Grazer Baufirma zockte Mitarbeiter ab

- <b>Für die</b> Kalkulation von Bauprojekten holte sich eine Grazer Firma einen Akademiker, nur um ihn dann günstig loszuwerden.
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Spätere Anmeldung und die falsche Angabe eines Probemonats: Bauingenieur wurde in Graz "billig" gefeuert.
Neue Wohnanlagen, Reihenhäuser und Doppelhaushälften sprossen im Grazer Raum vor allem in den vergangenen Jahren wie die sprichwörtlichen Schwammerln aus dem Boden. Kein Wunder, dass Bauingenieure eine mehr als gefragte Berufsgruppe darstellen. Auch eine kleine Grazer Baufirma suchte am Ende des Vorjahres dringend einen Fachmann, der die Kalkulation von Bauprojekten übernehmen sollte.
Fündig wurden sie in Gestalt des 41-jährigen Akademikers Klaus P. (Vollständiger Name der Redaktion bekannt), dem in weiterer Folge von Seiten des Unternehmens aber übel mitgespielt wurde.
Verspätete Anmeldung
"Herr P. startete seine Tätigkeit noch vor Weihnachten, wurde aber erst im Jahr 2018 angemeldet. Exakt einen Monat danach hat der Chef den Arbeitsvertrag mit der Begründung, der Probemonat sei noch nicht vorbei, sofort aufgelöst", erklärt Arbeiterkammer-Jurist Michael Kohler.
Im Endeffekt stellte sich heraus, dass sowohl die Anmeldung des Jobs bei der Sozialversicherung verspätet erfolgt als auch die Bezahlung für die erbrachte Arbeitsleistung vor Weihnachten zu gering ausgefallen ist. "Es gab auch keinen Dienstvertrag, der einen Probemonat vorgesehen hätte", führt Kohler aus.
Entschädigung wurde fällig
Genug Gründe, um von Seiten der Arbeiterkammer alle Ansprüche, die bei einer ordnungsgemäßen Kündigung unter Beachtung der Kündigungsfrist fällig sind, einzuklagen. "Mit lediglich 3.000 Euro wurde Herr P. ausbezahlt, er hätte allerdings 8.000 Euro bekommen müssen." Letztendlich bekam die AK nach der Abweisung der Klage vom Arbeitsgericht in zweiter Instanz vom Oberlandesgericht Recht, das ausstehende Entgelt wurde dem Bauingenieur von der Grazer Firma überwiesen.
Unübliche Aktion
Die Sorge, wonach diese Vorgehensweise im Bausektor durchaus gängig sei, teilt der AK-Jurist aber nicht. "Ein derartiger Fall mit dieser Ausgangslage war mir noch nicht bekannt. Ungenaue Stundenabrechnungen und Ähnliches gibt es aber immer wieder, in vielen Branchen."
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