"Viele trauen es den Frauen nicht zu"
Zum Weltfrauentag werden die Diskussionen über Frauenquoten in Wirtschaft und Politik lauter.
BEZIRKE (raa). Im Bezirk Eferding gibt es keine einzige Bürgermeisterin. Im Bezirk Grieskirchen sind es drei – bei 34 Gemeinden. "Das sind sicherlich zu wenig. Gerade mit Kindern ist das zeitlich schwierig, zumal es ein sehr harter Job ist", weiß Tollets Bürgermeisterin Gisela Mayr. "Ich hatte schon sehr das Gefühl, dass man gegen bestehende Hierarchien ankämpfen muss", erinnert sich Mayr an ihre Anfänge als Bürgermeisterin. "Frauen sind oftmals noch zu wenig an Politik interessiert", ist sich Katharina Zauner, Bürgermeisterin von Pram, sicher. "Da braucht es schon einen sehr toleranten Partner und den Background der Familie", bestätigt Maria Pachner, Bürgermeisterin von Grieskirchen. "Viele Männer trauen Frauen ein solches Amt nicht zu. Und als Bürgermeisterin ist man noch immer ein bisschen eine Exotin", so Zauner. Trotzdem hält die Pramer Bürgermeisterin nicht viel von einer Frauenquote: "Man muss wollen und sich identifizieren. Viele Frauen werden reingedrängt, werden aber nicht lange gehalten." Pachner sieht in einer Quote gar eine Schwächung: "Ich will eine Mutmacherin sein, um Frauen für politische Ämter zu motivieren." Obwohl immer mehr Unternehmen auf Frauenpower in der Geschäftsleitung setzen, sind die Chefsessel noch bevorzugt von Männern besetzt. Eine Ausnahme bildet Claudia Kriegner. Sie ist seit 2015 Geschäftsführerin eines großen Autohauses. Von einer Quote hält sie nichts – "auch wenn man als Frau in einer Führungsposition immer ein Quäntchen mehr leisten muss".
Außerhalb des Chefinnensessels sieht die Arbeiterkammer eine Ungleichheit in der Entlohnung. "Frauen werden vielfach viel zu niedrig eingestuft", weiß Eferdings AK-Leiter Werner Wagnest. "Diese Lohnschere gehört aufgehoben, das widerspricht den Grundrechten", beklagt Mayr. "Das darf nicht sein, denn gleiche Leistung muss mit gleichem Lohn bezahlt werden", unterstreicht Pachner diese Forderung.
Zumindest in der Sprache, beim Gendern, hat die geschlechtliche Gleichberechtigung mittlerweile voll zugeschlagen. Das Binnen-I ist in aller Munde. "Jeder Text wird unglaublich schwierig zu lesen, wenn alles gegendert wird. Ich glaube nicht, dass wir Frauen das brauchen", beklagt Tollets Bürgermeisterin Mayr diesen Trend. Und Amtskollegin Pachner fügt hinzu: "Das ist furchtbar, es heißt, der Mensch und ich könnte auf das Gendern liebend gerne verzichten."
Infos zum Weltfrauentag
Der Weltfrauentag hat seinen Ursprung in einer Initiative sozialistischer Organisationen kurz vor dem Ersten Weltkrieg und währenddessen. Ziel war damals die Gleichberechtigung der Frauen und das Wahlrecht. In Österreich wurde das allgemeine Frauenwahlrecht 1918 eingeführt. Am 19. März 1911 fand der erste Internationale Frauentag in Österreich, Dänemark, Deutschland, der Schweiz und den USA statt. Seit einem Streik der Textilarbeiterinnen in St. Petersburg ist der 8. März der Internationale Frauentag. Während der Naziherrschaft war der Tag verboten. Mittlerweile ist er von den Vereinten Nationen anerkannt. Seit 1977 begeht man den "Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden" weltweit. 1979 folgte in Österreich das Gleichbehandlungsgesetz. In der Verfassung wurde die Gleichstellung erst 1998 verankert.
Kommentar zum Thema:
Emanzipation reicht nicht nur auf Papier
Gottlob sind Maria Pachner, Gisela Mayr und Katharina Zauner keine Bürgermeister-InnenkandidatInnenanwärterInnen, sonst wäre der Text rechts sicher schwer zu lesen. Gendern nennt man das heute auf Neudeutsch. Viele Texte und auch Reden strotzen nur so vor diesen Binnen-Is – als #+gäbe es, wenn es um die Gleichbehandlung von Mann und Frau geht, nicht dringlichere Probleme. Noch immer verdienen Frauen oftmals viel weniger als ihre männlichen Kollegen. Noch immer haben Frauen deutlich niedrigere Pensionen und geraten nicht selten in Altersarmut. Noch immer traut man Frauen vieles nicht zu. Leider. Dabei sind die Frauen, seien wir ehrlich, tatsächlich das stärkere Geschlecht. Welcher Mann würde schon Kindererziehung, Haushalt und einen Beruf unter einen Hut bekommen? Nicht allzu viele, fürchte ich...
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