Generation 50 plus
Golden Ager als große Chance für den Arbeitsmarkt

Unternehmen schätzen neben der Berufs- und Lebenserfahrung auch das fachliche Know-how und hohe Loyalität der "Babyboomer"-Generation. | Foto: hali
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  • Unternehmen schätzen neben der Berufs- und Lebenserfahrung auch das fachliche Know-how und hohe Loyalität der "Babyboomer"-Generation.
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Mitarbeiter der Altersklasse 50 plus zeichnen sich durch ihre Erfahrung, das breit gestreute Wissen, Lebenserfahrung, ein langjährig gepflegtes Netzwerk, Disziplin und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen aus, wie eine Umfrage in verschiedenen Unternehmen in der Region zeigt. Darüber hinaus zeichnet sich diese Altersklasse durch eine gewisse Gelassenheit und Resilienz aus.

BEZIRKE GRIESKIRCHEN & EFERDING. „Motivierte Mitarbeiter erhält man nicht auf Knopfdruck. Dafür ist eine langjährige, kontinuierliche Arbeit mit vielen kleinen Aktivitäten notwendig“, sagt Herbert Wagner, Geschäftsführer für Personal und IT von Pöttinger Landtechnik. Der Landmaschinenhersteller beschäftigt weltweit 2.017 Personen, knapp 1.200 davon am Hauptsitz und Produktionsstandort in Grieskirchen.


Langjährige Erfahrung

Die Betriebszugehörigkeit beträgt hier – wie auch in den anderen befragten Unternehmen – durchschnittlich rund 13 Jahre. „Personen mit langer Betriebszugehörigkeit sind für das Unternehmen sehr wertvoll. Sie sind Wissensträger und kennen sowohl das Unternehmen als auch die Prozesse und deren Entstehungsgeschichte. Sie ergänzen sich professionell mit den Einsteigern und bilden eine Wissensbasis, auf der viel Neues entsteht“, zählt Wagner auf.

Gesund bis zur Pension

Die mehrfach ausgezeichnete betriebliche Gesundheitsförderung ist bei Pöttinger fix in der Unternehmensstrategie verankert. Das Klinikum Wels-Grieskirchen bietet der Belegschaft ebenfalls ein breites Angebot an gesundheitsfördernden Maßnahmen, um die Arbeitsfähigkeit bis zur Pension zu erhalten. „Spezielle Angebote für ältere Mitarbeiter finden sich darin jedoch nicht mehr, weil sich in der Vergangenheit gezeigt hat, dass das bei der betroffenen Personengruppe gar nicht so gut angekommen ist und sich manche durch diese Hervorhebung des Alters eher unwohl fühlten und sich ihres Alters erst richtig bewusst wurden“, informiert Julia Stierberger. Laut der Leiterin des Personalmanagements Klinikum Wels-Grieskirchen sind das Ziel nicht standardisierte Programme für ältere Mitarbeiter, sondern eher die Wahrnehmung der individuellen Bedürfnisse.

Wissenstransfer sicherstellen

Im Klinikum können ältere Mitarbeiter die Altersteilzeit beantragen. „Durch die Teilung der Aufgabe werden ältere Mitarbeiter entlastet und jüngere schrittweise in den Aufgabenbereich eingeführt. Sie können über einen längeren Zeitraum in die Aufgabe hineinwachsen und von der Erfahrung der älteren Kollegen profitieren“, hebt Stierberger die Vorteile hervor. Auch bei hali Büromöbel schulen Mitarbeiter, die in den Ruhestand gehen, ihre Nachfolger ein und geben ihr Wissen weiter. hali-Marketingleiterin Susanne Gruber betont einen weiteren Aspekt: „Gerade weil sie schon lange im Job oder in der Branche sind, haben viele Kollegen über die Jahre gute Kontakte geknüpft und sich ein funktionierendes Netzwerk aufgebaut.“ Laut Stierberger bringen Mitarbeiter der Altersklasse 50 plus aufgrund ihrer Lebenserfahrung oft ausgleichende Elemente in Teams.

Gegenseitig profitieren

Die Bereitschaft, sich stetig weiterzuentwickeln, ist laut Alois Dopler, Mitarbeiter der Sparkasse Eferding-Peuerbach-Waizenkirchen, wichtig. „Rückwirkend gesehen waren die letzten 33 Jahre von stetigem Wachstum und evolutionären Veränderungen am Bankensektor geprägt. Das verlangt von uns Mitarbeitern permanentes Lernen, um auch für die Zukunft gewappnet und erfolgreich zu sein.“ Seine Kollegin Margit Königmayr gibt Berufseinsteigern einige Tipps mit auf den Weg: „Seid wissbegierig – Wissen ist vielfach eine Holschuld. Verliert eure Ziele nicht aus den Augen und bleibt euch selbst treu. Und verliert nie die Freude an der Arbeit – das ist der beste Motor, um erfolgreich zu sein.“ Für die langjährige Sparkassen-Mitarbeiterin profitieren beide Seiten von einer kollegialen Zusammenarbeit: „Die „Jungen“ bringen neue Ideen, frischen Schwung und neue Sicht- und Herangehensweisen. Die „Älteren“ haben mehr Erfahrung, oft auch Gelassenheit und bringen mehr fachliches Know-how mit.“ Mitarbeiter von hali können sich extern oder intern in der eigenen „Academy“ fortbilden. „Die Personalentwicklung versucht, gemeinsam mit den Führungskräften auch ältere Mitarbeiter für diese Aus- und Weiterbildungsangebote zu motivieren“, erläutert Gruber.

„Babyboomer“ im Rentenalter

Unternehmen, die händeringend nach Fach- und Arbeitskräften suchen, sollten das Potenzial der älteren Generationen nicht außer Acht lassen. Hierzu findet sukzessive ein Umdenken statt. Arbeitnehmer der „Babyboomer-Generation“ stehen vor der Pensionierung. Dadurch werden viele Stellen frei, die in den nächsten Jahren besetzt werden müssen. Im Klinikum Wels-Grieskirchen sind das rund 320 Mitarbeiter. „Die Nachbesetzung stellt aufgrund der jetzt nachkommenden geburtenschwachen Jahrgänge eine große Herausforderung dar – insbesondere in den Gesundheitsberufen“, erklärt Stierberger. In der Sparkasse Eferding-Peuerbach-Waizenkirchen stehen 32 Personen vor ihrer Pensionierung. Hier sind die Sorgenfalten wenig ausgeprägt. „Wir haben ein gut aufgestelltes Team mit vielen jüngeren Mitarbeitern und sehen derzeit keine Schwierigkeit, die Positionen nachzubesetzen“, sagt Marketingleiter Jürgen Neidlinger. Bei hali sind 29 „Babyboomer“ beschäftigt. „Drei davon gehen nächstes Jahr in den Ruhestand, die Stellen wurden bereits nachbesetzt“, so Gruber.

Gefragt am Arbeitsmarkt

Die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung wirkt sich positiv auf arbeitssuchende Personen ab 50 Jahren aus. Laut Alexander Schauer, Geschäftsstellenleiter des Arbeitsmarktservice (AMS) Eferding, werden viele Menschen über 50 Jahren vermittelt. „Ältere Mitarbeiter sind sehr oft Wissensträger in den Firmen, durch deren Kündigungen sehr viel Wissen verloren geht. Aufgrund der aktuellen Situation am Arbeitsmarkt wird seitens der Unternehmen weniger gekündigt“, sagt Schauer. „Dennoch zählt das Alter neben den gesundheitlichen Einschränkungen und der geringen Qualifikation weiterhin zu den Risikofaktoren am Arbeitsmarkt. Die Vormerk- und Verweildauer von älteren Personen liegt traditionell höher als die von jüngeren Arbeitslosen. Daher ist die Gefahr, langzeitarbeitslos zu werden, auch bei Älteren höher“, bremst Franz-Reinhold Forster, Geschäftsstellenleiter des AMS Grieskirchen, die Euphorie. Er nennt für den Bezirk Grieskirchen konkrete Zahlen: „Heute sind 929 Personen der Generation 50 plus mehr in Beschäftigung als vor Corona. Der Anteil von Personen älter als 50 Jahre an allen Beschäftigten ist um zwei Prozent auf 30 Prozent gestiegen."

Hilfen durch das AMS

Für bereits beschäftigte Menschen in den Unternehmen gibt es seitens des AMS keine Unterstützung an das Unternehmen. „Bei einer Arbeitsaufnahme einer Person 50 plus kann eine Eingliederungsbeihilfe gewährt werden. Es besteht auch die Möglichkeit einer Arbeitserprobung, in der sich beide Parteien kennenlernen können“, so Schauer. Sein Kollege Forster zählt weitere wichtige Programme auf, darunter etwa "Job & Wirtschaft 50+, Kombilohn, Qualifizierungsförderung für Beschäftigte ab 45 plus oder die Impuls-Beratung für Unternehmen, die ältere Beschäftigte länger in Beschäftigung halten wollen. Im Rahmen der „Job-Offensive“ des Landes Oberösterreich übernimmt ein auf die Alterssituation spezialisiertes Team aktiv die Arbeitssuche für alle Oberösterreicher 50 plus. „Es ist nicht Voraussetzung, bereits arbeitslos zu sein. Wird befürchtet, dass das bestehende Arbeitsverhältnis beendet werden könnte, kann man ebenfalls an der Job-Initiative teilnehmen“, informiert Schauer.

Zur Sache

Die „(Baby-)Boomer“-Generation ist eine Bezeichnung für Menschen, die in den geburtenstarken Jahrgängen zwischen 1945 und 1964 zur Welt kamen. Laut diverser Marketingliteratur haben „Boomer“ oder „Babyboomer“ den wirtschaftlichen Aufschwung mit hohen Wachstumsraten erlebt. Sie sollen von einem Fokus auf Konkurrenzverhalten, Aufmerksamkeit und Individualität geprägt sein.

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