Historisch
Land Steiermark übergibt Grabstein an jüdische Gemeinde

- Historische Übergabe: Christopher Drexler und Elie Rosen.
- Foto: Land Steiermark/Robert Binder
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Nach über 450 Jahren kehrt der "Grabstein des Nissim" von der Grazer Burg zurück in die jüdische Gemeinde und erhält einen Ehrenplatz in der Synagoge.
GRAZ/STEIERMARK. "Sie machen uns eine große Freude, für uns geht ein Traum in Erfüllung." Tief bewegt bedankte sich ein Mitglied der jüdischen Kultusgemeinde beim steirischen Landeshauptmann Christopher Drexler.
Grabstein aus dem Jahr 1387
Zum Hintergrund: Der gut erhaltene "Grabstein des Nissim" zählt zu den ältesten Dokumenten jüdischer Kultur in Graz. Bisher war er in einer Nische des Karlstraktes der Grazer Burg, schräg gegenüber der Doppelwendeltreppe, aufgestellt. Er stammt aus dem Jahr 1387 und gelangte um 1570 bei der Errichtung des Karlstrakts in die Grazer Burg. In einer feierlichen Zeremonie wurde er nun nach über 450 Jahren zurückgebracht und in der Synagoge am David-Herzog-Platz aufgestellt.

- In der Synagoge hat der Grabstein eine neue Heimat gefunden.
- Foto: Jüdische Gemeinde Graz
- hochgeladen von Nina Schemmerl
Drexler trug bei der Übergabe übrigens eine Kippa mit eingesticktem steirischen Panther – ein Antrittsgeschenk von Elie Rosen, dem Präsidenten der Kultusgemeinde in Graz. "Vor rund einem Jahr sind Elie Rosen und ich über die Geschichte des Grabsteins zu sprechen gekommen. Dabei ist die Idee entstanden, dass wir den Stein 'heimbringen' wollen", erzählte Drexler.
"Für ein friedliches jüdisches Leben"
Der Grabstein des Nissim, eines im Jahr 1387 verstorbenen Handelsmannes, ist Zeugnis dieser bewegten, von Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung gezeichneten Geschichte der Jüdinnen und Juden in Graz. "Umso wichtiger ist es, dass wir heute eine besondere Verantwortung spüren, wenn Antisemitismus Platz greift", sagte Drexler mit Blick auf die jüngsten antisemitischen Ausschreitungen in Amsterdam. Es sei ihm ein Anliegen, für ein friedvolles jüdisches Leben in Graz und der Steiermark Sorge zu tragen.
Vom Grabstein wurde eine Kopie angefertigt, die an dem Platz angebracht wird, an dem der Stein zuletzt gestanden ist. Mit einer erklärenden Tafel wird an diesem Ort die Geschichte für die Besucherinnen und Besucher der Grazer Burg dargestellt. Drexler abschließend: "Es ist einer der schönsten Momente in meinen bisherigen zweieinhalb Jahren als Landeshauptmann." Auch Rosen zeigte sich sichtbar gerührt: "Nach mehreren hundert Jahren kehrt dieses sowohl religiös wie auch kulturhistorische Zeugnis der mittelalterlichen jüdischen Geschichte Graz in den Schoß der jüdischen Gemeinde heim."
Das ist der Grabstein des Nissim
Nach der Vertreibung der Jüdinnen und Juden am Ende des 15. Jahrhunderts wurde auch ihr Friedhof aufgelassen und Grabsteine im 16. Jahrhundert etwa für den Erweiterungsbau der Grazer Burg verwendet. Von diesen wurden wenige Fragmente bei Grabungsarbeiten sowohl vor als auch nach dem Zweiten Weltkrieg aufgefunden.

- Elie Rosen zeigte sich tief bewegt über die Rückgabe des Grabsteins.
- Foto: MeinBezirk
- hochgeladen von Roland Reischl
Der "Grabstein des Nissim", eines 1387 verstorbenen jüdischen Handelsmannes und Rabbiners, gelangte um 1570 bei der Errichtung des Karlstrakts der Grazer Burg als Spolie aus dem damals bereits aufgelassenen jüdischen Friedhof in die Grazer Burg. Die Matzevah (hebräisch für Grabstein oder Denkmal) ist der einzige Grabstein, der vom mittelalterlichen jüdischen Friedhof stammt und vollständig erhalten geblieben ist. Der Umstand ist darauf zurückzuführen, dass Erzherzog Karl damit um 1570 den Erweiterungsbau der Grazer Burg damit schmücken ließ.
Im Zuge der Herstellung der Kopie wurde das Original einer restauratorischen Reinigung und Oberflächensicherung unterzogen. Der Schätzwert des Steines beträgt laut gutachterlicher Stellungnahme des Universalmuseums Joanneum rund 35.000 Euro. Die Rückübereignung des Steines an die Jüdische Gemeinde erfolgt im Rahmen eines Schenkungsvertrages mit dem Land Steiermark.
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