Expertentipp
Der Mensch braucht Berührungen

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- hochgeladen von Nina Schemmerl
"Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie unser Leben ohne Berührungen ausschauen würde?", fragt die WOCHE-Expertin und psychologische Beraterin Anna Katharina Lanz. Und sie fragt aus guten Grund! Denn: Der Mensch braucht von Kindheit auf Berührungen.
Das Körperzellengedächtnis
Wissenschafter haben herausgefunden, dass ein Mensch sein ganzes Leben lang davon geprägt wird, ob er als Säugling liebevoll gepflegt wurde, oder ob diese Zuwendung mehr aus Notwendigkeit geschah. "Die Wissenschaft spricht in diesem Zusammenhang vom 'Körperzellengedächtnis', das ein Leben lang nicht verloren geht. Selbst bei einer Demenz nicht", so die Expertin. So wird ein Baby, kurz nachdem es geboren wurde, auf den Bauch der Mutter gelegt, Kinder fassen sich an den Händen, Teenager wollen in schlechten Momenten in den Arm genommen werden, Erwachsene brauchen Umarmungen, ein guter Händedruck zeugt von Höflichkeit, der ein oder andere lässt sich gerne von zarten Händen massieren und Senioren fühlen sich geborgen, wenn man sich die Hände reicht. Kurz: Berührungen sind heilsam.
Der Wunsch nach dem „Spüren“ und jemand anderen spüren – und der damit verbundenen Nähe – geht dem Menschen nie verloren. Andererseits können Nähe, Umarmung, Körperkontakt und sexuelle Begegnung auch als Gefahr empfunden werden, weiß Lanz: "Dann nämlich, wenn der junge Mensch oder das Kind die Erfahrung machen musste, dass ein Erwachsener die Grenzen der liebevollen Zuwendung überschritten oder gar missbraucht hat." In jedem Fall aber bleibt der Wunsch nach liebevoller Berührung ein Leben lang erhalten.
"An dieser Stelle möchte ich Eltern und Großeltern dazu ermutigen, mit den Kindern viel zu Kuscheln. Auch unsere Senioren freuen sich über eine Umarmung oder ein Streicheln der Hände. Mit Umarmung meine ich aber nicht die zur Gewohnheit gewordene Bussi-Bussi-Begrüßung", rät sie.
Kontakt:
Anna Katharina Lanz hilft als psychologische Beraterin in schwierigen Situationen oder wenn große Entscheidungen getroffen werden müssen. Sie arbeitet nach den Methoden der integrativen Gestalttherapie und der dialogisch-systemischen Familientherapie. Als WOCHE-Expertin steht sie unseren Lesern zur Seite.
Kontakt: anna.lanz@inode.at, 0660/222 6330; Praxis: Hörgas 238, 8103 Gratwein-Straßengel
Die WOCHE-Expertin Anna Katharina Lanz zu "Vergebung statt 'Auge um Auge'".


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