Kunstausstellung
Christine Sun Kim „Cues on Point“ in der Secession
Die beeindruckenden Werke der gehörlosen Künstlerin werden derzeit in der Wiener Secession ausgestellt.
Wie fühlt sich Musik für gehörlose Menschen an? Mit Fragen wie dieser beschäftigt sich die 1980 in Kalifornien geborene Künstlerin Christine Sun Kim und hat dabei große Übereinstimmungen zwischen Musik und Gebärdensprache entdeckt. Ihre Überlegungen bringt sie in ihrer Kunst zum Ausdruck. Gar nicht so abstrakt, wie es auf den ersten Blick scheint – viele ihrer Bilder visualisieren Teile von Gebärdensprache. Die Kunstwerke bestehen oft aus Linien, die die Bewegung der Hände beim Gebärden nachziehen oder aus kleinen geschriebenen Worten wie PALM (Handfläche) und HAND, die auf Komponenten der Gebärdensprache verweisen.
Christine Sun Kim‘s Kunst ist auch politisch und gesellschaftskritisch. In der aktuellen Ausstellung setzt sich die Künstlerin mit Echos und Schulden auseinander. Das Echo versinnbildlicht ihre Erfahrung in der Kommunikation mit Hörenden, die wie ein Echo durch den Übersetzungsprozess stark von Verzögerungen, Überlagerungen und Verzerrungen geprägt sind. Sehr deutlich visualisiert wird das Echo durch eine riesige Wandmalerei, die auf eine ihrer Kohlezeichnungen basiert und sich über den gesamten rückwärtigen Teil des Ausstellungsraumes erstreckt. Die Auseinandersetzung mit Schulden kommt unter anderem daher, dass Schuldenmachen teilweise ein selbstverständlicher Teil des Lebens ist. In ihrem Geburtsland, den USA, ist es üblich, bereits im Studium einen hohen Kredit für die Gebühren aufzunehmen. Aber auch das Thema privater Schuld in Form von Verpflichtungen und Verantwortung betrachtet sie dabei.
Sehr eindrucksvoll ist das Video „Cues on Point“ (2022), das ihre Gebärdendolmetscherin Beth Staehle zeigt. 2020 war die Künstlerin dazu eingeladen, die amerikanische Nationalhymne beim Super Bowl in Amerikanischer Gebärdensprache parallel zu den Sängerinnen vor mehr als 100 Millionen Zuschauer:innen zu performen. Im Video sieht man den Zeichencode, den ihr die Dolmetscherin während der Performance signalisierte, damit sie synchron mit den Sängerinnen blieb.
Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich auf jeden Fall, um diese wunderbaren Kunstwerke zu erfahren und gleichzeitig mehr über die Gehörlosenkultur zu lernen. Für ein optimales Erlebnis ist es empfehlenswert, eine Führung in Anspruch zu nehmen. Die Ausstellung kann noch bis 16. April in der Wiener Secession besucht werden. Alle Informationen zum Besuch hier.
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