Der Dietrichsteinplatz: Nachtschwärmer und Stadträte

- Nicht mehr wegzudenken: Gertrude Wilding ist vor bereits 25 Jahren mit ihrem Stand auf den Dietrichsteinplatz gekommen.
- Foto: geopho.com
- hochgeladen von Max Daublebsky
Gertrude Wilding und ihr Imbissstand haben erlebt, wie sich der Dietrichsteinplatz in den letzten 25 Jahren verändert hat.
Donnerstagfrüh: Sonnenschein, Straßenlärm, eine ältere Dame wartet auf den Sechser, der sie stadtauswärts bringen soll und ein paar Fußgänger stehen vor einer roten Ampel, bevor sie in die Reitschulgasse Richtung Jakominiplatz weitergehen können. Eigentlich alles ganz normal am Dietrichsteinplatz, aber irgendetwas fehlt: Noch kein einziger Mensch steht vor dem Imbiss- („nicht Würstel!“) -stand von Gertrude Wilding, an dem sich sonst seit 25 Jahren Polizisten und Rettungssanitäter genauso für einen Hotdog, eine Schnitzelsemmel oder einen Burger anstellen, wie Schüler, Geschäftsmänner und Nachtschwärmer, die am Heimweg von den Bars und Beisln der Innenstadt noch etwas Deftiges für ihre strapazierten Mägen brauchen. „Wir öffnen erst in zwei Stunden. Dann kommt vom Studenten bis zum Stadtrat wirklich jeder her“, erzählt Wilding, die so im letzten Vierteljahrhundert einiges rund um den Platz miterlebt hat, den sie hier nun samt Umgebung im Rahmen der WOCHE-Serie „Mein Graz“ vorstellt.
Würstel statt Kirche
„Ich war vorher am Südtirolerplatz, aber dort wollte die Kirche kein Standl sondern lieber selbst mehr Kunden. Dann bin ich hierher gekommen und jeder hat gesagt, dass das nix wird. Aber dann hab ich halt was draus gemacht“, erinnert sich die Standlerin an ihre Anfänge, während ihr Fleischer von der gegenüberliegenden Straßenseite winkt, bevor er neue Würstel, Schnitzel und faschierte Laibchen ins Warenlager liefert.
Aufschwung
Gleichzeitig mit dem Imbissstand ist es dann auch mit dem Dietrichsteinplatz bergauf gegangen: „Am Anfang war der Platz ausgestorben. Durch die Lokalitäten und auch durch das Standl war dann aber immer mehr los und die Leute gehen heute extra über den Dietrichsteinplatz nachhause, um etwas zu essen.“ Als Konkurrenten sieht Frau Wilding das griechische Restaurant „Athen“, den Chinesen „Dim Sum“ oder den Kebap-Laden „Pamukkale“ in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrem Stand aber nicht: „Es ist einfach so, dass die Leute eher einen Grund haben, hier herzukommen, je mehr Auswahl es gibt. Es gibt keine Konkurrenz, nur Mitbewerber.“ Und auch wenn das Traditionshaus „Perfekt“ zusperren musste, ist immer wieder Neues dazugekommen: Vor Kurzem hat etwa der modische Concept Store „Sestra“ eröffnet, die Friseurinnen der „Zopfgeschwister“ gibt es nun schon seit ein paar Jahren. Noch ein paar Jahre mehr sind es beim „Rauch“, wo seit 1952 Haushaltswaren verkauft werden: „Ich finde es einfach großartig, dass er nach so langer Zeit noch immer besteht. Und ich hoffe, dass das auch noch lange so bleibt.“
Grätzl-Fakten
Der Dietrichsteinplatz liegt im zweiten Grazer Stadtbezirk St. Leonhard an der Grenze zur Inneren Stadt und zu Jakomini.
Die Hauptwache Ost der Berufsfeuerwehr Graz hat ihren Sitz am Dietrichsteinplatz 9a und war bis 1939 Sitz der Freiwilligen Feuerwehr.
Im „Martin Auer“-Stammsitz wird seit 1688 Brot gebacken.
Die Straßenbahnlinien 3 (Laudongasse bis Krenngasse) und 6 (St. Peter bis Laudongasse) halten am Platz.






Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.