Insolvenzstatistik
Massive Zuwächse dennoch kein Grund zur Panik

Laut KSV1870 mündet rund ein Drittel aller eröffneten Unternehmensinsolvenzen in einer erfolgreichen Sanierung. Ein Wert, der auch international seinesgleichen sucht. | Foto: thodonal_panthermedia
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Steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie Zinsen, eine hohe Inflation und der akute Fachkräftemangel beschäftigten im Vorjahr sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen. Die Folge: Ein kräftiger Zuwachs der Insolvenzen, der sich 2023 fortsetzen wird.

BEZIRKE EFERDING, GRIESKIRCHEN. Laut aktueller KSV1870 Statistik schlitterten im Jahr 2022 im Bezirk Eferding 15 Unternehmen (2021: 5 Unternehmen) in die Insolvenz. Parallel dazu stiegen die eröffneten Privatinsolvenzen von 13 auf 16 Verfahren – ein Plus von 23 Prozent. Im Bezirk Grieskirchen wurden im Vorjahr 21 Unternehmen (2021: 10 Unternehmen) insolvent. Hier stieg die Zahl der Privatinsolvenzen von 19 auf 36 – ein Plus von 89,4 Prozent.

Mehr Unternehmen pleite

Nach zuvor eher ruhigeren Jahren in punkto Insolvenzen wurden im Jahr 2022 im Bezirk Eferding wieder deutlich mehr Firmenpleiten verzeichnet. Zehn eröffnete Unternehmensinsolvenzen sind in absoluten Zahlen um sechs Fälle mehr als im Vergleichszeitraum 2021 – das entspricht zugleich einem Plus von 150 Prozent. Darüber hinaus wurden weitere fünf Insolvenzanträge von Unternehmen mangels Kostendeckung nicht eröffnet. „In diesen Fällen waren im insolventen Betrieb nicht einmal mehr 4.000 Euro verfügbar, um die Gerichtskosten zu finanzieren“, erklärt Petra Wögerbauer, Insolvenzexpertin des KSV1870 am Standort Linz. In weiterer Folge verlieren diese Unternehmen ihre Gewerbeberechtigung und müssen liquidiert werden. „Das ist der „Worst case“ für alle Beteiligten. Die Mitarbeiter verlieren ihre Jobs und auch die Gläubiger sehen keinen Cent mehr. Geld, das ihnen aufgrund erbrachter Leistungen eigentlich zusteht“, so Wögerbauer. Im Bezirk Grieskirchen bedeuten sechzehn eröffnete Unternehmensinsolvenzen in absoluten Zahlen um dreizehn Fälle mehr als im Vergleichszeitraum 2021. Das entspricht zugleich einem Plus von 433 Prozent. Darüber hinaus wurden weitere fünf Insolvenzanträge von Unternehmen mangels Kostendeckung nicht eröffnet.

Rechtzeitig reagieren

„Die während der letzten beiden Pandemiejahre teilweise Usus gewordene Handhabe, Insolvenzen auf die lange Bank zu schieben, nimmt den Unternehmern vielfach die Chance auf einen nachhaltigen Neubeginn. Zudem werden dadurch auch Vermögensschäden auf Gläubigerseite zunehmend vergrößert, wodurch weitere Unternehmen mit ihrer Liquidität ins Straucheln geraten“, warnt die Regionalleiterin. Der KSV1870 rät Unternehmen in wirtschaftlicher Schieflage, rechtzeitig Insolvenz zu beantragen, um die Chance auf einen Neubeginn und eine nachhaltige Sanierung zu nutzen. „Wir sprechen uns klar für die gezielte Unterstützung von Unternehmen mit reellen Überlebenschancen, die sich in einer Sanierung befinden, aus“, sagt Wögerbauer. „Nicht umsonst mündet etwa ein Drittel aller eröffneten Unternehmensinsolvenzen in einer erfolgreichen Sanierung. Ein Wert, der auch international seinesgleichen sucht.“

Petra Wögerbauer, KSV1870 Leiterin Region Nord | Foto: Sabine Starmayr
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Ausblick 2023

Trotz aller aktuellen Herausforderungen erwartet der KSV1870 im Jahr 2023 keinen „Insolvenztsunami“. Aus heutiger Sicht steigen die Firmenpleiten weiter. Doch die Zahlen liegen in etwa auf Vorkrisenniveau oder leicht darüber. „Häufig lief das Geschäft schon vor der Corona-Krise wenig erfolgreich und zahlreiche Betriebe konnten sich nur dank der umfassenden Finanzhilfen seitens des Staates über Wasser halten. Jetzt, wo die staatlichen Hilfsgelder größtenteils eingestellt wurden, geht es sich für viele finanziell angeschlagene Betriebe einfach nicht mehr aus“, stellt Wögerbauer fest.

Plus bei Privatinsolvenzen

Nach den Herausforderungen der Corona-Krise mit Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit sind viele Haushalte nun zusätzlich mit den Auswirkungen von Inflation, steigenden Zinsen und höheren Lebenshaltungskosten belastet. In welchem Umfang diese finanziellen Belastungen zu vermehrten Privatkonkursen führen werden, hängt laut Wögerbauer davon ab, welche nachhaltige Entlastung die Hilfspakete der Politik und etwaige betriebliche Unterstützungsmaßnahmen den Haushalten bringen.

Rechtzeitig ein Schuldenregulierungsverfahren zu beantragen, kann laut KSV1870 den Teufelskreis der Verschuldung frühzeitig unterbrechen und die Chance auf einen Neubeginn deutlich erhöhen. | Foto: filmfoto_panthermedia
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„Ein Privatkonkurs benötigt bis zur tatsächlichen Insolvenzeröffnung zwar in der Regel eine längere Vorlaufzeit, doch die massiven Teuerungen und die anhaltend hohe Inflation können insbesondere Menschen mit niedrigen Einkommen rasch in finanzielle Schwierigkeiten bringen“, erläutert Wögerbauer. Im Jahr 2022 wurden im Bezirk Eferding 16 Privatkonkurse eröffnet. Das bedeutet ein Plus von 23 Prozent zum Vergleichszeitraum des Jahres 2021 mit 13 Fällen. Damit befindet sich der Bezirk Eferding in etwa im bundesweiten Trend. Dieser lag im Rahmen der KSV1870 Hochrechnung für das Gesamtjahr 2022 bei etwa 23,5 Prozent. Der Bezirk Grieskirchen dagegen liegt mit 36 eröffneten Privatkonkursen und damit einem Plus von 89,4 Prozent zum Vergleichszeitraum des Jahres 2021 mit 13 Fällen deutlich darüber.

Rechtzeitig entschulden

Die jüngste Insolvenznovelle im Juli 2021 brachte für überschuldete Personen wesentliche Erleichterungen. So ist es seither möglich, sich innerhalb von drei Jahren – und nicht wie bisher innerhalb von fünf Jahren – zu entschulden. „Rechtzeitig ein Schuldenregulierungsverfahren zu beantragen, kann den Teufelskreis der Verschuldung frühzeitig unterbrechen und die Chance auf einen Neubeginn deutlich erhöhen“, so Wögerbauer. Im Schnitt wurden in „Vorkrisen-Jahren“ in Oberösterreich rund 1.200 bis 1.300 Privatinsolvenzen pro Jahr eröffnet. Mit einer ähnlichen Fallzahl rechnet der KSV1870 auch im Jahr 2023.

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