Das Baby ist da: Vom Chaos der Gefühle

- Alles eitel Wonne? Nach der Geburt gibt es häufig psychische Krisen.
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Das große Tabu: Fast jede sechste Mutter hat Depressionen rund um die Geburt. Neuer Folder soll aufklären.
Man müsste doch glücklich und optimistisch sein: So erwartet man das von Schwangeren und frischgebackenen Müttern. Doch was, wenn die eigenen Gefühle nicht mitspielen?
Zwischen zehn und 15 Prozent aller Frauen leiden vor oder nach der Geburt an der sogenannten Postpartalen Depression (PPD). So bezeichnet man psychische Krisen und starke Verstimmungen in der Schwangerschaft und nach der Geburt. Dabei machen sich Selbstzweifel, Niedergeschlagenheit und Ängste breit (siehe links).
Grundsätzlich: Ein Gefühlschaos ist normal – egal, wie sehr man sich auf das Baby freut. Wie soll ich das schaffen? Ist die Wohnung groß genug? Hilft mir mein Partner? Die neue Lebenssituation und hormonelle Veränderungen wirbeln den Alltag und die Emotionen gehörig durcheinander.
Scham und Schuldgefühle
Bleibt man aber längere Zeit, etwa zwei Wochen, antriebslos und verzweifelt, ist das ein Anzeichen für eine Depression. „Wenn man das Gefühl hat, den Alltag nicht zu schaffen, sollte man Hilfe holen“, sagt Beate Kopp-Kelter, Psychotherapeutin beim Frauengesundheitszentrum. Doch viele Frauen scheuen davor zurück, weil sie denken, die Probleme machen sie zu einer schlechten Mutter. Dabei stecken hinter der Depression oft hohe Erwartungen an sich selbst und fehlende Unterstützung etwa durch den Partner. Fest steht: „Man ist mit diesen Gefühlen nicht alleine“, sagt Kopp-Kelter. Was in vielen Fällen hilfreich ist? Über die Sorgen zu sprechen und gemeinsam Lösungen zu finden – etwa Selbsthilfegruppe oder mit Therapeuten.
Um mit dem Tabu zu brechen, hat das Bundesministerium für Gesundheit einen Ratgeber bei psychischen Belastungen in der Schwangerschaft herausgegeben. Anlaufstellen finden Sie untenstehend.
Die Postpartale Depression (PPD) bezeichnet psychische Krisen und Depressionen, in der Zeit der Schwangerschaft und nach der Geburt.
Anzeichen sind Niedergeschlagenheit und Verzweiflung, die länger als zwei Wochen dauern. Typische Gedanken sind etwa:
• Mir ist dauernd zum Weinen
• Ich bin so müde und kann nicht schlafen
• Alles macht mir Sorgen
• Ich bin keine gute Mutter
Auch körperliche Anzeichen wie Zittern oder Herzrasen können
auftreten.
Ursachen
Hormonelle Umstellung und aktuelle Konflikte, wie Schwierigkeiten mit dem Partner, nach der Entbindung oder mit dem Arbeitegber.
Davon unterscheiden muss man den sogenannten „Baby Blues“ („Heultage“). Dieser kann intensiv sein, aber geht schneller vorbei. Er tritt oft zwischen dem 3. und 5. Tag nach der Geburt auf. 75 Prozent der Frauen sind davon betroffen.
HILFE UND BERATUNG FÜR SCHWANGERE UND MÜTTER
Die Broschüre des Gesundheitsministeriums zu psychischen Belastungen in der Schwangerschaft und nach der Geburt gibt es online unter: www.bmg.gv.at
Darin sind auch folgende Grazer Beratungsstellen gelistet:
Frauengesundheitszentrum
Joanneumring 3, 8010 Graz
Tel. 0316/83 79 98
Frauenservice Graz
Lendplatz 38, 8020 Graz
Tel- 0316/71 60 22
LKH Graz, Ambulanz für
Psychiatrie, Auenbruggerplatz 31
8036 Graz, Tel. 0316/385-13616
Mafalda
Arche Noah 11
8020 Graz, Tel. 0316/33 73 00
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