Im Cockpit des Flughafen Graz
Business-Lunch mit Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig

Essen, das Flügel verleiht: Koch Simon Koller (l.) und Restaurantleiter Christoph Bliem (3.r.) verwöhnten Andrea Sittinger (MeinBezirk.at), Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig auf der Terrasse des Flughafen-Restaurants Globetrotter. | Foto: Brand Images
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Seit eineinhalb Jahren "pilotieren" Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig als Geschäftsführungs-Duo den Flughafen Graz. Der Start im Jänner 2021- mitten in der Pandemie – war jedenfalls turbulent. Im Business-Lunch auf MeinBezirk.at sprechen die beiden über Krisenmanagement als weiterhin größte Herausforderung, aber auch darüber, wohin die Reise gehen soll.

GRAZ. Corona, Ukraine-Krieg, Lieferengpässe, Personalnot. Die aktuelle internationale Lage macht es Fluglinien und Flughäfen nicht gerade leicht, auf Kurs zu bleiben. Wie es gelungen ist, den Flughafen Graz trotz aller Widrigkeiten gut durch diese Krisen zu führen, schildern die Geschäftsführer Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig, die am 1. Jänner 2021 diese Position von Langzeit-Geschäftsführer Gerhard Widmann übernommen haben.

Sie haben sich für diese Position beworben, als noch keine Rede von Corona war. Wie war Ihr Start dann mitten in der Pandemie?
Jürgen Löschnig: Die Herausforderungen waren ganz andere, als wir uns das erwartet hatten. Die Pandemie hatte ja niemand erwartet. Also der Flughafen ist ja ein sehr krisengeübtes Unternehmen, aber diese Krise haben wir nicht üben können.
Wolfgang Grimus: Ja, da war tatsächlich Krisenmanagement gefragt über viele Monate.

Wie sind Sie doch gut durch die Krise gekommen?
Jürgen Löschnig: In erster Linie natürlich durch gutes Krisenmanagement. Einerseits dahingehend, dass man den operativen Betrieb trotz aller Rahmenbedingungen aufrechterhalten kann. Da geht es um Gesundheitsmaßnahmen, die man für die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch natürlich für unsere Kundinnen und Kunden ergreift. Das ist aus meiner Sicht sehr gut gelungen, weil wir hatten natürlich Corona-Fälle, aber es war nie nur annähernd irgendeine Gefahr, dass der Betrieb nicht aufrechterhalten werden kann. Und wir haben in all diesen Corona Pandemie-Jahren den Betrieb auch offen gehabt. Es hat ganz wenige Einschränkungen geben. Wir waren mindestens zu 95 Prozent immer betriebsbereit. Nur im Jahr 2020 hat es drei Monate gegeben, wo überhaupt nicht geflogen worden ist.
Was wir immer hatten, ist General Aviation: Das sind die Privaten, die Business Jets, das Sportfliegen, die Schulungsflüge und alles, was in den Bereich des Innenministeriums, also der Polizei fällt.

Ein guter Punkt. In Prozenten gesprochen, welche Flugbewegungen gibt es am Flughafen Graz überhaupt?
Wolfgang Grimus:
Im kommerziellen Flugverkehr, also das ist für mich Linienverkehr und Charterverkehr haben wir in der Regel 85 Prozent Linien-Passagiere und 15 Prozent Charter-Passagiere. Die kommerziellen Flugbewegungen sind immer das Kerngeschäft.
Dann haben wir eben den Bereich General Aviation, da sind die Business Jets von Firmen und  Privatpersonen sowie auch die Sportfliegerei. Und der dritte Bereich ist der Flughafen als Einsatz-Standort für den Hubschrauber des Innenministeriums, den Polizeihubschrauber und für den ÖAMTC-Rettungshubschrauber.

Durchgestartet, aber bei Weitem nicht abgehoben – jedenfalls was ihren Führungsstil gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betrifft – so präsentiert sich das Geschäftsführungsduo Wolfgang Grimus (l.) und Jürgen Löschnig (r.) | Foto: Brand Images
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Kurz noch zurück zum turbulenten Start. Abgesehen vom Krisenmanagement: Was waren die Schwerpunkte?
Jürgen Löschnig:
Neben dem strengen Gesundheitsmanagement war da vor allem straffes Kostenmanagement gefragt und alles, was man in dem Zusammenhang tun kann. Wir haben die Förderungen genützt und beispielsweise bis Ende des 1. Quartals 2022 die Kurzarbeit in Anspruch genommen. Die Investitionen wurden im Gegenzug natürlich stark zurückgefahren.
Wolfgang Grimus: Vielleicht darf ich noch ein paar Zahlen liefern, um zu zeigen, wie es uns in der Krise gegangen ist: 2019 war das beste Jahr der Geschichte, mit einer Million 37.000 Passagiere. Dann kam der freie Fall auf 200.000 Passagiere im Jahr 2020, also minus 80 Prozent an Passagieren. Eine leichte Steigerung gab es dann schon letztes Jahr auf 227.000 Passagiere.
Mit dem Minus von 80 Prozent war man in guter Gesellschaft, das war so der Industrie-Trend. Etwas besser davon gekommen sind die großen Umsteige-Flughäfen, weil sie auch Anschluss-Verkehre bieten. Was unser aber gelungen ist, ist, in der Zeit andere Segmente auszubauen. Da ist uns diese Pandemie, das muss man ehrlicher Weise sagen, entgegenkommen, da wir das Frachtgeschäft erweitert haben. Da sind die vielen medizinischen Produkte wie die Schnelltests zum Tragen gekommen.

Und wie geht es dem Flughafen aktuell?
Wolfgang Grimus: Das erste Quartal war noch etwas durchwachsen, weil der Lockdown im November/Dezember schon noch ausgestrahlt hat. Seit April/Mai sehen wir einen deutlichen Anstieg in der Nachfrage und am 30. Juni hatten wir bereits so viele Passagiere wie das gesamte letzte Jahr. Und aktuell liegen wir irgendwo bei 326.000 Passagieren, das sind fast 300 Prozent mehr als letztes Jahr und rund 50 Prozent unter Vorkrisenniveau. Wir gehen davon aus, dass wir Ende des Jahres über der halben Million landen werden.

Auf eine Krise folgt die nächste. Wie geht es mit den Teuerungen?
Jürgen Löschnig:
Da wird es vielfach darum gehen, wie sich die Personalkosten entwickeln. Während der Pandemie hat das Flughafen-Team aufgrund der Kurzarbeit um 20 Prozent weniger als davor. Und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dem Flughafen dennoch wirklich nahezu alle treu geblieben. Das verschafft uns jetzt den Vorteil, dass wir wieder aus dem Stand sozusagen „startbereit“ waren.
Daneben beschäftigen uns aber natürlich andere Komponenten in der Teuerungsdebatte, wie etwa der Energiebereich oder die Infrastruktur und die Kosten dafür.

Die organisatorische Unsicherheit im Flugverkehr ist in diesem Sommer in aller Munde. Wie sehr leidet auch Graz darunter?
Wolfgang Grimus: Das sind operationelle Instabilitäten im System und hier gibt es drei Aspekte, zum Einen die kurzfristigen Flugstreichungen, die sich aber bessern. Das Andere sind Verspätungen, was bei Anschlussflügen zum Tragen kommt. Und das dritte sind Gepäcksunregelmäßigkeiten. All das hat auch uns betroffen, aber für uns waren das „importierte“ Probleme, da wir, wie gesagt, immer genügend Personal hatten.
Ein weiterer Faktor ist das Wetter, da durch starke Unwetter oder Gewitter Flüge nicht starten oder landen konnten, also das Klima spielt auch noch mit. Auch Lieferengpässe bei der Zulieferung von Flugzeugen oder Flugzeugteilen spielen eine Rolle. Sprich von außen betrachtet, glaubt man, es sei nur der Personalmangel, tatsächlich sind es aber so viele Mosaiksteinchen, die da zusammenspielen.

Lenken seit Jänner 2021 die Geschicke des Flughafen Graz: Jürgen Löschnig (l.) und Wolfgang Grimus (r.) | Foto: Brand Images
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Wie funktioniert das Führungsteam des Flughafens, es gibt sicher eine klare Rollenverteilung zwischen Ihnen beiden?
Wolfgang Grimus:
Das Team funktioniert aus meiner Sicht exzellent. Und ja natürlich haben wir eine Rollenverteilung, und zwar getrennt in den Aviation-Bereich und den Non Aviation-Bereich, Ersteren verantworte ich, das betrifft Marketing, Fluglinien-Management, Abfertigung, interne und externe Kommunikation. Der gesamte Finanzbereich, Infrastruktur, Retail, aber auch Personal und die Sicherheit liegen bei Jürgen.
Jürgen Löschnig: Ja, auch ich kann nur unterstützen, es funktioniert exzellent. Das Thema Strategie behandeln wir beide gemeinsam.

Danke für das Stichwort. Wohin geht die Reise des Flughafens Graz?
Wolfgang Grimus: Auch hier gibt es natürlich mehrere Schwerpunkte wie etwa das Thema Destination-Portfolio. Dieses soll ausgebaut und weiterentwickelt werden. Ich denke dabei an stark gefragte Destinationen wie London, Paris und Barcelona, Berlin und Hamburg. Außerdem soll das Frachtgeschäft verstärkt werden.
Jürgen Löschnig: Im Non Aviation-Bereich dreht sich alles um die CO2-Reduktion, sei es, dass man den Fuhrpark eben, so gut es geht, auf E-Fahrzeuge umstellt oder dass man im Bereich der Energiegewinnung schaut, dass sie CO2 neutral ist. Die Fernwärme, die wir beziehen, ist ja noch nicht CO2-neutral. Da laufen verschiedene Projekte von der Geothermie über Fotovoltaik, über Thermo-Solaranlagen. Das sind die Großprojekte.
Zum Anderen soll der Flughafen auch zu einer Erlebniswelt werden. Es sollen mehr Betriebe angesiedelt werden, eine stärkere Vernetzung stattfinden.
Und ein strategischer Punkt, der uns auch beide aktuell sehr beschäftigt, ist die Personalfrage. Wie in vielen anderen Branchen auch, tun wir uns schwer, gutes Personal zu finden. Daher muss man schauen, wie man sich als attraktiver Arbeitgeber nach außen präsentiert, welche Benefits man hat, damit jemand gern kommt und hier auch gerne arbeitet. Noch dazu, wo wir im operativen Bereich sehr viel Schichtbetrieb haben. Und momentan läuft ja eigentlich alles in die Gegenrichtung.

Gäste und Wirtschaft

Wolfgang Grimus

  • Studium an der Donauuniversität Krems, MBA
  • 1985-2020: verschiedene Stationen auf der "anderen Seite des Flugverkehrs" in den Führungsetagen von Austrian Airlines, Lauda Air, Air Berlin und Qatar Airlines
  • ab 2021 Geschäftsführung des Flughafen Graz gemeinsam mit Jürgen Löschnig
  • Interessen: Sport und Reisen (vielfach mit dem Flugzeug, hat während der Pandemie aber auch die Vorzüge Österreichs entdeckt)

Jürgen Löschnig

  • Studium der Rechtswissenschaften und BWL
  • Assistenztätigkeit an der Karl-Franzens-Universität Graz
  • 1994-2011: verschiedene Führungspositionen innerhalb der Holding Graz und damit ein "Urgestein" der Holding wie Löschnig selbst sagt
  • 2012-2021 gemeinsam mit Gerhard Widmann Geschäftsführer der Flughafen Graz Betriebs GmbH
  • ab 2021 Geschäftsführung des Flughafen Graz gemeinsam mit Wolfgang Grimus
  • Interessen: Reisen (in die Ferne natürlich per Flugzeug, ansonsten auch gern mit dem Auto nach Kroatien)

Graz Airport Restaurant Globetrotter
Flughafen Graz
Lagardère Travel Retail Austria GmbH
Tel: +43 (316) 2914 17
E-Mail: j.kahl@lagardere-tr.at
www.lagardere-tr.at
Öffnungszeiten
Mo 11 - 19 Uhr
Di 10 - 19 Uhr
Mi 11 - 19 Uhr
Do 11 - 19 Uhr
Fr 11 - 19.30 Uhr
Sa 11 - 19 Uhr
So 11 - 19 Uhr
Beschreibung: Das Restaurant am Flughafen Graz befindet sich im ersten Stock des Terminals und wirkt aufs Erste etwas unscheinbar. Nach dem Betreten eröffnet sich den Gästen jedoch ein großzügiger Speisebereich mit der Möglichkeit eines weiteren abgetrennten Bereichs sowie eine einladende Theke zum kurzzeitigen Verweilen. Im Frühjahr und Sommer zieht die Terrasse die Gäste nach draußen mit direktem Blick auf Start- und Landebahn.
Das sagt MeinBezirk.at: Wer auf großen Airports wie Frankfurt, London oder auch Wien schon einmal auf der Suche nach einem guten Essen in einem ansprechenden Ambiente war, der sollte besser nach Graz wechseln. Hier wird man definitiv fündig. Im "Globetrotter" bleiben sowohl in punkto Service als auch Speisenauswahl und -zubereitung keinerlei Wünsche offen. Der Blick auf das "Gehen" und "Kommen" am Himmel ist das Tüpfelchen auf dem i.

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Essen, das Flügel verleiht: Koch Simon Koller (l.) und Restaurantleiter Christoph Bliem (3.r.) verwöhnten Andrea Sittinger (MeinBezirk.at), Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig auf der Terrasse des Flughafen-Restaurants Globetrotter. | Foto: Brand Images
Lenken seit Jänner 2021 die Geschicke des Flughafen Graz: Jürgen Löschnig (l.) und Wolfgang Grimus (r.) | Foto: Brand Images
Jürgen Löschnig ist bereits seit über 20 Jahren in Führungspositionen innerhalb der Holding Graz. Zuletzt verantwortete er als kontrollierender Geschäftsführer über mehrere Jahre hindurch gemeinsam mit Gerhard Widmann die Geschicke des Flughafen Graz. | Foto: Brand Images
Wolfgang Grimus war vor seinem Wechsel an die Spitze des Flughafens Graz bei mehreren Airlines in verschiedenen Managementpositionen tätig. Seine Expertise reicht von der Flotten- und Netzwerkplanung über die Geschäftsentwicklung hin zum Vertrieb. | Foto: Brand Images
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