Eine Allegorie aus Gestern und Heute - von Laura Manfredi

- V.li. Mag. Christian Holzknecht (Vorstandsvorsitzender HALL AG), Künstlerin Laura Manfredi, Kuratorin Julia Sparber-Ablinger
- hochgeladen von Julia Sparber-Ablinger
Fragil - der Duden übersetzt das Wort mit sehr zerbrechlich und zart. Fragile, handle with care! Eine international bekannte Aufschrift für den vorsichtigen Umgang mit Waren. Ein passender Slogan für die zarten Arbeiten der Künstlerin Laura Manfredi: Die Inspiration für ihre Collagen, Zeichnungen und Objekte holte sie sich von der umfassenden Münzsammlung in der Burg Hasegg, als auch von der im Haus beheimateten Stadtarchäologie. Im Museum befinden sich zahlreiche, vom Alter gezeichnete Dinge. Was unbrauchbar geworden ist, hat hier einen Platz. Es muss nicht mehr nützlich sein. Verbrauchte Dinge, die von einer alten Geschichte erzählen, spielen in der Kunst des 20. Jahrhunderts eine große Rolle. Was haben sie mit Kunst zu tun? Verbirgt sie sich in ihnen? Künstlerin Laura Manfredi hat all diese Dinge genau betrachtet und wahrgenommen, mit wie viel Kunstfertigkeit sie hergestellt wurden.
Das Wissen um die Eigenart des Materials hat sich bei ihrer Spurensuche zu einer Dialektik entwickelt: Die Künstlerin beschäftigt sich mit dem zerbrechlich Zarten, das schön anzusehen ist, aber auch sanft behandelt werden will: „Die kleine Scherbe, die schön im Lichtstrahl glänzt. Schnell wird sie zu einem spitzen Gegenstand, der verletzen kann. Diese fragile Grenze interessiert mich“, so die Künstlerin. Glasscherben und Steinmesser, kleine Rauten, zarte Ornamente und angedeutete Münzkreise, sind die konkret erkennbaren Mikrosysteme, die Laura Manfredi in ihren Bildern eingearbeitet hat und die den roten Faden der Ausstellung bilden. Minimalistische Details, die sich am Bild zu einem großen Ganzen entfalten.
FRAGILE ist eine künstlerische Auseinandersetzung der Historie und aktuellen Tendenzen: Die Parade der Waffen, das Machtmittel Geld, scheinen die Welt zu regieren. Die Künstlerin beruft sich auf den Aphorismus Das zarte Pflänzchen, das gehegt und gepflegt werden muss, um Schönheit entfalten zu können. Die Anmut der kleinen Dinge, die bei näherer Betrachtung das Schöne in der Welt sind, aus der die Freude am Leben erwächst.
Laura Manfredi nimmt auch Anleihen beim deutschen Aktionskünstler Joseph Beuys, der einen Kunst-Kosmos aus alltäglichen Gegenständen erschuf. Der Filz, nach Beuys ein Symbol für Schutz und Wärme, mystifizierten seine Biographie. Er erklärte den Filz zum Boten einer besseren Weltordnung. Die Mythen der Moderne, die von Rationalität, Wettbewerb und Egoismus handeln, wollte er damit „einhüllen und weichspülen.“ Manfredi nimmt seine organische Materialkunde auf. Bei ihr wachsen Samenkapseln auf Filz, der Flieder blüht aus Papier. Fragile Mobiles baumeln von der Decke, kleine Ornamente sind zusammen gefügte, alltagspoetische Ensembles am Boden. In ihren Arbeiten wiederholen sich die minimalistischen Details, die eine Allegorie aus Gestern und Heute herstellen. Manfredis Grafiken, Zeichnungen, Objekte und Installationen treten miteinander in einen Dialog und lassen in der Burg Hasegg eine archaische Wunderkammer entstehen: Feingliedrige Bilder und Mobiles reihen sich aneinander und ergeben ein rauschendes Fest in schwarz-weiß.
Die Ausstellung FRAGILE stellt nicht die Eigenschaft der Fundstücke in den Mittelpunkt. Alter, Gewicht oder Größe zählen hier nicht. Die Ausstellung richtet sich an die, die wahrnehmen. Laura Manfredi arbeitet mit ihren schöpferischen Augen und nimmt Wunder in Details wahr, die andere keines Blickes würdigen. Die Inspiration der kleinen Dinge, die Erkundung der eigenen Fragilität und die fragiler Alltagsgegenstände, sind Laura Manfredis Kunstkonzept FRAGILE. Handle with care!
Laura Manfredi (geb. 1977) ist eine bildende Künstlerin aus Mailand. Sie absolvierte die Kunstakademie Brera, lebt und arbeitet heute in Innsbruck und in Mailand. Ihre Arbeiten sind großformatige Radierungen (Monoprints), Bilder und Installationen zu den Themen Erinnerung, Wiederholung und 'emotionale Landschaften'. Seit 1997 waren ihre Arbeiten in etwa 60 Gruppen- und Solo-Ausstellungen in Europa sowie in Korea und den USA zu sehen.
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