Interview mit Roland Schauer
Von der Bürgerliste ins Bürgermeisteramt

Roland Schauer will einen "Stil des neuen Miteinanders".  | Foto: Schauer
  • Roland Schauer will einen "Stil des neuen Miteinanders".
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Bürgermeister Roland Schauer erzählt vom überraschenden Wahlsieg und anstehenden Aufgaben.

PEUERBACH. Bei der Stichwahl am 10. Oktober konnte sich Roland Schauer von der Liste "Gemeinsame Zukunft Bruck-Waasen/Peuerbach" die Stimmen von mehr als 1.500 Peuerbachern sichern. Er löste damit Langzeit-Bürgermeister Wolfgang Oberlehner ab, der das Amt nahezu 20 Jahre ausübte. Im Interview erzählt Schauer, warum die Bürgerliste so stark werden konnte und was er daraus für die kommenden Jahre mitnehmen will.

Herr Schauer, warum ist es überhaupt zur Gründung dieser Liste gekommen?
Schauer: Die Liste wurde im Zuge der Fusion der Gemeinden Peuerbach und Bruck-Waasen im Jahr 2018 von Gemeindebürgern gegründet, die mit der Art und Weise, wie diese kommuniziert worden ist, nicht zufrieden waren. Die Kommunikation war vielen nicht objektiv genug, und einige Fragen waren offen. Damals war die Diskussion auch emotional sehr aufgeladen, irgendwann muss man das Thema aber einmal ruhen lassen.

Welche Personen stehen hinter dieser Bürgerliste?
Der Kern der Bruck-Waasner ist im Prinzip geblieben, von 20, die sich damals politisch einbringen wollten, sind heute noch 18 dabei. 22 neue Mitglieder sind dazugekommen. Wie es kommt, dass wir die Liste verdoppeln konnten? Viele aus der Bevölkerung haben in den letzten Jahren gemerkt, dass wir uns wirklich um die Anliegen der Menschen kümmern, dass ihnen einfach gefällt, was wir als Bürgerliste machen. Deshalb wollten nach und nach auch Leute aus dem Stadtzentrum und den Siedlungen in Peuerbach mitmachen – heute sind wir eine breit aufgestellte Bürgerliste mit Personen aus allen Altersklassen, die unterschiedliche Erwerbstätigkeiten ausüben, verstreut über das ganze Gemeindegebiet.

Die Liste "Gemeinsame Zukunft Bruck-Waasen/Peuerbach" konnte als zweitstärkste Fraktion in den Gemeinderat einziehen, Sie wurden zum Bürgermeister gewählt. Wie lässt sich der Erfolg erklären?
Ich glaube, es haben mehrere Effekte dazu beigetragen. Wir haben in den letzten dreieinhalb Jahren jedes Bürgerthema, das an uns herangetragen wurde, ernst genommen und die Themen so gut wie für uns möglich behandelt. Wenn sich Bürger wo zu wenig eingebunden gefühlt haben oder Informationen vermisst haben, haben wir uns darum gekümmert, dass sie zu ihren Informationen kommen oder ein Kompromiss gefunden wird.
Zurzeit spürt man auch, dass viele Menschen sich nicht mehr hundertprozentig mit dem Parteiensystem identifizieren können. Für sie waren wir als Bürgerliste eine interessante Option. Die Peuerbacher wollten eine Veränderung, und wir waren – wie man so schön sagt – zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Haben Sie mit dem Ergebnis überhaupt gerechnet?

Dass es eine solche Dynamik annimmt, damit kannst du ehrlich gesagt gar nicht rechnen. Peuerbach war lange eine "schwarze" Gemeinde, und ich bin gegen einen ÖVP-Bürgermeister angetreten, der seit fast 20 Jahren im Amt war. Bis zum 25. September bin ich davon ausgegangen, etwa 25 Prozent der Stimmen zu bekommen. Es war nicht absehbar, dass im ersten Wahlgang schon so viele für mich stimmen. Wenn du als Parteiunabhängiger – von den etablierten Parteien wurde ja entsprechend viel Wahlkampf gemacht – mit so einer Zustimmung gewählt wirst, erfasst du das noch nicht sofort. Mir taugt's, und ich bin jetzt umso motivierter.

Wie wollen Sie den Aufgaben als Bürgermeister nun nachgehen?
Ich will einen Stil des neuen Miteinanders. An meiner Seite stehen zwei Vizebürgermeister aus unterschiedlichen Fraktionen (ÖVP und SPÖ) – wir treten nach außen also automatisch ganz anders auf, als man das mit einem Bürgermeister und Vizebürgermeister von einer Fraktion tun würde. Es geht aber nicht nur darum, wie es nach außen ausschaut, sondern auch, wie die Entscheidungen getroffen werden. Dabei sind wir jetzt breit aufgestellt und treffen diese miteinander. Und obwohl am Ende des Tages wir die Entscheidungen treffen, sollen die Gemeindebürger, die es wirklich betrifft, miteingebunden werden. Ich glaube, man kann sich viel Ärger ersparen, wenn Leute eingebunden werden und Unklarheiten aus dem Weg geräumt sind. Deshalb ist auch unsere Bürgerliste so stark geworden, weil wir immer den Dialog gesucht haben. Dieser "Stil des neuen Miteinanders" bezieht sich nämlich nicht nur auf die anderen Fraktionen, sondern auch auf die Bevölkerung, die sich aktiv einbringen soll.

Wie sieht dieses "Miteinander" konkret aus?
Ich setze sehr stark auf den Agenda-21-Bürgerbeteiligungsprozess, der im Gemeinderat beschlossen wurde und Mitte November hätte starten sollen. Ich befürchte, dass dieses Projekt nicht vor April weitergehen wird, aber da erwarte ich mir viel Beteiligung und dementsprechend viele Ideen. Die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen im Gemeinderat ist bis jetzt sehr gut gelaufen, und das dürfte auch so bleiben. Wenn man sich die verschiedenen Wahlplakate im Nachhinein ansieht, wollten alle Parteien "gemeinsam für Peuerbach" wirken. Wenn sich jetzt jeder daran hält, kann es in den nächsten Jahren nur eine gute Zusammenarbeit geben (lacht).

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