Overtourism
Die Investoren zieht es in die Berge

Kurz vor der Staatsgrenze entsteht das neue Almresort Sonnenalpe Nassfeld | Foto: Hans Jost
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  • Kurz vor der Staatsgrenze entsteht das neue Almresort Sonnenalpe Nassfeld
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Der Kärntner Berg-Tourismus soll in den nächsten Jahren durch zahlreiche Chalet-Dörfer und Appartements belebt werden.

NASSFELD. Die Gailtaler WOCHE berichtete am 31. März über das neue „Almresort Sonnenalpe Nassfeld“ der Firma Riedergarten, das unmittelbar vor Baubeginn steht und bis Ende 2022 realisiert werden soll.
Aber auch am Klippitzthörl, auf der Hochrindl, auf der Gerlitzen und am Goldeck bereiten verschiedene andere Investoren ähnliche Alpin-Projekte mit Chalet-Dörfern und Appartements vor.
Leser-Reaktionen zeigen, dass die Meinungen über den Trend der starken touristischen Erschliessung unserer Berge und Almen geteilt sind. Es gibt sowohl Zuspruch als auch Widerstand.
Das neue Kärntner Raumordnungsgesetz, das ab 1. Jänner 2022 in Kraft tritt, soll eine wirksame Richtschnur für künftige Widmungen sein, um vielen Immobilien-Spekulationen und dem Zweitwohnsitz-Wildwuchs einzudämmen. In einer kürzlich stattgefundenen Diskussion gibt auch Landesrat Daniel Fellner zu bedenken: „Mit den vielen Zweitwohnsitzen wird die Schönheit unseres Landes verkauft. Urlauber kommen sicher nicht zu uns, um Chalets zu bewundern.“

Langzeit-Projekt

Angesprochen auf das neue Nassfeld-Projekt verweist Riedergarten-Geschäftsführer Bernd Rausch auf die Vorgeschichte: „Bereits im Zuge der Errichtung der Milleniumbahn im Jahre 1999 wurde die Neuerrichtung von 3000 Betten direkt am Nassfeld als notwendig erkannt und festgesetzt. Von diesen wurden zwischenzeitlich ca. 600 Betten tatsächlich errichtet. Mit dem bevorstehenden Almresort Sonnenalpe erreichen wir etwa ein Drittel dieser Zielsetzung. Von unserer Seite erfolgt jede Projektierung und Umsetzung auf Basis aller anzuwendenden Gesetze, Verordnungen und Normen - somit auch der geltenden Kärntner Raumordnung. Die Vergabe an Kärntner Firmen und die Schaffung und Erhaltung entsprechender regionaler Arbeitsplätze ist uns genauso wichtig wie die entsprechende Nachhaltigkeit und Qualität in der Planung, Errichtung und vor allem auch im laufenden Betrieb. Ich glaube auch, dass es einer wirklich genauen Betrachtung „kalter Betten“ bedarf und Pauschalurteile kaum haltbar sind. Wie so oft gibt es hier sowohl Vor- als auch Nachteile.“

Beschränkte Ressourcen

Hermann Verderber war 32 Jahre Obmann des Alpenvereins, Sektion Hermagor, und beruflich als Leiter der Abteilung Wasserrecht und Umwelt in der BH Hermagor tätig. „Die grundsätzliche Frage ist, warum wir immer mehr wollen und warum keine Grenzen eingezogen werden. Wir sprechen im Alpenraum schon lange von Übererschließung mit allen ihren negativen Folgen. Ohne Wachstum können wir unsere Schulden nicht zurückzahlen, ohne Wachstum bricht das System zusammen, davor haben alle Angst, Wachstum ist der Erfolgsgarant. Da aber die Ressourcen auf der Erde nur beschränkt zur Verfügung stehen, ist der Zusammenbruch des Systems vorprogrammiert, es ist nur eine Frage der Zeit. Wir handeln als Menschheit so, als gäbe es keine Grenzen. Eine, die aber doch langsam wahrgenommen wird, ist der Klimawandel bzw. die Klimakrise, die auch bei uns durch gewaltige, sich in kurzen Zeiträumen wiederholende Stürme aufrütteln müsste. Hochwässer werden stärker und unkalkulierbarer. Das Beispiel „Appartements am Nassfeld“ heißt nichts anderes, als Zweitwohnsitze zu schaffen, die besonders in Zeiten der Pandemie, aber auch sonst, problematisch sind - weil die Räume nur zeitweise genutzt werden, die zur Verfügung gestellte Infrastruktur aber auf Vollbelegung dimensioniert sein muss, Wasser, Strom, Straßen.“

Profitgier und schnelles Geld

Klaus Krainer von der Arge Naturschutz Kärnten kann der laufenden Entwicklung nur wenig Positives abgewinnen: „Der Planet Erde hat uns Menschen nicht verdient. Die Profitgier und die Aussicht auf das schnelle Geld einiger weniger sind noch immer zentrale Antriebe unseres gesellschaftliches Denken. Nachdem es offensichtlich immer weniger Möglichkeiten in Gunstlagen im Tal gibt, die mit Schuhschachteln verbaut werden können, beginnen Investoren in die Höhe zu denken. Offensichtlich werden die Betonburgen in den schweizerischen und französischen Alpen ausgeblendet. Eine Behübschung mit Holz ist letztendlich auch eine Farce, da die unweigerlich damit verbundene Infrastruktur (Straßen, Licht, Wasser, Kanal, Müll, usw) eine zusätzliche enorme Belastung für die Umwelt darstellen. Wirtschafts-Wachstum auf Kosten der Umwelt, auf Kosten der Gesellschaft, eine nie endende Spirale! Wird denn der Mensch nie gescheiter? Offensichtlich werden all die negativen Beispiele der Vergangenheit ausgeblendet.“

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