Von "Pinschal" bis "Grandl": Dialekt ist Kulturgut

- <b>"Fernsehkindergartentante"</b> Lieselotte Plauensteiner moderierte die Sendung "Am dam des".
- Foto: ORF
- hochgeladen von Bezirksblätter Archiv (Johannes Gold)
Kommt man "umadum", weiß man auch verstärkt die heimischen Besonderheiten zu schätzen und zu pflegen.
REGION ST. PÖLTEN (red). "Pinschal"*, "Schtroatzn"** oder "Grandl"*** – versteht unsere Jugend diese regionstypischen Ausdrücke überhaupt noch? Werden die Texte von Fendrich, Jazz Gitti & Co. bald nicht mehr verstanden? Die Bezirksblätter haben sich im Raum St. Pölten umgehört, ob "geilo meilo" statt "leiwaund" oder "Standby-Blick" statt "Noankastl" die oft sehr regionale Wortwahl ablösen, und kamen zum Ergebnis: Dialekt ist cool.
"Auch bei Kleinen präsent"
"Meiner Meinung nach ist Dialekt bei uns am Land auch bei den Kleinen präsent", sagt etwa die Ober-Grafendorferin Aloisia Secnicka. Durchaus verschwinden würden laut der Mundartdichterin, die mit ihren Lesungen viel "umadum" kommt, aber "alte" Ausdrücke. Dieses Verschwinden hängt zumindest zum Teil mit Erziehung und Medienkonsum zusammen, wie etwa Lieselotte Plauensteiner vermutet. "Wenn wir damals 'bundesdeutsche' Ausdrücke gebraucht haben, ist uns das angekreidet worden", sagt die frühere "Am dam des"-Moderatorin, die heute in Laaben lebt. "Beim Durchschauen der Texte vor der Sendung haben wir das geändert", sagt sie. Heute sei dies anders. Kein Mensch denke sich etwas dabei, wenn etwa norddeutsche Formulierungen verwendet werden.
Dialekt aus der Not heraus
Diese Entwicklung bemerkt auch Sonja Kaiblinger: "Österreichische Kinder sagen Bonbons zu Zuckerl und binden sich die Schnürsenkel statt den Schuhbändern", meint die Kinder- und Jugendbuchautorin aus Traismauer und verweist darüber hinaus auf den Schulunterricht auf Hochdeutsch. In der International School in St. Pölten geht man sogar noch einen Schritt weiter: Hier findet der Unterricht zumeist auf Englisch statt – Nicht zuletzt, um Toleranz gegenüber anderen Kulturen zu fördern. Aber gehen damit nicht eigene regionale Besonderheiten wie der Dialekt verloren? Nein, meint Principal Patricia Kirchknopf. Aufgeschlossene Menschen seien genau die, die regionale Eigenheiten zu schätzen wissen und pflegen. Und zwar nicht aus der Not heraus, weil man nichts anderes kennt.
*Kopfbedeckung, **großgewachsenes, junges Mädchen, ***Auffanggefäß bei einem Brunnen


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