Handball Europameisterschaft
Kärntner ÖHB-Präsident ist stolz aufs Team

Die ÖHB-Auswahl spielt ab Donnerstag, 18. Jänner, in der Hauptrunde der Handball Europameisterschaft in Deutschland. | Foto: EVA MANHART / APA / picturedesk.com
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Bei der Handball-Europameisterschaft in Deutschland ist den österreichischen Herren wahrlich Historisches gelungen. Auch Kärnten ist dabei nicht völlig unbeteiligt gewesen.

ÖSTERREICH. KÄRNTEN. Der aktuelle Erfolg der österreichischen Handball-Nationalmannschaft ist auch an Kärnten nicht spurlos vorbeigegangen. Obwohl das südlichste Bundesland nicht zwingend als Wiege des Handballs bezeichnet werden kann, gibt es doch einen starken Bezug zu den jetzigen Ereignissen, nachdem der aktuelle Präsident des österreichischen Handballbundes (ÖHB) ein Klagenfurter ist.

Kärntner an der Spitze

Früher selbst aktiv, startete Markus Plazer seine Laufbahn schon mit elf Jahren als Flügel und Kreisläufer unter Günter Pfeistlinger beim ASKÖ SVVW Klagenfurt. Im Sommer 2021 wurde der Jurist dann zum neuen ÖHB-Präsidenten gewählt. Nun darf Plazer mit Stolz behaupten, dass in seiner Amtszeit ein historischer Erfolg erzielt wurde. Die österreichische Nationalmannschaft sorgte dafür, dass Spanien erstmals nicht in die Hauptrunde aufgestiegen ist. Der gleichzeitige Aufstieg der Rotweißroten ist auch den drei herausragenden Leistungen in der Vorrunde zu verdanken. Zwei davon, die beiden Unentschieden gegen Kroatien und Spanien innerhalb von knapp 48 Stunden, sind durchaus als Sensation anzusehen.

Sensationeller Erfolg

Zwar qualifizieren sich die Österreicher seit 2010, mit zwei Ausnahmen, quasi regelmäßig für die Europameisterschaft – trotzdem ist der aktuelle Erfolg völlig anders einzuordnen. "Wir hatten zwar schon bessere Platzierungen, aber gegen diese Topnationen zweimal zu punkten und aufzusteigen, ist schon etwas besonderes für das gesamte Team und alle Beteiligten", so der ÖHB-Präsident. Die bisher beste Platzierung datiert vom Turnier 2020, wo die ÖHB-Auswahl im eigenen Land am Ende den starken achten Platz belegte. Durch das Erreichen der Hauptrunde und den Einzug unter die Top 12 Europas, ist die Hoffnung auf eine neue Bestleistung sehr groß. Das erste Spiel der Hauptrunde findet heute Donnerstag in Köln gegen Ungarn statt und am Samstag wartet dann das große Duell mit den Deutschen. Wir sprachen mit dem ÖHB-Präsidenten während eines Aufenthalts in Frankfurt ausführlich über die aktuellen Ereignisse, die Infrastruktur in Österreich sowie kommende Herausforderungen und Ziele.

ÖHB-Präsident Markus Plazer | Foto: Handball Austria
  • ÖHB-Präsident Markus Plazer
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Herr Präsident, wie stolz macht sie der Erfolg, vor allem angesichts der gezeigten Leistungen gegen zwei Topnationen?
Markus Plazer: Klar ist man stolz auf das gesamte Team und die Betreuer, aber der Erfolg gehört dem gesamten Handball in Österreich. Das fängt an bei den Eltern die ihre Kinder zum Training und den Spielen bringen, den Vereinen und den Freiwilligen sowie Trainern, die in den jeweiligen Vereinen arbeiten, über die Landesverbände bis hin zu uns als ÖHB. Wir als Verband können nur schauen, dass wir die besten Voraussetzungen schaffen, damit die Entwicklung für die Nationalteams optimal gelingt. Hierzu gehört auch, welche Ligen und in welchen Altersklassen gespielt wird. Am Ende ist nie eine Person alleine verantwortlich, sondern immer ein Team – und der Grundstock des Erfolgs liegt immer bei den Vereinen und in der Infrastruktur.

Der Zusammenhalt im Verband und vor allem das Thema Infrastruktur scheint Ihnen sehr wichtig zu sein. Wie sehen Sie hier die aktuelle Situation?

Die Infrastruktur ist essenziell, weil wenn ich keine Halle habe, bekomme ich auch keine Spieler. Hier gilt es in Österreich anzusetzen, denn Tatsache ist, dass wir keine gerechte Infrastruktur für den Hallensport haben. Das trifft sowohl den Handball als auch den Basket- oder Volleyball. Wir könnten zum Beispiel auch Länderspiele und Großereignisse nach Kärnten bringen, aber für eine Europameisterschaft müsste man erst Hallen um Millionenbeträge errichten oder umbauen. Wir sind eine kleine Handballnation, aber mit herausragenden Erfolgen. Von den sieben großen Ballsportarten sind wir die erfolgreichste hinsichtlich Teilnahmen an Europa- oder Weltmeisterschaften. Besonders stolz bin ich hier auch auf unsere Jugendarbeit und die Erfolge der Nachwuchsmannschaften. Das Potenzial ist also vorhanden, an der Infrastruktur hapert es noch sehr.

Heute geht es für das Team gegen Ungarn und am Samstag wartet der große Rivale aus Deutschland. Was sind die Ziele und welche Chancen rechnet man sich in der Hauptrunde aus?
Aktuell geht ein Ruck durch die Mannschaft und den gesamten ÖHB. Das überträgt sich auch auf unsere Motivation für alle anstehenden Projekte und die kommenden Spiele. Trotzdem hängt jetzt viel davon ab, wie sich die Spieler regenerieren. Wir haben keinen so großen Kader wie die Top-Nationen zur Verfügung und dementsprechend kaum Wechselspieler. Vieles wird davon abhängen, wie fit die Spieler nach den kräftezehrenden Spielen sind. Für das Duell mit Deutschland ist man natürlich immer motiviert.

Dem aktuellen ÖHB-Kader gehört kein Kärntner an, wobei es Matthias Rath (SC Ferlach) zuletzt zumindest in den erweiterten Kader geschafft hat. Auch anderen Bundesländern geht es ähnlich. Müssen die Bundesländer hier in puncto Spitzenhandball etwas aufholen?

Das ist ein klassisches Problem bei allen Vereinen, das gilt zum Beispiel auch im Eishockey wo ebenfalls immer wieder über zu viele Legionäre gesprochen wird. Wenn wir ausländische Spieler für Top-Positionen holen, tun wir uns logischerweise schwer, dass sich die heimischen Spieler entwickeln. Unser Kapital ist, dass wir größtenteils auf die beiden großen Wiener Klubs zurückgreifen können, die immer mit österreichischen Nachwuchsspielern gespielt haben und so auch laufend Topspieler entwickeln. Aktuell ist es das Ziel auf die Vereine zuzugehen und mit ihnen zu sprechen, welche Talente nachkommen – es gibt die Leistungszentren, die Sichtungslehrgänge und wir haben sehr gut ausgebildete Trainer. Hier gilt es weiter anzusetzen.

Die ÖHB-Auswahl spielt ab Donnerstag, 18. Jänner, in der Hauptrunde der Handball Europameisterschaft in Deutschland. | Foto: EVA MANHART / APA / picturedesk.com
ÖHB-Präsident Markus Plazer | Foto: Handball Austria

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