Wer lesen kann, kann auch schreiben!
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von Sascha Lobo
Die Phalanx der Abwiegler, Herunterspieler und Ungerührten formiert sich. Ist doch nicht schlimm, wenn die Geheimdienste uns überwachen, sagen sie. Dabei verkennen sie die Dimension dessen, was uns droht: Wer Daten abzweigt, kann sie auch manipulieren.
Es geht bei diesem Grundrechte-Skandal nicht um konservative oder progressive Einstellungen und auch nicht mehr um die Abwägung zwischen Sicherheit und Freiheit. Die ausufernde Spionagemaschinerie ist keine Krise des Internets, sondern eine Krise der Demokratie, die sich am Internet entzündet hat.
Ein international vernetzter Überwachungsapparat ignoriert die Maßstäbe der Demokratie. Das ist doch nichts Neues, rufen im Chor diejenigen, die keinen Unterschied erkennen wollen zwischen eigenen, langjährigen Vermutungen und handfesten Beweisen. Und diejenigen, die aus unterschiedlichsten Gründen beschwichtigen wollen. Sie liegen falsch, und das hängt mit der Entwicklung der Technologie zusammen, die wenige Kommentatoren berücksichtigen. Sei es, weil sie mit ihrem Faxgerät ohnehin nie Intimitäten versenden, oder weil sie die Wonne des Recht-gehabt-habens lieber öffentlich auskosten, als lautstark zu protestieren.
Die Totalüberwachung der digitalen Sphäre muss schon deshalb gestoppt werden, weil ihr Potential ständig wächst. An der University of Washington wurde kürzlich WiSee vorgestellt, eine Software, die ohne Zusatzgerät die Gestensteuerung in der gesamten Wohnung ermöglicht. Ein Wink mit der Hand - und die Musik wird lauter. In jedem Haushalt senden viele Geräte mit ihren W-Lan-Antennen ständig elektromagnetische Wellen aus. Jeder Körper, jede Bewegung lenkt diese Wellen auf spezifische Weise ab, und das ist messbar. WiSee scannt die gesamte Wohnung und alle Bewegungen darin ungefähr wie eine Fledermaus, nur mit W-Lan statt mit Ultraschall.
Noch ist das ein universitärer Prototyp für harmlose Zwecke, aber wenn eine heimlich auf dem Router installierte Software ausreicht, um jede Bewegung innerhalb einer Wohnung aufzuzeichnen - weshalb sollte diese famose Spähmöglichkeit in Zukunft nicht genutzt werden?
(der ganze Artikel: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/kolumne-von-sascha-lobo-snowden-wird-politisch-verfolgt-a-910147.html)
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