Gefragte Frau
Sarah Schiller "steht" bei der Feuerwehr "ihre Frau"

Sarah Schiller stellt sich voll und ganz in den Dienst der Feuerwehr: sowohl als ehrenamtliches Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr als auch als Ausbildnerin an der Feuerwehr- und Zivilschutzschule Lebring. | Foto: FF Graz
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  • Sarah Schiller stellt sich voll und ganz in den Dienst der Feuerwehr: sowohl als ehrenamtliches Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr als auch als Ausbildnerin an der Feuerwehr- und Zivilschutzschule Lebring.
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Im Interview mit MeinBezirk.at erläutert Feuerwehrfrau Sarah Schiller, wie man mit brenzligen Situationen zurechtkommt, warum das "Schmähführen" so wichtig ist und inwieweit das Geschlecht dabei keinen Unterschied macht. 

GRAZ. Weibliche Feuerwehrleute sind in der Gesellschaft noch nicht angekommen. So scheint es zumindest, wenn man von Film, Fernsehen oder gängigen (Kinder-)Büchern ausgeht. Auch die Grazer Feuerwehrszene bestätigt dieses Bild auf den ersten Blick - sind in der Berufsfeuerwehr bis dato doch ausschließlich Männer tätig.

Deutlich ausgeglichener ist die Besetzung dagegen in der Freiwilligen Feuerwehr, wo sich rund 30 Frauen engagieren. Eine davon ist Gruppenkommandantin Sarah Schiller, die bald seit zehn Jahren ihre Freizeit ehrenamtlich in den Dienst der Feuerwehr stellt.

  • Wie sind Sie zur Freiwilligen Feuerwehr gekommen? 

SARAH SCHILLER: Ich bin im Februar 2014 zur Feuerwehr gegangen. Ich war damals noch Studentin und bin grad frisch aus dem Auslandsemester gekommen. Da hab ich mir gedacht, nachdem ich jetzt so eine aufregende Zeit hinter mir habe, brauche ich was Neues, was Spannendes - und sie waren halt meine Nachbarn (lacht). 

  • Gab es im Familien- oder Freundeskreis Vorbilder dafür? 

Nicht direkt. Ich bin erst im Nachhinein draufgekommen, dass mein Opa auch bei einer Werksfeuerwehr dabei war.

  • Was ist Ihre Motivation für die Tätigkeit?

Am meisten motiviert mich die Gemeinschaft, die man in der Feuerwehr erlebt. Wir sind ein "bunter Haufen" und es treffen die unterschiedlichsten Personen aufeinander, aber es ist wie in einer großen Familie, wo jede und jeder seinen Platz hat. 

Kameradschaft - für Sarah Schiller (Mitte) ein wichtiger Wert.  | Foto: FF Graz
  • Kameradschaft - für Sarah Schiller (Mitte) ein wichtiger Wert.
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Und diese Kameradschaft ist einfach ein ganz großer Punkt, der uns alle motiviert, unsere Zeit bei der und für die Feuerwehr zu verbringen. Ich habe viele tolle Menschen in meiner Zeit kennengelernt, Freundschaften fürs Leben geschlossen und weiß, dass das auch die Zukunft bringen wird. Dieser große Zusammenhalt ist sicherlich eine der größten Stärken der Feuerwehr.

  • Gab es in Ihrer bisherigen Karriere "brenzlige" Situationen, in denen Sie wirklich Angst hatten?

Respekt ja, Angst nein. Es gab natürlich schon brenzlige Fälle, aber wir werden auf solche Situationen auch entsprechend vorbereitet. Wir haben eine umfangreiche Ausbildung, die mit der Grundausbildung beginnt, in der das Handwerk praktisch und theoretisch vermittelt wird. Danach geht es in die Spezialisierung: Egal ob als Atemschutzgeräteträger, Technikerin, Maschinist oder als Führungskraft - die Welt steht einem offen. Es ist für jede und jeden was dabei und entsprechend wird man auch auf verschiedene Szenarien vorbereitet.

  • Wie ist es "als Frau" bei der Feuerwehr? 

Ich habe mich immer vollkommen in die Gemeinschaft aufgenommen gefühlt. Ein zentrales Element bei uns ist, dass auch mal ordentlich "Schmäh geführt" wird, gerade auch zur Verarbeitung nach heiklen Situationen. Das funktioniert aber für Männer und für Frauen gleich. Und auch wenn das Erlebte einmal auf die Psyche schlagen sollte, besprechen wir die Einsätze gemeinsam nach. Wir überlegen uns, was wir daraus lernen können oder wie wir das nächste Mal besser damit umgehen können.

Nochmal zum Stichwort „Feuerwehrfrau“: Ich nehme zwar schon wahr, dass sich jüngere Mädchen oft Sorgen machen, die technischen Dinge nicht so zu schaffen. Tatsächlich erlebe ich aber, dass  gerade die sich meistens noch mehr dahinterklemmen, noch mehr Gas geben und die Herausforderungen mindestens genauso gut meistern. Diese Sorge ist also völlig unbegründet. Schon vor einiger Zeit hat eine meiner Kameradinnen in einem Interview gesagt: "Wir stehen unseren Mann". Heute würde man wahrscheinlich sagen: "Wir stehen unsere Frau". 

  • Sie sind auch als Ausbildnerin in der Feuerwehr- und Zivilschutzschule Lebring tätig. Wie erleben Sie die Situation dort? 

Ich bin in Lebring die einzige weibliche Ausbildnerin und weiß natürlich nicht, wie ich als auf Mann aufgenommen werden würde. Aber ich habe auch dort noch nie ein Problem gehabt - es ist bisher nie vorgekommen, dass ich beispielsweise nicht ernst genommen wurde. Denn alles in allem sind wir einfach Menschen, die an vorderster Front für die Bevölkerung da sind. Wir sehen uns viel in unserer Freizeit und das schweißt zusammen.

"Alles in allem sind wir einfach Menschen, die an vorderster Front für die Bevölkerung da sind." | Foto: FF Graz
  • "Alles in allem sind wir einfach Menschen, die an vorderster Front für die Bevölkerung da sind."
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Zur Person: Sarah Schiller 

Sarah Schiller ist in Merseburg an der Saale geboren, in Arnoldstein im Bezirk Villach Land aufgewachsen und für ihr Chemie-Studium nach Graz gezogen. Seit 2014 engagiert sie sich ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr Graz, wo sie mittlerweile als Gruppenkommandantin und Atemschutzwart tätig ist. Auch hauptberuflich stellt Schiller ihre Tätigkeit ganz in den Dienst der Einsatzorganisationen, da sie seit eineinhalb Jahren an der Feuerwehr- und Zivilschutzschule Lebring unterrichtet. Zeit für weitere Hobbys bleibt da keine, wie Schiller mit dem humoristischen Verweis, dass "das jetzt fast ein bisschen peinlich" sei, gesteht.

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