Grieskirchner "Lost Placer" im Interview
Wo früher Leben war, ist heute Stille

Der 34-jährige Thomas Michael erkundet gerne bekannte Lost Places.  | Foto: Thomas Michael
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  • Der 34-jährige Thomas Michael erkundet gerne bekannte Lost Places.
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In den alten Gemäuern hallt es und die Nässe in den Wänden ist spürbar. Wo früher hart geschuftet wurde und Licht die Gänge durchflutete, ist heute alles still und leer. Der Grieskirchner "Lost Placer"  Thomas Michael erzählt von seinen spektakulären Reisen.  

GRIESKIRCHEN. Verlassene Orte, sogenannte "Lost Places" ziehen die Menschen seit Jahren in ihren Bann – darunter versteht man beispielsweise aufgelassene Bauernhöfe, unterirdische Bunker, stillgelegte Krankenhäuser oder leerstehende Firmengebäude. Auch in der Region sind Plätze dieser Art zu finden.

Wie wird man "Lost Placer"?

Auf der Insel Krk in Kroatien ging der Grieskirchner zum ersten Mal auf Expedition. Ein stillgelegtes Hotel, welches er durch eine Facebook-Gruppe ausfindig machte, wurde zum Highlight seines Sommerurlaubes. Unter dem Namen "Haludovo Palace Hotel" findet man die exakten Koordinaten dieses "Lost Place". Seinen erster Ausflug an einen Ort wie diesen wird er nie vergessen, da es noch dazu einer der bekanntesten Plätze ist, erklärt er. Im Interview appelliert der 34-Jährige an Interessierte, wie wichtig es sei, niemals alleine in derartige Gebäude zu gehen, da man nie wissen kann, was einem blüht. Tote Tiere, alte Verlassenschaften, Obdachlose und vergilbte Dokumente bekommt er bei seinen Reisen zu Gesicht. "Über diverse Socialmedia-Plattformen gelangt man zu den bekanntesten Lost Places und entdeckt atemberaubende Kulissen.", erklärt Michael.

Im Bann der Lost Places

Nach seiner ersten Reise packte ihn der Abenteuergeist und immer mehr verlassene Plätze gelangten auf seine To-Do-Liste. Weiters beschreibt er im Gespräch, wie gefährlich diese Orte trotz all der Faszination oft sind. "Einmal besuchte ich mit meinen Freunden ein altes Krankenhaus und auf den Böden lagen überall Spritzen von den Drogenabhängigen herum. Wir haben uns hier nicht mehr sicher gefühlt, dann ist es auch besser zu gehen.", schildert der Grieskirchner. Auf die Frage, wieso er diese oftmals gefährlichen Orte trotzdem besucht, antwortet Herr Michael wie folgt: "Ich interessiere mich für Geschichte und bin davon fasziniert. Manchmal stelle ich mir vor, wie es hier wohl früher aussah oder was mit den Gebäuden passiert ist, dass sie leer stehen."

Stillstand in der Region

Im Bezirk Grieskirchen, in der Nähe von Taufkirchen an der Trattnach, befindet sich ein leerstehender Bauernhof in einer idyllischen Umgebung. Wo früher die Kühe gemolken wurden und das Feuer im Kamin knisterte, ist heute alles Schutt und Asche. Man kann nur vermuten, was mit diesem Hof geschah. Auf dem Weg zu den Stallungen, stechen einem sofort die alten Ziegelmauern ins Auge. Zerbrochenes Glas in den Fenstern, Spinnweben an der Decke und Moos auf den Dächern bilden ein Kunstwerk, welches einen kleinen Zauber versprüht. In der Region gibt es neben verlassenen Bauernhöfen auch die Bunker in Wels, welche nur schwer auffindbar sind. Ein altes Sägewerk mitten im Wald versteckt sich im Bezirk Schärding. Aber auch in Bad Schallerbach gibt es leerstehende Häuser, die noch so aussehen, als ob der Besitzer nur kurz weg wäre. Der "Lost Placer" erklärt, wie schwierig es ist, in der Region und allgemein in Österreich einen dieser Orte ausfindig zu machen, da viele bereits durch Warnhinweise an Schildern und Elektrozäune geschützt sind. Besser sei es, man geht im Ausland auf Entdeckungstour.

"Man sollte darauf achten, dass ein Privatgrundstück nicht betreten werden darf, sonst ist es Hausfriedensbruch.",

warnt der 34-Jährige im Interview.

Mumie im Bunker

Ein weiterer Lost Placer aus dem Bezirk Wels informierte die Redaktion über Bunker in Wels. Der Würzburger-Bunker ist offen zugänglich und befindet sich circa zehn Meter unter der Erde. Ob es nun Sommer ist oder Winter, die Temperatur in den Bunkern bleibt immer gleich. Der Marienwarte-Bunker befindet sich direkt unter der Marienwarte in Wels und wurde auch als Bierkeller verwendet. Auch Geo-Catching ist hier möglich. Neben einer Zeitkapsel fand man im Jahr 2007 eine Mumie in der Dunkelheit. In dem aufgelassenen Ziegelwerk in Thalheim bei Wels fanden zwei Burschen einen mumifizierten Leichnam. Die Bergung durch die Feuerwehr gestaltete sich aufgrund der Finsternis und Stiegen schwierig. "Manche Bunker hören nach vier Metern einfach auf, weil sie damals nie fertiggestellt wurden.", erklärt der Lost Placer im Gespräch. Unter der Seite unterirdisch. de findet man bekannte Lost Places in Österreich und Deutschland. 

Ein Flugzeug, welches nie wieder abhebt

Auch im internationalen Raum sind Lost Places durchaus beliebt. Der Grieskirchner war diesen Sommer mit seinem Bus in Kroatien unterwegs und schoss atemberaubende Bilder eines verlassenen Flugzeuges - hier ist das Cockpit schon länger leer. Wo früher Passagiere saßen und Stewardessen den Gang auf und ab gingen, sind heute nur mehr Außenverzierungen mit Graffitis und Stickern zu sehen. In der ehemaligen Airbase Zeljava in Kroatien scheint dieses Flugzeug "vergessen" worden zu sein. Die frühere Flugzeugkaverne war die größte militärische Kaverne in Europa. Verlassene Bergstollen und künstlich angelegte Hohlräume lassen noch heute vermuten, dass hier einmal reges Treiben herrschen musste. 1957 war das Jahr, in dem die Flugzeugkaverne Zeljava Baustart hatte. Rund 5000 Soldaten, 110 Piloten und 1200 Luftwaffensoldaten waren damals stationiert. Kurz nach Ausbruch der Jugoslawienkriege 1991 und dem Rückzug der Jugoslawischen Armee aus Bosnien wurde die Anlage durch Sprengungen unbrauchbar gemacht.

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