Zunahme um 400 Prozent seit 1974
Die Grazer Ampel-Festspiele sind eröffnet
Wer sich im Grazer Verkehrsgebiet bewegt, kann sich zwischendurch schon einmal wie in einer guten "alten" Disco fühlen: Rot, Gelb, Grün leuchtet und blinkt es da gefühlt alle hundert Meter. Tatsächlich hat die Zahl der Ampeln im Stadtgebiet in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen. Doch in Summe sind es dann nicht so viele, wie man vielleicht vermuten mag. MeinBezirk liefert den Zahlen-Check.
GRAZ. 1.150 Kilometer lang ist das Straßennetz in der steirischen Landeshauptstadt, ein Treffpunkt für Fußgeherinnen und Fußgeher, Radfahrerinnen und Radfahrer sowie motorisierte Verkehrsteilnehmende. Keine Frage, diese Vielzahl an Kilometern mit Konfrontationspotenzial müssen und wollen auch ordnungsgemäß geregelt sein – mittels Verkehrsleitlinien, Schutzwegen und nicht zuletzt Ampelanlagen.
Die – so zumindest das Gefühl gelernter Grazerinnen und Grazer – zuletzt quasi wie "Schwammerl in Spätsommer" sprießen. Kaum eine der unzähligen Baustellen wird aktuell ohne neue Ampel beendet. Konkretes Beispiel ist etwa die Burenstraße, die in Eggenberg von Nord nach Süd verläuft. Wo früher keine einzige Ampel war, gibt es nun gleich drei.
Ein Anlass, sich die Zahl der Ampelanlagen in Graz im Jahresvergleich anzuschauen. Dazu hat MeinBezirk in der Stadtbaudirektion nachgefragt – das Ergebnis ist beeindruckend und überraschend.
Steigerung um mehr als 400 Prozent
Herangezogen wurden die Jahre 2024, 1994 und 1974. Aktuell, also mit Stand Ende 2024, gibt es insgesamt 350 Ampelanlagen im Grazer Stadtgebiet, davon sind 227 sogenannte Verkehrslichtsignalanlagen (VLSA) und 123 Druckknopfampeln (DKA). Das mag auf den ersten Blick wenig erscheinen, daher zur Erklärung: Die Verkehrsregelung am Geidorfplatz unterliegt einer gesamten Ampelanlage, beinhaltet aber natürlich mehrere einzelne Ampeln.
Stellt man diese 350 Ampelanlagen den Jahren 1994 oder gar 1974 gegenüber, so zeigen sich doch eklatante Steigerungen: Waren es vor 30 Jahren gesamt 197 Anlagen (109 VLSA; 88 DKA) gab es 1974 überhaupt nur 69 Anlagen, davon 49 Verkehrslichtsignalanlagen und 20 Druckknopfampeln. Dies bedeutet eine Zunahme der lichtgesteuerten Verkehrsregelung um mehr als 400 Prozent.
Nun ist in diesem Zeitraum natürlich auch bei der Bevölkerungsstruktur und dem Verkehrsaufkommen etwas weitergegangen. Auch diese Zahlen hat MeinBezirk bei der Landesstatistik Steiermark in Erfahrung gebracht. So lag die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner Anfang der 1970er-Jahre bei rund 250.000 Menschen – Ein- und Auspendlerinnen und -pendler stets ausgenommen – und die Zahl der Kraftfahrzeuge bei knapp 83.000.
Im Jahr 2023, hier gibt es die aktuellsten Daten, waren in Graz 184.000 Kraftfahrzeuge zugelassen und derzeit leben 303.000 Menschen in der Landeshauptstadt.
Wenn Schienen auf Schutzwege treffen
Was noch dazukommt, ist, dass laut der jüngsten Richtlinie für Verkehrs- und Straßenwesen (RVS) für den Fußverkehr festgehalten wird, dass ungeregelte Schutzwege über Gleisanlagen nicht Stand der Technik/Sicherheit sind. Heißt mit anderen Worten: Überall, wo Schienen einen Schutzweg queren, muss eine Ampel installiert werden, was zum Beispiel die drei neuen Ampeln in der Burenstraße, und wohl auch einige andere, erklärt.
Der Hintergrund: Fußgängerinnen und Fußgänger haben zwar auf Schutzwegen Vorrang, dies gilt jedoch nicht auf Schutzwegen, die über Gleise führen. Die Straßenbahn hat hier Vorrang vor allen Verkehrsteilnehmer:innen. Der Grund liegt unter anderem in einem sehr langen Bremsweg. Dennoch suggerieren Zebrastreifen mitunter einen Schutz bzw. Sicherheit, die es nicht gibt.
Lustiges Geschichtswissen zu Ampeln
- Die erste Ampel in Graz wurde am 12. Dezember 1945 aufgestellt, und zwar bei der Kreuzung Grieskai-Lendkai-Hauptbrücke (nun Erzherzog-Johann-Brücke). Diese - auf britischen Befehl installierte – Ampel war übrigens noch handbetrieben.
- Die erste automatische Ampel ging 1959 bei der Kreuzung Glacistraße-Elisabethstraße in Betrieb.
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