Nach Vorfall in Wien
Bahnhöfe dürfen nicht zur Kletterstube werden

Nach Vorfall in Wien: Wie sicher sind die Bahnhöfe? Gehen Modernität überhaupt Hand in Hand. Ein Bahnhof aus der Region wirft bei Anrainern Fragen auf und die ÖBB setzen auf Präventionsmaßnahmen. | Foto: chunleizhao/Pixabay
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Ende Oktober ereignete sich an der Wiener U4-Station Schönbrunn eine Tragödie, die Österreich tief erschütterte. Auch im Norden von Graz-Umgebung regte das Thema zum Kopfschütteln an, vor allem ein Bahnhof sticht hervor. Die ÖBB nahm gegenüber MeinBezirk Stellung.

GRATWEIN-STRASSENGEL. Zwei Jugendliche im Alter von 17 und 18 Jahren verloren ihr Leben, als sie zusammen mit zwei weiteren Freunden auf das Dach eines Zuges kletterten, um das gefährliche Spiel des Subway-Surfens zu betreiben. Beim Einfahren des Zuges in die Station prallten sie gegen eine Fußgängerbrücke, was für zwei der Jugendlichen tödlich endete. Ein 16-Jähriger wurde leicht verletzt, während ein 13-Jähriger das Geschehen unverletzt überstand.

Regionaler Bahnhof im Auge

Der Vorfall wirft ernste Fragen zur Sicherheit und Zugänglichkeit der Bahnhöfe auf. Wie ist es möglich, dass junge Menschen so leicht Zugang zu den Zügen bekommen? Die Diskussion über Sicherheitsmaßnahmen an Bahnhöfen ist nicht neu, gewinnt jedoch nach solchen tragischen Vorfällen erneut an Brisanz.

Von der Bank auf die Lärmschutzwand, wer haftet eigentlich? | Foto: KK
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Auch der kürzlich renovierte Bahnhof in Judendorf-Straßengel stößt in der Region auf Kritik von Anrainern, die bereits das ein oder andere Mal beobachteten, dass Kinder das Bahnhofsgelände nutzen, um auf den Bänken und Lärmschutzwänden zu klettern. Somit stellt sich die große Frage: Sind moderne Bahnhofsdesigns ausreichend auf Sicherheit ausgelegt oder dienen sie als Kletterroute auf die Bahnhofsgebäude oder sogar Schienen?

Wer haftet in solchen Fällen?

Die juristische Verantwortung in solchen Fällen ist komplex. Grundsätzlich haften Eltern für ihre minderjährigen Kinder, wenn diese Schäden verursachen oder sich selbst in Gefahr bringen. Allerdings hängt die Haftung davon ab, ob eine Verletzung der sogenannten Aufsichtspflicht vorliegt. Haben Eltern ihre Kinder ausreichend über die Gefahren aufgeklärt und angemessen beaufsichtigt, dann könnte die Haftung entfallen.
Bei Jugendlichen über 14 Jahren kann auch Eigenverantwortung gelten, wenn sie als alt genug angesehen werden, um die Risiken ihres Handelns zu verstehen. In dieser Altersgruppe ist es oft schwierig zu bestimmen, ob die Eltern eine direkte Verantwortung tragen oder ob die Jugendlichen selbst zur Verantwortung gezogen werden.

Prävention und Sicherheit

Um tragische Unfälle wie das Klettern auf Zügen zu verhindern, sind verstärkte Präventionsmaßnahmen erforderlich. Die ÖBB reagierten auf eine Anfrage von MeinBezirk und betonten, dass "Sicherheit immer oberste Priorität hat, sowohl im Bahnbetrieb als auch auf den Anlagen. Das betrifft nicht nur den sicheren Bahnbetrieb an sich, sondern auch die Sicherheit auf den Bahnanlagen."

Bei der Modernisierung von Bahnhöfen setzen sie auf eine offene, helle Bauweise, gute Beleuchtung und Videoüberwachung. Die ÖBB wiesen unter anderem darauf hin, dass das Verhalten der Erziehungsberechtigten entscheidend ist. "Die Bahn ist kein Spielplatz", so die Stellungnahme. Besonders wichtig sei die Einhaltung von Regeln, da auf den Bahnanlagen mit hohen Geschwindigkeiten und schweren Maschinen gearbeitet wird.

Sicherheit hat bei den ÖBB oberste Priorität. Durch Veranstaltungen und weiteren Maßnahmen machen sie auf das Fehlverhalten am Bahnhof aufmerksam. | Foto: ÖBB
  • Sicherheit hat bei den ÖBB oberste Priorität. Durch Veranstaltungen und weiteren Maßnahmen machen sie auf das Fehlverhalten am Bahnhof aufmerksam.
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Ein besorgniserregender Trend ist das sogenannte "Subway Surfing", wortwörtlich übersetzt "Bahn-Surfen", bei dem Jugendliche auf teils fahrende Züge klettern. In den letzten zehn Jahren gab es 21 Fälle, darunter acht Todesfälle und zwölf Schwerverletzte. Die ÖBB setzen auf Prävention durch Aufklärung, etwa durch Sicherheitskampagnen, Vorträge an Schulen und Präventionsmaßnahmen wie Videoüberwachung und Sicherheitskontrollen.

Abschließend warnten die ÖBB, dass das unbefugte Betreten von Bahnanlagen immer lebensgefährlich sei und Klettern auf Züge das Risiko drastisch erhöhe. Sie appellieren ebenso, gemeinsam auf die Gefahren hinzuweisen: "Wenn Eltern und Großeltern, die Schule und Eisenbahnunternehmen, wenn wir alle gemeinsam als Gesellschaft, die Kinder und Jugendlichen auf die Gefahren aufmerksam machen, dann werden wir in Zukunft diese Unfälle verhindern können."

Aussicht und Fazit

Der tragische Vorfall an der U-Bahn-Station Schönbrunn ist ein weiterer Weckruf. Er zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur über die Verantwortung der Eltern zu sprechen, sondern auch umfassendere Maßnahmen zu ergreifen, um solche Unglücke in Zukunft zu verhindern. Es gilt, ein Gleichgewicht zu finden zwischen präventiven Maßnahmen und der Förderung eines verantwortungsbewussten, aufgeklärten Verhaltens bei jungen Menschen. Am Ende des Tages sollte der Gedanke, am Bahnhof zu spielen oder zu klettern, nicht in den Sinn kommen. Das Thema wird auch in Zukunft weiterhin relevant bleiben.

Auch die ÖBB warnen unter dem Motto "Pass auf dich auf"

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