Interview mit Dr. Nina Wanek, Webdesignerin
Betriebswirtschaftliche Nachteile für nicht-barrierefreie Webseiten

- Dr. Nina Wanke erklärt warum barrierefreie Webseiten für Unternehmer nur Vorteile haben.
- Foto: Sabine Holzner
- hochgeladen von Eva Primavesi
In 9 Monaten ist es soweit – ab dem 28. Juni 2025 sind Unternehmen gesetzlich verpflichtet ihre Webseiten bzw. Onlineshops barrierefrei zu gestalten. „Viele österreichische Betriebe müssen jetzt mit der Umsetzung starten – es besteht dringender Handlungsbedarf,“ warnt Dr. Nina Wanek, Inhaberin der Web-Agentur Grafikwald im Waldviertel.
Was bedeutet „barrierefreie Webseite“?
Nina Wanek: Kleidung online einkaufen oder eine Banküberweisung tätigen, das ist für viele heute selbstverständlich. Aber für Menschen mit Beeinträchtigung oft schwer oder gar nicht möglich, weil es beispielsweise zu wenig Kontraste in den Schriftfarben gibt und Webseitentexte daher von Menschen mit Sehbehinderungen nicht gut gelesen werden können. Oder die Webseite ist nicht vernünftig allein mit der Tastatur anstelle der Computermaus bedienbar. Das sind allerdings Grundvoraussetzungen, dass Menschen mit Behinderungen digitale Angebote nutzen können.
Jetzt müssen bis Juni 2025 viele Unternehmen ihre Webseite umbauen. Gibt es auch betriebswirtschaftliche Vorteile von barrierefreien Webseiten?
Nina Wanek: Es ist eigentlich im eigenen Interesse der Webseitenbetreiber ihre Internetseiten und Onlineshops barrierefrei zu gestalten, weil sie aktuell eine große Käuferschicht ausschließen. Zudem profitieren alle Kunden von einer einfach zugänglichen, gut lesbaren und optimal bedienbaren Webseite. Ein weiterer Bonus ist: Man schneidet bei den Suchmaschinen besser ab, wird also besser im Internet gefunden. Nicht-barrierefreie Webseiten bringen eigentlich nur große betriebswirtschaftliche Nachteile!
Was sind aus Ihrer Sicht die häufigsten Hürden bei der Umstellung auf barrierefrei, und gibt es einfache Lösungen?
Nina Wanek: Hier ein paar Alt-Texte oder Schriften zu ändern ist nicht das Problem. Aber wenn man eine Webseite mit 1.000 Artikeln optimieren muss, und das noch im Tagesgeschäft, wird es schon heikler.
Was man umsetzen muss – dafür gibt es einen klaren Anforderungskatalog, der sich am WCAG – den „Web Content Accessibility Guidelines” – und der EU-Norm EN 301 549 orientiert. Kurz gesagt, es geht um die Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und um die Robustheit, so dass assistierende Techniken wie beispielsweise ein Screenreader die Website interpretieren können.
Welche Schritte empfehlen Sie?
Nina Wanek: Unternehmer von großen Webseiten sollten jetzt schon den Status quo überprüfen und bestimmen, welche Schritte nötig sind und in welchem Zeitraum diese umgesetzt werden müssen. Auf meiner Webseite biete ich auch eine Checkliste zum Download an.
Vielen Dank für das Interview, Frau Dr. Wanek.
Dr. Nina Wanek, Webdesignagentur Grafikwald
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