Wetter machte Strich durch die Rechnung
Ernte 2024: Bis zu 80 Prozent weniger Obst
Wie gut ist die Obsternte in diesem Jahr? MeinBezirk sprach mit Landwirten aus der Region zur Erntebilanz.
GAILTAL. Im April war es erst zu heiß, dann zu kalt. Starke Niederschläge folgten. Der Mai 2024 war in diesem Jahr von einem regen Tiefdruckeinfluss geprägt, war jedoch überdurchschnittlich warm. Der darauffolgende Monat Juni startete kühl und zeigte sich nach einer kurzen Wärmephase von seiner kalten und nassen Seite. Die Auswirkungen des wechselhaften, zu warmen und niederschlagsreichen Wetters bekommen jetzt die Obstbauern zu spüren, die vor der Ernte stehen.
Biohof "Echt Krass"
Leopold Feichtinger betreibt mit seiner Partnerin Ulrike Petschacher seit 2015 in Kraß bei Hermagor den Biohof „Echt Krass“. Das Paar hat den Schwerpunkt auf Schafmilch- bzw. Schafprodukte und Streuobstproduktion gelegt. Rund 180 Obstbäume dienen vorzugsweise der Produktion von Obst. Aus dem Streuobst stellt Feichtinger Most, Edelbrände und sortenreine Apfelsäfte her. Von einer reichen Ernte ist er weit entfernt: „Heuer schaut es leider nicht so gut aus. Viele Obstbäume weisen durch die Dauernässe im Frühsommer krankes Laub auf und sind jetzt mehr oder weniger schon laublos. Viele Bäume zeigen sich bereits komplett kahl. Es ist relativ viel Obst auf den Bäumen, aber die Qualität lässt zu wünschen übrig, weil das Obst ohne Blattwerk nicht mehr richtig reifen kann. Der Baum schaut, dass er überleben kann. Hauptsächlich betrifft es unsere Apfelbäume. Besonders bei der Apfelsorte ‚Kronprinz Rudolf‘ schaut es ganz schlecht aus“, berichtet der Biolandwirt und geht von einem Ernteverlust von 80 Prozent aus.
"Überlege, ob ich weitermache"
„Für mich bedeutet es mittlerweile, dass ich mir überlegen muss, ob ich so weitermache, wenn ich nichts produzieren kann. Auf die Dauer kann ich die Arbeit ohne Einkunft nicht machen“, so Feichtinger, der davon ausgeht, dass die Wetterkapriolen zunehmen werden. „Ich bin seit zehn Jahren im Gailtal und habe schon die Wahrnehmung, dass die Niederschlagsereignisse immer kürzer und kompakter werden und der Boden den vielen Regen nicht aufnehmen kann. Dann wieder gibt es lange Trockenphasen. Es wird für mich als Landwirt zunehmend schwieriger, sagt Feichtinger der in diesem mit einem weiteren Problem konfrontiert ist: „Mir geht für die Schafe das Futter auf der Weide aus“, erzählt der Landwirt: Durch die extreme Trockenheit, die durch unserer südlich exponierte Lage begünstigt hat, ist nach dem zweiten Schnitt nichts mehr gewachsen. Ich muss also Futter zukaufen.“
Biohof Madritsch-Halder
Christiane Halder und Hans Madritsch führen in Karnitzen den Biohof Madritsch-Halder. Neben dem Anbau von Bio-Gemüse und Kräutern aller Art kultiviert das Paar verschiedene Sorten an Spalierobst, Baumobst und Beerenobst. Das Obst wird großteils zu Fruchtsäften, Marmeladen, Schnäpse und Liköre verarbeitet. Eigentlich hätte es aufgrund der Alternanz (das heißt: bei Streuobstwiesen ist alle zwei Jahre mit Ertrag zu rechnen) heuer ein ertragreiches Jahr werden sollen. Dem ist aber nicht so. Schon im letzten Jahr haben Alternanz, das schlechte Blühwetter und der hohe Schädlingsdruck der Ernte einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Das Frühjahr war schwierig. Anfang bis Mitte April war es überdurchschnittlich warm, dann kam der Kälteeinbruch, wo es uns sogar in die Blüte reingeschneit hat. Dann folgten zwei Monate nur schlechtes Wetter. Mit einem blauen Auge davongekommen sind Christiane und Hans beim Spalierobst: „Marillen, Birnen und Pfirsiche waren weniger betroffen, da haben wir eine Ernte. Besonders die guten Weinbirnen, eine wunderbare Streuobstsorte, sind geeignet für Kletzen oder feinen Schnaps“, so die Biobäuerin. Auch der Ertrag beim Beerenobst war laut Halder nicht so schlecht. „Bei Kornelkirsche, Erdbeeren, Ribisel und Mispeln passte so weit alles. Auch die Herbst-Himbeeren sind wieder sehr ertragreich. Leider ist die Apfelernte nur mittelmäßig bis schlecht, weil wir im Sommer zwei Monate Hitze und Trockenheit hatten“, bedauert Halder und berichtet: „Es ist bereits sehr viel Obst von den Bäumen heruntergefallen. Und das Obst ist früher reif.“ Gar keine Ernte verzeichnen die Bio-Landwirte bei Kirschen, Zwetschken und Walnüssen. Letztere sind im Frühjahr komplett abgefroren.
Absicherung zweites Standbein
Die Ernteeinbuße schätzt Halder so ein. „Ich würde sagen, maximal die Hälfte des zu erwartenden Ertrages.“ Für den Betrieb steht in erster Linie als Erwerbsprodukt das Gemüse im Vordergrund. Daher ist es für Halder und Madritsch wirtschaftlich nicht so dramatisch. „Wir sind zum Glück keine reinen Erwerbsobstbauern, denn der Ertrag beim Obst ist immer sehr unsicher.“
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