göttliche Kind zu suchen. Ein jeder hatte ein Geschenk mit: Der eine Butter und Honig. Ein anderer einen Krug Milch, Wolle und ein Schaffell. Der jüngste Hirtenbub hingegen hat nichts passendes gefunden. Wo vorher der Engel gestanden hatte, begann er deshalb zu weinen. Da, wo die Tränen die Erde berührten, begannen wunderschöne Blumen - Schneerosen - zu wachsen. Die zarten, weißen Blütenblätter schimmerten wie das Gewand des Engels und in der Mitte war ein goldener Kranz wie eine Krone. Der kleine Hirtenbub pflückte die Blumen und freute sich sehr über dieses schöne Geschenk. Seitdem, so der Volkslegende nach, blüht die Schneerose jedes Jahr in der Zeit um Weihnachten und wird "Christrose" genannt.

- Die Schneerose wird auch Christrose oder Weihnachtsrose genannt
- Foto: Wolfinger
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Das Märchen von der Zaubermistel
Als Dank für geleistete Gastfreundschaft soll ein Hirte von einem verwunschenen Raubritter einen Hinweis bekommen haben: "Geh in den Wald und suche die Eiche, an deren Stamm ein Christusbild hängt. Oben im Wipfel wächst eine Zaubermistel. Mit ihrer Hilfe wirst du einen Schatz heben." Der Hirte fand die Zaubermistel und den Schatz. Gerne teilte er ihn mit denen, die genau so arm waren, wie er zuvor. In Slowenien erzählt man sich noch heute dieses Märchen von der Zaubermistel, die den Wert der Gastfreundschaft hervorhebt und Glück gebracht hat.

- Misteln wachsen auf vielen Laubhölzern - hier auf einem Ahornbaum
- Foto: Christa Wolfinger
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Märchen sind immer aktuell
Drei Geschichten, drei Botschaften: Eine vom Schenken mit dem Herzen, eine vom Mut, für seine Überzeugungen einzustehen und eine über den Wert der Gastfreundschaft und des Teilens. "Wir können ein Märchen mehrmals im Leben hören und jedesmal eine andere Botschaft mitnehmen: Je nachdem, welche Erfahrungen man im Leben bereits gemacht hat und in welcher Lebensphase man sich befindet. Vielleicht ist das der Grund, dass Märchen immer aktuell sind und wir eine neue Erkenntnis, eine neue Sichtweise aufs eigene Leben bekommen. Oft ist es aber auch einfach eine schöne oder spannende, zum Nachdenken anregende Geschichte," sagt Rosa Teutsch.



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