Alles für die Fisch
Nikolaus züchtet Forellen aus dem Mittelalter
Der Innsbrucker Nikolaus Medgyesy, Jun. hat sein Leben der Fischzucht verschrieben. Neben seinem Motto "Klasse statt Masse" setzt er auf Artenvielfalt und Wissensvermittlung. Mit der Urforelle, die bereits Kaiser Maximilian bekannt war, züchtet er eine ganz besondere Fischart.
THAUR. Ursprünglich kommt Nikolaus aus Hötting, doch bereits in seiner Kindheit verbrachte er viel Zeit in der Fischzucht in Thaur. Denn im Jahr 1998 gelang es seinem Vater, die Donaustämmige Urforelle wiederzuentdecken, obwohl sie in Tirol bereits als ausgestorben galt. Seit 2016 führt Nikolaus nun die Fischzucht in Thaur als Pächter.
"Meine Fischzucht ist keine Standardfischzucht, bei mir geht es um Artenschutz. Neben den Fischen ist das Gebiet hier auch ein Paradies für Tiere und Insekten und es wachsen jede Menge Pflanzen",
erklärt Nikolaus. Bis er einen Fisch verkaufen kann, lebt er rund vier Jahre in seiner Aufzucht – hier bekommt das Motto Klasse statt Masse eine richtige Bedeutung. Die Fischzucht verfügt über insgesamt 19 Handtuchteiche, 3 Betonrinnen, 8 Brutrinnen, 6 Langstromrinnen und 10 Rundbecken.
Das Leben beginnt im Wasser
Nikolaus bezeichnet seine Fischzucht auch gerne als "Arche Noah", da ihm der Artenschutz so sehr am Herzen liegt.
"Mein Ziel ist es, heimische Fische auch wieder heimisch zu machen. Früher gab es mal 30 verschiedene Fischarten im Inn, heute kann man sie an einer Hand abzählen. Deshalb züchte ich nicht nur Fische für den Verkauf, sondern setzte auch einen Teil der Zucht in Gewässern aus",
erzählt der Fischzüchter im Interview. Neben seiner Fischzucht bietet Nikolaus auch Kurse für Schulen und Kindergärten an, um bereits den Kleinsten die Welt der Fische und den Artenschutz beizubringen.
"Ich möchte mein Wissen weitergeben und die Menschen aufklären. Teilweise wissen die Leute gar nicht mehr, was sie eigentlich essen",
betont Nikolaus.
Regionalität
Ein Fisch aus der Zucht von Nikolaus könnte nicht regionaler und frischer sein. Fische werden nur auf Bestellung vorbereitet und werden weder vakuumiert noch eingefroren. Der Fruchthof oder auch das Haubenrestaurant Oniriq sind zum Beispiel Kunden von Nikolaus und schätzen die Qualität seiner Fische sehr. Eine solche Regionalität und Frische ist allerdings sehr selten, denn 98 % der Fischzuchten in Österreich kaufen Fische nur zu: Etwas größere Fische werden angeschafft, leben dann zwei Wochen in einer Fischzucht in Tirol und werden dann als Tiroler Fische bezeichnet.
"Es kann nicht nachvollzogen werden, woher ein Fisch kommt, deshalb sollte, wie auch bei Fleisch, der gesamte Lebensweg eines Fisches auf der Verpackung verzeichnet sein",
wünscht sich Nikolaus.
Die Geschichte der Fischzucht Thaur
Ursprünglich kommt Nikolaus aus Hötting, doch bereits in seiner Kindheit verbrachte er viel Zeit in der Fischzucht in Thaur. Denn im Jahr 1998 gelang es seinem Vater, die Donaustämmige Urforelle wiederzuentdecken, obwohl sie in Tirol bereits als ausgestorben galt. Auch der Tiroler Fischereiverband zeigte Interesse an der Besatzfischproduktion und übernahm nach dem Rückzug des Alpenzoos die Fischzucht Thaur, die zuvor im Besitz der Landwirtschaftskammer Tirols war. Nikolaus wurde daraufhin als Bewirtschafter in der Fischzucht angestellt. Neben der Zucht von Äschen war es sein Hauptanliegen, das Projekt seines Vaters, nämlich die Wiederansiedlung der Donaustämmigen Urforelle in Tirol, voranzutreiben. Zeitgleich absolvierte er erfolgreich eine Ausbildung zum Fischereiwirtschaftsmeister. Seit 2016 führt Nikolaus nun die Fischzucht als Pächter im Vollbetrieb, inklusive der Elterntierhaltung, Reproduktion und Aufzucht von Besatz- und Speisefischen.
Der Fisch aus dem Mittelalter – Die Urforelle
Die Urforelle (oder Donaustämmige Bachforelle) kann auch als Tiroler Kulturgut bezeichnet werden, denn sie ist bereits seit der letzten Eiszeit in Tirol heimisch. Erste Aufzeichnungen dieses Fisches gibt es seit dem Mittelalter: Kaiser Maximilian erwähnte sie in seinen Fischereibüchern. Doch wie wurde dieser Fisch aus dem Mittelalter entdeckt? Nikolaus' Vater beschäftigte sich 1998 mit Forschungen zur heimischen Bachforelle. Donaustämmige Populationen kamen damals nur an drei Plätzen in Österreich vor und waren vom Aussterben bedroht. Das wollte er verhindern und eine Mission entstand: die Urforelle (Donaustämmige Bachforelle) soll gerettet werden und so begann er sie nachzuzüchten, um einerseits mehr über ihre Eigenschaften in Erfahrung zu bringen und sie andererseits in heimischen Gewässern wieder anzusiedeln. Im Einvernehmen mit dem Institutsvorstand der Zoologie der Universität Innsbruck durfte ich die universitären Einrichtungen zur Reproduktion dieser Fische benützen.
Ein Anpassungskünstler
Die Donaustämmige Bachforelle hat sich über Jahrtausende an die klimatischen Verhältnisse in den Alpen, im Besonderen an jahreszeitliche Abflüsse und Temperaturen in unseren Gebirgsbächen angepasst. Sie ist ein außerordentlich standorttreuer Fisch, der geschützte Einstände in dynamischen, kalten Gebirgsbächen liebt und extreme Hochwasserereignisse gut übersteht.
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