Von Ruß und Kindergeschichten
Der Gmünder Rauchfangkehrer, der gern' schreibt

- Peter Mahler ist Rauchfangkehrer aus Leidenschaft. Den BezirksBlättern erzählt er vom Nachwuchsproblem seiner Branche und von seinen Geschichten.
- Foto: cf
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Peter Mahler ist leidenschaftlicher Rauchfangkehrer. Dabei hat er eine ungewöhnliche Nebenbeschäftigung: seit einem Unfall, nachdem er beinahe seinen Traumberuf aufgeben musste, schreibt er seine Erlebnisse als Kindergeschichten nieder.
BEZIRK. Peter Mahler ist ein Veteran in seinem Job. Schon seit mehr als 30 Jahren arbeitet er als Rauchfangkehrer. „Ich liebe meinen Beruf“, sagt Mahler. Es ist für ihn mehr eine Berufung als eine einfache Arbeit. Am meisten liebt er dabei den Kundenkontakt. „Wir bekommen einen immensen Vertrauensvorschuss. Wir dringen in die Privatsphäre der Leute ein - bis ins Wohnzimmer. Da muss man wissen, wie man mit Menschen umgeht.“ Erlebnisse kommen dabei auch nicht zu kurz: „Was wir schon alles aus den Rauchfängen geholt haben. Wespen- und Vogelnester sowie Spinnweben, die alles verstopfen. Ein Schlange war auch einmal dabei.“
Schicksalsschlag
Drei Jahrzehnte arbeitete Peter als Rauchfangkehrer der Leute. Dann passierte der Unfall. Im Jahr 2017 war er auf dem Weg zu einem Haus, um dort seine Arbeit zu verrichten. Als er eine Leiter mit seinen neuen Handschuhen nahm, rutschte er ab und fiel rückwärts mit dem Hinterkopf auf den Beton. Da der Hausbesitzer zur Zeit des Termines nicht anwesend war, musste Peter im verletzten Zustand selbst Hilfe holen. Er wählte benommen die Nummer eines Freundes, der ihn ins Krankenhaus brachte. Im Spital traf ihn die schlechte Nachricht wie ein Schlag ins Gesicht: Die Ärzte meinten, er könne seinen Beruf in dieser Form nie wieder ausüben. Er habe sich Entzündungen der Nerven hinzugezogen.
Schreiben aus dem Nichts
Dieses Erlebnis brachte ihn dazu, schriftlich mit seiner Leidenschaft, seinem Traumberuf abzuschließen: Er schrieb von da an seine Erlebnisse als Geschichten - speziell für Kinder - nieder. Vorher hatte Peter mit dem Schreiben nichts am Hut. „Es ist auf einmal einfach gekommen“, meint er. Das Feedback aus dem Umfeld zu seinen Geschichten ist gut. Dennoch hat er seine Geschichten noch nirgends publiziert. „Ich spiele aber schon lange mit dem Gedanken daran, habe mich aber noch nicht getraut.“
Branche kämpft mit Nachwuchs
Zwei Jahre vergingen schließlich, in denen Peter sich von seinem Unfall erholen konnte. „Ich kann jetzt wieder genauso arbeiten wie früher. Ohne das Schreiben hätte ich mich wahrscheinlich nicht so auf meine Genesung konzentrieren können.“ Sollten seine Geschichten irgendwann einmal veröffentlicht werden, könnte neue Jugend in den Beruf getrieben werden. Denn mit neuen Lehrlingen sieht es in der Branche schlecht aus. „Wir haben massiv mit Nachwuchs zu kämpfen“, sagt der Rauchfangkehrer. Ersatz für Kollegen, die in wenigen Jahren in Pension gehen, findet sich kaum.
Kinder für Beruf begeistern
Gerade in den Sommerferien sind die Kinder bei den Terminen öfter einmal zu hause. Diese Gelegenheit nutzt Peter gleich, um nicht nur bei den Eltern ein positives Bild von seinem Beruf zu zeichnen. „In dem ich bei meinen Hausbesuchen die Kinder auch mal einen Knopf beim Messgerät drücken lasse und ihnen ein paar Dinge zeige, erschaffe ich eine schöne Erinnerung für sie.“ Zu vielen seiner Kunden pflegt er gute Bekanntschaften. „Man grüßt sich auch auf der Straße und die Kinder rufen dann 'schau, da ist der Rauchfangkehrer!' zu ihren Eltern.“
Beruf hat sich gewandelt
Wie bei vielen Berufen gibt es auch gegenüber Rauchfangkehrern einige Vorurteile. „Viele Leute haben ein falsches Bild vom Beruf. Oft heißt es 'der macht nur einen Dreck' oder unsere Arbeit wäre sowieso unnötig. Dabei sorgen wir dafür, dass das Heizen im Winter richtig funktioniert und die Sicherheit der Menschen garantiert ist. Stichwort: CO2-Vergiftung.“ Zudem habe sich der Beruf in den letzten Jahrzehnten gewandelt: Waren es am Anfang nur reine Kehrtätigkeiten, sind Messvorgänge sowie Energie- und Emissionsberatungen hinzugekommen. Das allgegenwärtige Thema Umweltschutz hat auch diesen Beruf schon lange erreicht. Dieses, gerade für die Jugend äußerst relevante Thema, könnte Nachwuchs in die Rauchfangkehrer-Branche bringen.
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