150 Jahre Landesnervenklinik
LKH Graz II, Standort Süd zwischen Tradition und Zukunft

- Heute LKH Graz II, Standort Süd, besser bekannt als LSF, Feldhof und auch "Puntigam links" - die nervenmedizinische Einrichtung im Grazer Stadtbezirk Straßgang blickt auf 150 Jahre wechselvolle Geschichte zurück.
- Foto: LKH Graz II
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Seit eineinhalb Jahrhunderten besteht in Graz eine nervenmedizinische Einrichtung: Dieser Tage begeht das heute als LKH Graz II, Standort Süd geführte Krankenhaus sein 150-jähriges Bestehen. Was in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts als Landesirrenanstalt am Feldhof begann, hat sich zu einem modernen Zentrum für psychische, psychosomatische und neurologische Gesundheit entwickelt.
GRAZ. Alteingesessenen Grazerinnen und Grazern ist es noch immer als LSF oder noch salopper als "Puntigam links" ein Begriff: Das Landeskrankenhaus Graz II, Standort Süd blickt heuer auf 150 Jahre wechselvolle Geschichte zwischen Tradition und viel Geschichte(n) zurück – mit Licht- und auch düsteren Schattenseiten.

- Die Büste des ersten Direktors der Landesirrenanstalt am Feldhof Richard Freiherr von Krafft-Ebing flankiert von den Gästen anlässlich der 150-Jahr-Feier: Elke Kahr, Birgit Großauer, Ulf Drabek, Gerhard Stark, LR Karlheinz Kornhäusl, LR Doris Kampus, Michael Lehofer, Bernhard Haas (v.l.)
- Foto: LKH Graz II
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Im Jahr 1870 wurde der Grundstein für den Neubau einer Irrenanstalt am Feldhof gelegt. 1873 übernahm Richard Freiherr von Krafft-Ebing die Anstaltsleitung. Auf seine Initiative hin wurde mit der Gestaltung der weitläufigen Parklandschaft rund um die Gebäude begonnen. Als 1874 schließlich die endgültige Fertigstellung der Hauptgebäude und damit die Eröffnung erfolgte, wurde an dieser Stelle im Süden von Graz Platz für rund 300 Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen geschaffen.
Zum Vergleich: Heute betreut die Einrichtung Menschen aus der gesamten Region und darüber hinaus. Mit rund 780 Betten bietet das Krankenhaus umfassende Behandlungsmöglichkeiten auf höchstem Niveau.
Von der Irrenanstalt zum Spital
Die Geschichte des Hauses ist eine durchaus bewegte: Ursprünglich für die Versorgung psychisch erkrankter Menschen konzipiert, wuchs das Krankenhaus mit dem medizinischen Fortschritt und den gesellschaftlichen Veränderungen. Die lange Geschichte des Standortes ist geprägt von Veränderungen, wie die architektonische Erweiterung des Areals, darunter der Bau des weithin sichtbaren Wasserturms. Besonders beeindruckend ist die Fassade des Hauptgebäudes, die mit einem Faksimile eines Briefes von Sigmund Freud bemalt ist und so die historische Bedeutung des Standortes in der Psychiatrie symbolisiert.

- Dieses Bild zeigt Sigmund Freud auf dem Balkon mit seinen geliebten ChowChow-Hunden Jofie und Lün Yu. Der Ort der Aufnahme: Hohe Warte 46. Sein Sommerdomizil von Anfang Mai bis Ende September 1933.
- Foto: Rosenberger/Auf der Hohen Warte
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Die Veränderung hat sich aber nicht nur optisch vollzogen, sondern vielmehr auch in der Behandlung der anvertrauten Patientinnen und Patienten. Überschattet wird die Geschichte des Hauses von den Deportationen und anschließenden Ermordungen von Patientinnen und Patienten in den 1940er-Jahren nach Hartheim, veranlasst durch das NS-Regime.
"Der Standort Süd, wie auch die Psychiatrie selbst, hat eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. Psychische Erkrankungen gibt es, seit es Menschen gibt, doch erst seit der Aufklärung wird von Krankheit gesprochen, begleitet vom Bemühen einer adäquaten Versorgung der Kranken. Der Standort Süd ist heute ein Ort, an dem Menschen auf Augenhöhe begleitet, behandelt und unterstützt werden."
Michael Lehofer, Ärztlicher Direktor des LKH Graz II, Standort Süd
Heute ist das LKH Graz II, Standort Süd als wichtiger Bestandteil des Krankenhausverbundes LKH Graz II der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). Die medizinischen Schwerpunkte des Standorts umfassen die Behandlung von Erkrankungen psychiatrische und psychosomatische Störungen sowie des zentralen Nervensystems.
Meilensteine in der psychiatrischen Behandlung
"Unser Ziel ist es, durch ständige Weiterentwicklung der Infrastruktur und der medizinischen Expertise auch in den kommenden Jahren auf die Bedürfnisse unserer Patientinnen und Patienten bestmöglich einzugehen", blickt der Betriebsdirektor Bernhard Haas in die Gegenwart und Zukunft, wo bereits daran gearbeitet wird, die Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie zu erweitern sowie moderne Behandlungskonzepte umzusetzen. "Durch die Kombination von bewährten Behandlungsmethoden mit innovativen Ansätzen wird eine hochwertige und zuverlässige Versorgung sichergestellt", ergänzt Pflegedirektorin Birgit Großauer.

- 1870 wurde der Grundstein für den Neubau einer Irrenanstalt am Feldhof gelegt. 1873 übernahm Prof. Dr. Richard Freiherr von Krafft-Ebing die Anstaltsleitung. Ihm zu Ehren wurde eine Büste beauftragt.
- Foto: LKH Graz II
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Damit ist die 150-jährige Geschichte des Standortes Süd auch ein Spiegelbild der Entwicklung der Psychiatrie. Es "ist ein beeindruckendes Zeugnis für die großartigen Entwicklungen in der Behandlung von psychischen Erkrankungen, und andererseits, zu gewissen Zeitfenstern der Geschichte auch mahnendes Beispiel für grausame Verirrungen einer Gesellschaft. Trotzdem hat dieser Standort über Jahrzehnte hinweg nicht nur medizinische Meilensteine in der Psychiatrie und Psychotherapie sowie der Neurologie gesetzt, sondern auch die Versorgung der Steirer*innen entscheidend geprägt", führt KAGes-Vorstandsvorsitzender Gerhard Stark aus.
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