"Eine eigene Marke aufbauen"
Junge Bauern müssen immer öfter neue Wege einschlagen, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
BEZIRK (wey). Niedrige Preise, strenge Auflagen, Ernteausfälle, geänderte Ansprüche von Handel und Konsumenten: Die heimischen Landwirte müssen viele Herausforderungen meistern. So mancher Jungbauer, der vor der Entscheidung steht, den Hof zu übernehmen, hat ein flaues Gefühl im Magen. Ist der Beruf des Vollerwerbs-Landwirts überhaupt noch erstrebenswert? "Eine Herausforderung ist es allemal. Das war es aber auch früher schon und wird es immer bleiben", sagt Stefan Lindinger, Jungbauern-Bezirksobmann aus Ried im Traunkreis. Er selbst hat vor sieben Jahren den elterlichen Schweinezucht- und -mastbetrieb übernommen.
"Es gibt viele junge Bauern, die sehr motiviert sind", fährt Lindinger fort. "Trotzdem haben etliche zukunftsträchtige Betriebe keinen Nachfolger." Den Grund sieht er nicht unbedingt bei der aktuellen Tiefpreisphase, sondern eher beim Jammern der Älteren. "Die Landwirtschaft wird schlechtgeredet", sagt er. Vor allem für Nebenerwerbsbauern werde es immer schwieriger: "Der Hof muss eine gewisse Größe erreichen, damit er sich rentiert." Kleineren Betrieben rät Lindinger dazu, in die Vermarktung zu investieren. "Früher hat es genügt, wenn man die Milch oder das Getreide abgeliefert hat, den Rest haben andere gemacht. Als Bauer ist man dabei komplett austauschbar. Man sollte sich eine eigene Marke aufbauen. Hier gibt es noch viel Potenzial." Und: Die junge Generation muss neue Wege einschlagen dürfen. Lindinger: "Wenn ich so produzieren würde wie vor 30 Jahren, würde es schiefgehen. Das würde sich nicht mehr auszahlen." Sein Rat an Jungbauern: "Man soll auf andere hören, sich aber nicht dreinreden lassen. Wer nur übernimmt, damit es irgendwie weitergeht, lässt es lieber bleiben. Wenn man will, werden sich sicher Wege auftun, um den Betrieb wirtschaftlich zu führen."
Einen neuen Weg hat Christian Winter eingeschlagen. Seit Generationen bewirtschaftet die Familie den Erbhof in Nußbach. Vor vier Jahren hat er den Betrieb übernommen und mit der Schweinezucht aufgehört. "Wir hätten den Stall völlig umbauen müssen", erzählt er. "Ich wollte so nicht weiterarbeiten, dafür gibt es keine Wertschätzung mehr. Der Markt verlangt heute etwas anderes. Also habe ich beschlossen, etwas Neues anzufangen." 2015 hat Winter daher "meinschweinderl.at" ins Leben gerufen.
"Wissen, woher das Schnitzel kommt"
Der Nußbacher Christian Winter beschreitet seit dem Vorjahr einen neuen Weg in Sachen Schweinehaltung. Sein Ziel: qualitativ hochwertiges Schweinefleisch tierfreundlich zu erzeugen. Winter bietet Konsumenten die Möglichkeit an, ein Schwein auf seinem Hof zu halten. "Die Bio-Ferkel kaufe ich beim Bauern in nächster Nähe", beschreibt er. Sie werden auf Stroh gehalten und haben viel Platz zum Spielen und Wühlen. Das Futter stammt aus eigenem Anbau. Nach rund fünf Monaten werden die Tiere im Schlachthof Artmayr schonend geschlachtet. Das Fleisch wird zerlegt, portioniert und vakuumiert. "Die Konsumenten sollen wieder mehr Verantwortung übernehmen und wissen, wie etwas produziert wird", sagt Christian Winter. Transparenz ist das Schlagwort. Daher sind Kunden jederzeit auf dem Hof willkommen. Der Blick in den Stall ist auch via Webcam möglich.
"Ich stelle bei meinen Kundschaften fest, dass es ihnen wichtig ist zu sehen, dass es den Tieren gut geht", so Winter. "Und bisher waren alle sehr zufrieden."
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